Baden-Baden. Um bei der Gala in Baden-Baden dabei zu sein, nahm Daniel Fischbuch sogar Reisestrapazen in Kauf. Nachdem der Angreifer die Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga zu einem 3:1-Sieg bei den Eisbären Berlin geschossen hatte, blieb ihm kaum Zeit, um seine sieben Sachen zusammenzupacken. Durch den Stau der Hauptstadt ging es zum Flughafen. Nur um dort zu erfahren, dass die Maschine nicht wie avisiert in Baden-Baden würde landen können.
Nicht nur über dem Kurhaus hatten sich dicke Nebelschwaden gebildet. Doch das hielt den Eishockey-Tross nicht auf. Zwar nach dem Umweg über den Stuttgarter Flughafen mit ein wenig Verspätung, aber gut gelaunt, liefen die Spieler, die im Mai bei der WM in Tampere und Riga den Gewinn einer historischen Silbermedaille gefeiert hatten, über den roten Teppich. „Die Sportlerwahl in Baden-Baden hat einen sehr hohen Stellenwert. Zudem hat von uns niemand erwartet, dass wir bei der WM so erfolgreich sein würden. Also muss man die Feste feiern, wie sie fallen“, sagte Fischbuch.
Team des Deutschen-Eishockey-Bundes auf Rang zwei
Das Ergebnis der Wahl, bei der erstmals nicht nur deutsche Sportjournalisten, sondern auch Sportlerkollegen involviert waren, tat seiner Hochstimmung keinen Abbruch: Hinter den Basketball-Weltmeistern (2539 Stimmen) landete das Team des Deutschen Eishockey-Bundes auf Rang zwei (1718).
Fischbuch betonte nicht ohne Stolz, dass nicht nur die deutschen Puckjäger durchaus als Vorbild für andere Sportarten durchgehe können. „Wir haben auch bei den Basketballern und den Hockey-Jungs gesehen, dass Deutschland immer noch eine Turniermannschaft sein kann, wenn das Team zusammenwächst“, betonte der 30-Jährige, der auch darauf hinwies, dass bei der WM nicht alles nach Wunsch lief.
Eiskalte Teambuildingmaßnahme
Zum Auftakt setzte es drei Niederlagen in Folge – und dennoch feierte das DEB-Team den größten WM-Erfolg seit 70 Jahren. „Nach dem gewonnenen Viertelfinale ist bei uns die Erkenntnis gewachsen, dass da einiges geht. Wir haben immer mehr daran geglaubt“, sagte Fischbuch und erinnerte an das Eisbad in einem finnischen See in der Nähe zum Hotel: „Das wurde vor unseren Spielen mehr und mehr zu einem Ritual. 15 Spieler waren am Schluss dabei. Wie bei den Spielen haben wir uns gegenseitig angetrieben und angefeuert, um die zehn Minuten im eiskalten Wasser durchzustehen.“
Alle unterstützten sich gegenseitig – und hatten dabei viel Spaß. „Es hat gebrannt, es hat wehgetan. Zur Ablenkung hat aber immer einer angefangen, einen Witz zu erzählen oder Quatsch zu machen“, erzählte Fischbuch, der beim Gala-Dinner in Baden-Baden an der Seite der Berliner und Münchner Profis saß.
Kein Vorbeikommen am Basketball
Trotz des großen Erfolgs im Mai wusste auch Fischbuch genau: An einer anderen Mannschaft würde es in diesem Jahr kein Vorbeikommen geben. Beim Champions-League-Trip im September verfolgte er selbst mit einigen Adler-Teamkollegen den Halbfinalcoup der deutschen Basketballer gegen die USA. Diese Leistung nötigte auch Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis großen Respekt ab. „Wie bei uns haben auch die Basketballer Teamspirit, Zusammenhalt und der Glaube an sich Berge versetzt“, betonte die Mannheimer Eishockey-Ikone.
Ob es wie bei den Basketballern auch beim Pucksport einen Aufschwung gibt? Kreis ist verhalten zuversichtlich. „Die Zuschauerzahlen in der DEL sind ein Anzeichen dafür, dass sich mehr Menschen an Eishockey herantasten“, sagte 64-Jährige, um augenzwinkernd zu ergänzen: „Leider ist es bei uns nicht ganz so leicht, Kinder für unseren Sport zu gewinnen. Eishockey ist doch etwas komplizierter als Basketball. Da kannst du nicht einfach beim Nachbarn klingeln, dir den nächsten Korb suchen und loslegen.“
Respekt vor Varfolomeev
An der Seite von DEB-Präsident Peter Merten, Vizepräsident Andreas Niederberger und Sportdirektor Christian Künast ließ sich Kreis im Bénazetsaal des Kurhauses das Drei-Gänge-Menü schmecken. Auf der Bühne gratulierte er Denise Herrmann-Wick (Biathlon) und Lukas Dauser (Turnen) zu deren Wahl zur Sportlerin/zum Sportler des Jahres. Er bewunderte aber auch die Leistungen der anderen Platzierten wie die von Darja Varfolomeev, der fünffachen Weltmeisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik: „Was da für eine Arbeit und ein Verzicht geleistet wurde, ist beeindruckend.“
Herrmann-Wick freute sich am Sonntagabend besonders darüber, dass sie die goldene Trophäe von ihrem „Bergdoktor“ aus der gleichnamigen ZDF-Sendung bekam. Schauspieler Hans Sigl (54) trat energiegeladen auf die Bühne und sagte zu Herrmann-Wick, die großer Fan der Sendung ist: „Ich bin stolz, hier sein zu dürfen. Du bist die erste Olympiasiegerin, der ich gegenüberstehe.“
Dauser auf den Spuren von Fabian Hambüchen
Turner Dauser wandelt derweil auf den Spuren von Fabian Hambüchen. Nachdem der 30-Jährige in Antwerpen den Wetzlarer als bislang letzten deutschen Turn-Weltmeister abgelöst hatte, ist er nun auch der erste Turner seit Hambüchen 2016, der die Auszeichnung in Baden-Baden erhielt. Pünktlich zur Gala war Dauser am vorigen Mittwoch mit seiner Frau Viktoria aus dem Urlaub auf den Malediven zurückgekehrt. „Es war unglaublich schön“, sagte er.
Auf dem Weg zu seinem Gold-Coup im Oktober hatte sich Dauser – sowohl sportlich als auch privat – durch ein Tief gekämpft. Ein Muskelbündelriss in der Schulter hatte ihn lange am Turnen gehindert. Auf den Rängen zwei und drei landeten Schwimm-Weltmeister Florian Wellbrock sowie Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler. Sie konnten gut damit leben, dass ein anderer vor ihnen landete – schließlich ist die Gala in Baden-Baden nicht nur eine Ehrung der Besten, sondern auch das vorweihnachtliche Treffen der Sportfamilie, bei dem alle dabei sein wollen.
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