Osnabrück. Die 3. Liga und vor allem den VfL Osnabrück beschäftigen weiter die Vorwürfe um eine mögliche versuchte Spielmanipulation von Marco Antwerpen und Frank Döpper. Der damalige Cheftrainer des VfL und sein Assistent – beide von Januar bis September 2024 auch schon als Trainerteam für den SV Waldhof verantwortlich – sollen diese im Vorfeld des niedersächsischen Pokalfinales gegen Blau-Weiß Lohne im Mai versucht haben.
Die Partie hatte Osnabrück mit 2:4 verloren. Der DFB-Kontrollausschuss nahm im Nachgang Ermittlungen auf, wie der Verband gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) bestätigt hatte. Diese mündeten nun in einem Verhandlungstermin gegen den ehemaligen Chefcoach der Osnabrücker und seinen Co-Trainer. Von beiden hatte sich der VfL kurz nach dem Pokalspiel getrennt.
Um welche Vorwürfe es in der Anklage konkret geht, wird nur indirekt, aber eindeutig durch den Verweis auf Paragraf 6a der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB benannt. Dieser bezieht sich ausschließlich auf Tatbestände in Sachen Spielmanipulation. Ob die Vorwürfe berechtigt sind, kann jedoch erst das weitere Verfahren ergeben.
Verliehener Stürmer sollte nicht gegen seinen Stammverein auflaufen
Nach NOZ-Informationen ergibt sich folgender Verdacht: Mutmaßlich haben Antwerpen und Döpper versucht, den Einsatz eines Lohner Spielers in dem Finale zu verhindern. Dies soll nicht direkt erfolgt sein, aber es soll durch Antwerpen und Döpper Druck auf ein Mitglied des Trainer- und Funktionsteams des VfL ausgeübt worden sein. Dieses sollte den Spieler davon überzeugen, nicht an der Partie teilzunehmen oder zumindest nicht mit vollem Einsatz zu spielen. Die Aufforderungen sollen mit der Zeit immer hartnäckiger und massiver geworden sein.
Bei dem Spieler handelt es sich wohl um Stürmer Bernd Riesselmann. Das bestätigte dessen Berater Markus Peter der NOZ. Der 20-Jährige war zum damaligen Zeitpunkt vom VfL an Lohne ausgeliehen. Dem jungen Stürmer soll signalisiert worden sein, dass sich eine Teilnahme an der Partie negativ auf seine Karriere beim VfL nach seiner Rückkehr in diesem Sommer auswirken könne.
Zum genauen Inhalt wollte sich der Riesselmann-Berater nicht äußern. Er erklärte aber: „Bernd hat mich am späten Abend des 20. Mai über einen Anruf mit inakzeptablem Inhalt aus dem direkten Umfeld des VfL informiert, zu dessen Inhalt ich mich öffentlich nicht äußere. Ich habe daraufhin umgehend den Verein darüber in Kenntnis gesetzt. Insofern hat Bernd sich korrekt verhalten.“
Der VfL soll sich danach an einen Ombudsmann des DFB gewandt haben. Dieser ist eine unabhängige Anlaufstelle für Spieler, Vereine und Schiedsrichter in möglichen Fällen von Wett- oder Spielmanipulation. Riesselmann kam dann trotz des Anrufs beim 4:2-Erfolg der Lohner zum Einsatz und erzielte sogar das Tor zum Endstand.
Die Ex-Waldhof-Trainer Antwerpen und Döpper sowie deren Anwalt waren bislang nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Es ist also möglich, dass die Betroffenen den Sachverhalt anders darstellen und die Vorwürfe bestreiten.
Auch vor dem Arbeitsgericht treffen sich Antwerpen und der VfL wieder
Klarheit kann die Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht am 28. August bringen. Ob diese öffentlich ist, steht noch nicht fest. Dazu steht Ende des Monats auch noch ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Osnabrück an. Dort hatten Antwerpen und Döpper nach der Trennung des Vereins Kündigungsschutzklage eingelegt. Der VfL will sich vorerst mit dem Verweis auf ein laufendes Verfahren weder zu den Gründen der Trennung von dem Trainerduo noch zur Anklage der beiden durch den DFB-Kontrollausschuss äußern.
Die Verantwortlichen äußerten indes ihre Hoffnungen, dass die Diskussionen über den „Fall Antwerpen“ die sportliche Situation des VfL nicht allzu sehr beeinträchtigen. Zuletzt beim Auswärtsspiel gegen 1860 München war auch Riesselmann dabei. Der junge Stürmer stand bei der 1:3-Niederlage sogar in der Startelf.
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