Bundesligaserie, Teil 14

Der SC Freiburg: Geballte Offensivkraft für Bundesliga-Saison

Zielgerichtet hat der SC Freiburg für die neue Saison eingekauft. Zusammen mit seinem bisherigen Personal hat er plötzlich ein großes Angebot in der Offensive.

Von 
Ralf Mittmann
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Auch dank der Offensivkraft von Lucas Höler (Mitte), Vincenzo Grifo (rechts) und Co. landeten die Freiburger am Ende der vergangenen Saison auf Rang fünf. © Silas Stein/dpa

Freiburg. Mehr als 30 Millionen Euro hat der SC Freiburg in neue Spieler investiert. Was hat der Fußball-Bundesligist nun vor? So etwas hat es schließlich noch nicht gegeben.

Dass diese Summe zu etwas verpflichten würde, sieht man beim Sportclub aber überhaupt nicht so. Denn im Breisgau sind auf allen Ebenen Spezialisten am Werk, die wissen, was geht und was nicht: für die Ergebnisse auf dem Rasen Chefcoach Julian Schuster und sein Trainerteam, für die zielorientierten Spielereinkäufe Scoutingchef Klemens Hartenbach mit seinen Mitarbeitern und für die Finanzen Vorstand Oliver Leki, der es schon über Jahre fertigbringt, schwarze Zahlen zu produzieren und mit seiner Crew die Basis schafft für solche Ausgaben. Oder wie man das in der Branche nennt: für Investitionen in Beine.

Wer hat die Breisgauer alles verlassen und wer könnte noch gehen?

Noch ist das Transferfenster offen, was den Freiburgern nicht ungelegen kommt. Zwar will man selbst nicht mehr als Käufer agieren, aber noch Spieler abgeben, die Geld in die Kasse spülen könnten. Für Noah Weißhaupt, der vergangene Saison an den FC St. Pauli ausgeliehen war und dort überzeugte, sowie für Michael Gregoritsch und Maximilian Philipp wünscht man sich Vereine, die ihnen eine Perspektive geben können. Denn diese hat das Trio im Breisgau nicht mehr.

Verlassen haben den Sportclub bereits Ritsu Doan für 21 Millionen Euro Ablöse zu Eintracht Frankfurt, Kiliann Sildillia für knapp sechs Millionen Euro zur PSV Eindhoven und Florent Muslija auf Leihbasis zu Fortuna Düsseldorf. Wenn man die eingenommenen Beträge addiert und es noch weitere Euros geben sollte, geht der SC auch aus diesem Sommer mal wieder mit einer ordentlichen finanziellen Bilanz.

Wie sehr schmerzt der Abgang von Doan, der in der Vorsaison bester Freiburger war?

Er tut total weh. Der japanische Nationalspieler ist ein Dribbelkönig, ein Meister des sogenannten One-Touch-Fußballs, ein Kicker mit Intuition, als habe er ein drittes Auge für das, was gleich passieren wird. Und er ist ein feiner Kerl. Berechtigterweise haben die Fans ihrem „Litz“ (so spricht man seinen Vornamen) Tränen hinterhergeweint, aber diese werden trocknen.

Trainer Schuster hat natürlich schon lange weitergedacht. Und plötzlich hat Jan-Niklas Beste, der im Winter von Benfica Lissabon geholt worden war, aber nicht zu vielen Einsätzen kam, gute Chancen, endlich seine fußballerischen Fähigkeiten zeigen zu können. Hintergrund: Der Sportclub spielt gerne mit einem Linksfuß auf der rechten Außenposition.

Igor Matanovic kam als neuer Stürmer von Eintracht Frankfurt nach Freiburg. Ihm wird ein Stammplatz in der Offensive zugetraut. © picture alliance/dpa

Was sollen die Neuzugänge bewirken?

Gekommen sind: für die Abwehr Philipp Treu (24) von St. Pauli und Anthony Jung (33) von Werder Bremen, für das Mittelfeld Yuito Suzuki (23) vom dänischen Vizemeister Bröndby IF und für die Offensive Derry Scherhant (22) von Hertha BSC, Cyriaque Irié (20) vom französischen Zweitligisten ES Troyes und Igor Matanovic (22) aus Frankfurt. Stammplatzchancen haben Suzuki und Matanovic, Treu hätte sie wohl gehabt, wenn er sich nicht im Testspiel gegen den Hamburger SV an der Schulter verletzt hätte und auf unbestimmte Zeit ausfällt. Jung gilt als Back-up für das Innenverteidigerduo Matthias Ginter und Philipp Lienhart, Scherhant als aussichtsreicher Kandidat im offensiven Mittelfeld, Irié als Versprechen für die Zukunft.

Der Kader ist groß wie nie. Ist das gut oder schlecht für die Stimmung in der Mannschaft?

Interessant ist auf jeden Fall, dass das Gerangel plötzlich im Offensivbereich am dichtesten ist. Suzuki sieht sich als Zehner, der 19-jährige Johan Manzambi – Shootingstar in der Endphase der vergangenen Spielzeit – nach eigener Einschätzung aber durchaus auch. Wohin dann mit Merlin Röhl, der allerdings auch oft mit Verletzungen zu kämpfen hat?

Vincenzo Grifo gilt links als gesetzt, Beste kann rechts wie links. Was macht dann aber Eren Dinkci, der vor einem Jahr aus Heidenheim gekommen war, beim Sportclub nicht recht Fuß fassen konnte, nun allerdings eine gute Vorbereitung hinlegte? Und überhaupt gibt es da noch einen Lucas Höler, der gefühlt immer spielt. Den müssen alle auf der Rechnung haben – auch die Angreifer Matanovic und Junior Adamu.

Die beiden Sechser Maximilian Eggestein und Patrick Osterhage treffen wohl nur dann auf Konkurrenz aus den eigenen Reihen, wenn auch diese Position offensiver gestaltet werden kann oder muss. Etwa bei Rückständen oder gegen vermeintlich schwächere Gegner in der Europa League. Richtig, da mischen die Freiburger ja auch noch mit – und das voller Lust. Merke also: Ein großer Kader ist gar nicht schlecht und Schuster, gleich in seinem ersten Jahr als Chefcoach zum Trainer des Jahres gewählt, wird das alles schon zu moderieren wissen.

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