Es fehlte wirklich nicht viel - und aus dem gelungenen Champions-League-Debüt wäre ein umjubelter Traumeinstand für Jarzinho Malanga beim VfB Stuttgart geworden. Nur eine Minute nach seiner Einwechselung im Spiel gegen Atalanta Bergamo zog der 18-Jährige aus der Distanz ab. Einige Fans des Bundesligisten jubelten schon über das vermeintliche 1:1, doch der Schuss des gebürtigen Mannheimers landete in einer wilden Schlussphase nur am Außennetz.
Wenig später erhöhten die abgezockten Italiener vor 60 000 Zuschauern zum 2:0 (0:0)-Endstand, weshalb der Vizemeister nun ums Weiterkommen in der Königsklasse bangen muss. Einen kleinen Gewinner gab es bei der Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß aber trotzdem: Malanga.
VfB-Sportvorstand lobt: „Ein toller Einstand für ihn“
„Er hat ein Ausrufezeichen gesetzt. Es war ein toller Einstand für ihn“, lobte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth den selbstbewussten Auftritt des flinken und trickreichen Mannheimers, der im Sommer 2022 vom SV Waldhof in das Nachwuchsleistungszentrum der Stuttgarter gewechselt war und eigentlich noch für die U 19 der Schwaben spielberechtigt ist.
Doch dort sieht man den U-17-Europameister von 2023 in dieser Saison bislang nicht. Einzig in der Youth League - der Champions League für Nachwuchsteams - kam er einmal zum Zug. Ansonsten verfolgen sie in Stuttgart längst andere, nämlich größere Pläne mit dem Mannheimer.
Um den Offensivmann maximal zu fördern und ihn auf schwierigere Herausforderungen vorzubereiten, wird Malanga bereits in der Drittligamannschaft des Vizemeisters eingesetzt und ist dort absoluter Stammspieler. Mit zwei Toren und drei Vorlagen bei zwölf Einsätzen empfahl er sich für den Bundesligakader, überzeugte dort in der Länderspielpause im Oktober sowohl im Training als auch beim 4:1 im Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Sein Mut zum Dribbling und sein Vorwärtsdrang hinterließen Eindruck bei Trainer Hoeneß, der seit seinem Amtsantritt in Stuttgart schon viele junge Spieler besser gemacht hat. Man denke nur an die Leistungssprünge von Jamie Leweling und Angelo Stiller, die beide mittlerweile deutsche Nationalspieler sind.
So weit ist Malanga natürlich noch lange nicht, die 3. Liga wird ziemlich sicher auch künftig sein Einsatzgebiet sein. Die Einwechslung gegen Bergamo war aber immerhin eine Belohnung für all den Fleiß und Fortschritt in den vergangenen Monaten.
Außer Frage steht, dass die Stuttgarter noch mehr Potenzial in ihrem Toptalent sehen. Es verwundert daher auch nicht, dass sie den Vertrag des 18-Jährigen vor wenigen Monaten bis 2027 verlängert haben.
Während Malanga also ein Mann für die Zukunft beim VfB ist, gilt die Konzentration aktuell aber der Gegenwart. Am Sonntag (17.30 Uhr) geht es für die Schwaben bereits in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt weiter. Es folgen wegweisende Partien in der Champions League bei Roter Stern Belgrad und gegen die Young Boys Bern. Dies seien „die Spiele, in denen wir auch den Anspruch haben können, Punkte mitzunehmen“, sagte VfB-Coach Hoeneß nach der 0:2-Niederlage gegen Atalanta.
Undav angeschlagen - nächste Chance für den Mannheimer?
Sich Woche für Woche auf neue Spiele und Ziele zu fokussieren, sei für die Mannschaft weiter ein „Lernprozess“, und sowohl Körper als auch Kopf an die hohe Belastung zu gewöhnen, eine „Herausforderung“, meinte Wohlgemuth. Noch herrscht bei den Schwaben aber große Zuversicht, dass ihnen das gelingt. Trotz der Wehwehchen, die bei dem einen oder anderen Profi inzwischen auftreten.
Deniz Undav ist der dritte Stuttgarter Nationalspieler innerhalb von vier Wochen, der mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Erst traf es den inzwischen wieder fitten Chris Führich, dann den nach wie vor verletzten Leweling. Gegen Bergamo musste in der zweiten Halbzeit am Mittwochabend dann auch Undav ausgewechselt werden. Für die bevorstehenden Länderspiele der deutschen Nationalelf gegen Bosnien-Herzegowina und in Ungarn wurde der Stürmer von Bundestrainer Julian Nagelsmann dennoch nominiert.
Solche Dinge würden dazugehören, sagte Hoeneß zur Verletzungsproblematik - gerade bei einer solchen Vielzahl an Spielen. Bis vor wenigen Wochen seien die Stuttgarter ja auch ganz gut durchgekommen, meinte er. Und überhaupt: Er habe die „Erwartung und den Anspruch an den Kader“, gewisse Ausfälle kompensieren zu können, erklärte der 42-Jährige. Mit Malanga hat er nun noch einen Joker in der Hinterhand. (mit dpa)
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