Heidelberg. Boxsport neu gedacht – dies soll die Devise den Boxabend am 19. Juli im Heidelberger SNP Dome sein. Ein Event mit Faustkampf, Entertainment, Musik, Charity und Netzwerken kündigen die Veranstalter an. Dafür stehen die veranstaltende Ringside Zone GmbH aus Schwetzingen und Schwergewichtler Emanuel Odiase. Das Team rund um den 26-jährigen Heidelberger möchte das Publikum davon überzeugen, dass das Ereignis mehr als ein reiner Boxabend ist. Diese Redaktion traf Odiase zum Interview.
Herr Odiase, was macht den Kampf am 19. Juli im SNP Dome besonders für Sie?
Emanuel Odiase: Es ist mein erster Titelkampf in meiner Heimatstadt. Familie, Freunde und Bekannte werden da sein. Es steht viel auf dem Spiel. Ich möchte erfolgreich boxen und der Stadt Heidelberg etwas zurückgeben.
Mit welchem Mindset gehen Sie in diesen Fight?
Odiase: Die mentale hat viel mit der körperlichen Verfassung zu tun. Ich hatte sehr gute Lehrer, die mir alles beigebracht haben. Heidelberg ist ein weiterer Schritt zu meiner Greatness. Ich denke von Schritt zu Schritt und werde 2027 Weltmeister. Das ist mein Job.
Sie wollen also Boxgeschichte schreiben. Auf welcher Basis begründen sich Ihre ambitionierten Ziele?
Odiase: Ich bin auf einem guten Weg. In jedem Camp lerne ich etwas dazu. Von meinen sieben bisherigen Kämpfen habe ich sechs durch K.o. gewonnen. Der Ring fühlt sich für mich wie ein zweites Zuhause an. Mein Fokus ist es, Weltmeister zu werden. Ich habe beim FC-Astoria Walldorf Fußball gespielt und mein ältester Bruder hat mich dann zum Boxen gebracht. Ich war sofort in den Boxsport verliebt – dieser hat mir Selbstbewusstsein gegeben. Du bist für dich selbst verantwortlich. Es ist genauso wie im Leben. Ich verlasse mich auf mich selbst, bereite mich professionell und sorgfältig vor.
Wann und wo haben Sie sich genau vom Boxsportvirus infizieren lassen?
Odiase: Mein erstes Training war beim BC Heidelberg. Man hat mir gesagt: ‚Emanuel, heute ist Sparring!‘ Ich musste mich auf meine Instinkte und Reichweite verlassen. Es war verrückt! Hat sich angefühlt wie bei einem Straßenkampf: Ich habe einen Schlag abbekommen und der Kiefer hat geknackt (lacht) . Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. Durch Fußball hatte ich eine Grundfitness und bin Kreise um die Leute gerannt. Ich habe gleich gemerkt: Da geht was!
Emanuel Odiase
- Emanuel Odiase wurde am 29. November 1998 in Heidelberg geboren.
- Nachdem er zuerst Fußball beim FC-Astoria Walldorf gespielt hatte, begann er im Alter von 16 Jahren im Boxclub Heidelberg .
- Für sein Management sind Florian Winter und Dominique Odiase von der Schwetzinger Ringside Zone GmbH zuständig. Trainiert wird der 2,02-Hüne vom früheren Coach von Anthony Joshua, Joby Clayton, in Wolverhampton.
- Neben Odiase kämpfen auch IBF-Europameister Simon Zachenhuber , der Bronzemedaillengewinner von Paris, Nelvie Tiafack , sowie Alexander Okafor , Devrim Gökduman , Omarah Taylor , und Elija Ülküseven am 19. Juli im SNP Dome.
- Die Gegner werden noch bekannt gegeben.
- Tickets gibt es online hier.
- Mehr Informationen unter ringside-zone.com.
Sie waren Sparringspartner von Joshua, Usyk, Wilder und Co. – was haben Sie von diesen Größen physisch und psychisch gelernt?
Odiase: Es ist ein Allroundpaket. Jeder von ihnen überwindet permanent seinen inneren Schweinehund, jeder von ihnen ist ein verdammt harter Arbeiter. Man sagt doch: Am besten lernt man von den Fehlern der anderen. Der eine ist ein guter Schläger, der andere ein guter Techniker. Ich konnte Tricks abschauen. Mit 16 war ich nicht gerade der Jüngste, um mit dem Boxsport anzufangen. Trotzdem: Alles hat gepasst, ich war zur richtigen Zeit am richtigen Platz.
Vor drei Jahren sind Sie zu Ihrem Mentor Anthony Joshua nach Wolverhampton gewechselt. Warum?
Odiase: Boxen hat in England einen anderen Stellenwert. Dort bist du als Boxer respektiert. Der Sport wird ernster genommen als in Deutschland. Du kannst mehr Geld damit verdienen. Der Stil des ehemaligen Joshua-Trainers Joby Clayton passt zu mir.
Weshalb sind für Sie ein familiäres Umfeld – siehe Ringside Zone und Ihr Bruder als Manager – so wichtig?
Odiase: Das ist unbezahlbar für mich. Boxen ist bekannt dafür, dass Leute über den Tisch gezogen werden. Ich kann mich hingegen blind fallen lassen – und mein Team würde mich auffangen. Außerdem bin ich mit drei älteren Brüdern aufgewachsen und irgendwann war ich der Größte. Ich habe auch als Liebling meines Dads das meiste Essen abbekommen (lacht) .
Für Ihr Umfeld bildet Boxen eine Plattform für Sport, Kultur und Entertainment. Wie kann Boxen wieder gesellschaftsfähiger werden?
Odiase: Wir wollen das Image verbessern, sodass Familien sagen: Lasst uns zu einem Boxevent wie in Heidelberg gehen. Boxen ist viel mehr als nur Kloppen. Es sind Elemente dabei, die mit Vorbildfunktion zu tun haben: Du bekommst mehr Wissen über dich selbst, es hilft dir, um mit Rückschlägen umzugehen. Kampfsport gibt der Gesellschaft Hilfestellungen. Boxsport hat die Power, Leben zu verändern. Davon bin ich überzeugt.
Was raten Sie jungen Menschen, die sich fürs Boxen interessieren?
Odiase: Das Wichtigste: Glaubt an euch selbst – ohne Glauben geht es nicht! Findet einen Coach, der mehr als ein Coach ist, sondern auch ein Boxlehrer, der euch etwas übers Leben erzählen kann. Findet gute Trainingspartner, die euch motivieren.
Haben Sie Vorbilder?
Odiase: Muhammad Ali – er war der Größte, auch als Person. Als Fußballer ist es Cristiano Ronaldo. Ali war eine wichtige Figur für die Menschenrechtsbewegung in Amerika und ein sehr reifer, humorvoller Mensch. Viele Leute auf dem Globus sind nachts aufgewacht, um Ali boxen zu sehen. Bei Ronaldo fasziniert mich sein Spielstil. Irgendwann habe ich mehr über sein Leben herausgefunden: seinen Weg von Madeira nach Lissabon ins Internat, den Tod seines Vaters. Ronaldo hat stets unglaublich hart an sich gearbeitet – und an sich geglaubt. Leider verwechseln das viele mit Arroganz. Doch ohne harte Arbeit wirst du kein Weltfußballer.
Sie haben über Ihre bisherige Karriere gesagt, es fühle sich wie Schicksal an. Sind Sie gläubig?
Odiase: Ja, ich bete vor jedem Kampf – auch für die Gesundheit meines Gegners. Inzwischen ist die medizinische Versorgung sehr gut, doch es kommt vor, dass beim Boxen Menschen sterben. Ich bete auch vor jedem Sparring. Natürlich ist auch das gefährlich. Wir tragen alle etwas in unserem Herzen – das ist unser Schicksal. Du musst wissen, was Schmerz ist. Du musst immer bodenständig bleiben. Es gibt Gegensätze – Licht und Dunkelheit. Ich mag gerne den Bibelvers Lukas 1, 37: ,Denn für Gott ist nichts unmöglich!‘ Wie soll ich sagen: Ich arbeite hart und bete!
Welche Schlagzeile wünschen Sie sich für 2027?
Odiase (überlegt kurz): Odiase hat‘s geschafft! Odiase made it! Das Zukunftsbild, wo ich den Gürtel um mich herum habe, ist in meinem Kopf verankert. Weltmeister, boom! Das ist so krass, wenn man sagen darf: Ich bin der größte Boxer im Schwergewicht!
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