Fußball

Mario Götze schießt Eintracht Frankfurt auf Platz zwei: Die Prophezeiung erfüllt sich

Eintracht Frankfurt bleibt die Mannschaft der Stunde in der Fußball-Bundesliga. Mit dem hart erkämpften 1:0-Sieg gegen Bremen klettern die Hessen auf den zweiten Platz hinter dem FC Bayern. Vor allem dank eines Jubilars

Von 
Alexander Müller
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Der Vorlagengeber und der Vollstrecker: Mario Götze (rechts) jubelt nach dem 1:0 gegen Bremen mit Hugo Ekitiké. © Thomas Frey/dpa

Frankfurt. Die Umarmung fiel fest und herzlich aus. Eintracht Frankfurts Trainer Dino Toppmöller wusste, wer ihm den perfekten 44. Geburtstag beschert hatte. Mario Götze traf in seinem 100. Spiel für die Hessen in der 45. Minute zum 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Werder Bremen, der die Eintracht auf Platz zwei in der Bundesliga katapultierte. „Deutscher Meister wird nur die SGE“ sangen die Fans am Samstagabend. Immer noch ein bisschen ironisch, klar. Aber Träumen ist ausdrücklich erlaubt in Frankfurt nach dem fünften Pflichtspielsieg in Folge und sechs Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern München.

Toppmöller war in der Pressekonferenz vor dem Bremen-Spiel in die Rolle des fordernden Propheten geschlüpft. Er erwarte von Götze, so der Eintracht-Coach halb im Spaß, ein Tor zu seinem Jubiläum – und der deutsche WM-Held von Maracana 2014 lieferte.

Hugo Ekitiké legte Nathaniel Browns Hereingabe schlau ab, Götze setzte den freien Schuss locker ins Netz. „Es hat gut funktioniert, es war ein überragendes Tor. Ich müsste das wirklich öfter machen“, witzelte Toppmöller später und gab auch noch eine nicht ganz ernst gemeinte Erklärung dafür ab, warum der 32-jährige Götze nicht mehr so oft trifft wie in der Frühphase seiner Karriere: „Ich habe Mario eben in der Kabine noch mal gesehen und ihm gesagt: Ich weiß genau, warum du nicht mehr so viele Tore schießt: Weil du keine Lust auf die Interviews nach dem Spiel hast.“

„Die Champions League würde jeder mitnehmen“

Die gute Laune im Frankfurter Lager war verständlich, denn Werder Bremen hatte sich als widerspenstiger, starker Gegner entpuppt, der in der Schlussphase bei mehreren Chancen vielleicht den Ausgleich verdient gehabt hätte. „Es war ein sehr schwieriges Spiel heute“, sagte Kapitän Kevin Trapp. Ein Arbeitssieg im Wortsinn, der eine bisher herausragende Saison der Eintracht mit Platz zwei in der Liga auf einen neuen Höhepunkt führt.

Götze kam mit einem breiten Lächeln in die Interviewzone, ließ sich aber nicht zu übertriebenen Kampfansagen an den FC Bayern verleiten. „Die Champions League würde natürlich jeder mitnehmen. Aber wir müssen realistisch sein: Wir sind noch früh in der Saison. Es kann alles so schnell gehen“, sagte der gebürtige Memminger nur.

Leises Understatement, das Sinn ergibt. Denn die Frankfurter haben zurzeit, trotz der erstaunlichen fußballerischen Aufwärtsentwicklung unter Toppmöller, auch das Spielglück auf ihrer Seite. Wie gegen Bremen, wie beim glücklichen 3:3 gegen den FC Bayern, wie beim 3:2 in Stuttgart, als der Ausgleich des VfB in der Nachspielzeit aberkannt wurde. „Wir tun gut daran, die Spiele differenziert zu betrachten“, so Götze.

Das tut Toppmöller sowieso. „Im Umfeld ist seit längerer Zeit Euphorie zu spüren. Aber wir müssen klar im Kopf bleiben und dürfen uns davon nicht so sehr anstecken lassen. Ich habe es den Jungs vor dem Spiel gesagt: Unsere Qualität ist da, aber damit diese Qualität zum Tragen kommt, brauchen wir Intensität, Leidenschaft und Power“, sagte der Eintracht-Coach.

In dieser Dauerbelastung kennt Götze seine körperlichen Grenzen. „Ich bin gefühlt der Opa hier. Man wird auch nicht jünger, man merkt das schon mit den Jahren“, gestand der 66-malige Nationalspieler. Mit Toppmöller sei abgesprochen, dass er nicht mehr jede Partie über 90 Minuten bestreiten müsse. Auch die Regeneration nach den Spielen sei wichtiger geworden.

Am Donnerstag in der Europa League in Dänemark

Als spielintelligenter Rhythmusgeber im Mittelfeld besitzt Götze bei der Eintracht aber weiterhin einen hohen Stellenwert, auch wenn er durch seine defensivere Rolle nicht mehr allzu oft derart im Fokus steht wie am Samstagabend. „Mario ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Ich freue mich für ihn“, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem vierten Sieg im fünften Heimspiel. Lothar Matthäus, in Frankfurt als TV-Experte für Sky aktiv, wies zudem auf die interne Bedeutung des Status des Weltmeisters von 2014 hin: „Mario ist aufgrund seiner ganzen Karriere für junge Spieler ein Vorbild und jemand, auf den sie hören.“

Im nächsten Europa-League-Spiel am Donnerstag (21 Uhr) beim dänischen Spitzenclub FC Midtjylland bekommt Götze dennoch möglicherweise die nächste Schaffenspause. Vor allem mit Blick auf das straffe Programm der Eintracht bis Weihnachten, das in fünf Wochen noch acht Spiele bereithält. Unter anderem müssen die Hessen neben ihren internationalen Aufgaben noch zweimal zu RB Leipzig – am 4. Dezember im Achtelfinale des DFB-Pokals, am 15. Dezember in der Liga.

Es wird ein anstrengender Jahresschlussspurt, in dem die Frankfurter untermauern müssen, ob sie wirklich schon so weit sind, der „neue VfB Stuttgart“ zu werden. Die Schwaben waren in der Vorsaison sensationell Vizemeister geworden. „Wir wollen uns keine Grenzen setzen“, sagte Trapp. „Wir wissen aber auch, dass wir unheimlich viel dafür tun müssen, um oben dabei zu bleiben.“

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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