Interview

Pascal Groß beim SV Waldhof Mannheim? „Würde mich reizen“

Der gebürtige Mannheimer Pascal Groß blickt im Interview auf die Saison mit Borussia Dortmund, seinen Traum mit der Nationalelf und den SV Waldhof.

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Pascal Groß will mit der DFB-Elf die Nations League gewinnen. © picture alliance/dpa

Mannheim. In der Karriere von Fußball-Nationalspieler Pascal Groß ging es langsam, aber stetig bergauf. Erst im gesetzten Fußballeralter von 32 Jahren debütierte der gebürtige Mannheimer im September 2023 für die Nationalmannschaft. Im vergangenen Sommer zog es ihn nach der Heim-EM von Brighton & Hove Albion, wo er sieben Jahre in der Premier League aktiv war, zum Bundesligisten Borussia Dortmund, mit denen der zentrale Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison erstmals in der Champions League auflaufen durfte. Als Nächstes stehen für Groß die Nations-League-Finalrunde und die Club-WM an.

Herr Groß, Sie haben Ihre erste Saison mit Borussia Dortmund hinter sich. Das Team hat gerade noch so am letzten Spieltag die Champions League erreicht. Wie bewerten Sie die Spielzeit?

Pascal Groß: Es war eine schwere Saison – ein Auf und Ab. Wir hatten eine Zwischenphase, die sehr kompliziert war, in der die Ziele außer Reichweite geraten sind. Wir haben am Ende noch gerettet, was es zu retten gab. Aber natürlich hatten wir einen anderen Anspruch. Wobei mit Platz vier zwischenzeitlich keiner mehr gerechnet hätte, als wir Elfter waren. Aber wir hatten es uns anders vorgestellt und sind noch mal davongekommen. Ich glaube aber, dass wir eine ordentliche, gute Champions-League-Saison gespielt und uns gegen Barcelona im Viertelfinale gut gewehrt haben.

Pascal Groß

  • Pascal Groß ist 33 Jahre alt. Geboren wurde er am 15. Juni 1991 in Mannheim.
  • Vereine: VfL Neckarau, TSG Hoffenheim, Karlsruher SC, FC Ingolstadt, Brighton & Hove Albion und Borussia Dortmund (seit August 2024).
  • Statistik: 228 Premier-League-Spiele (30 Tore/46 Vorlagen), 100 Bundesligaspiele (6/22), 118 Partien in der 2. Bundesliga (14/30), 14 A-Länderspiele (1/0).

Das Auf und Ab zog sich etwa über zwei Drittel der Saison. Woran lag das?

Groß: Es war eher ein Ab, Ab, Ab, Auf, Ab, Ab, Auf. Wir hatten Probleme, wir hatten einige neue Spieler. Es gab eine Phase, da hatten wir wirklich viele Verletzungssorgen. Da hat sich die Mannschaft von alleine aufgestellt. Im Pokalspiel in Wolfsburg hatten wir elf Mann. Aber trotzdem, das sind keine Ausreden. Wir hätten es viel besser machen müssen. Mit Niko Kovac, dem neuen Trainer, haben wir extrem an Stabilität gewonnen und dadurch auch bessere Ergebnisse erzielt. Wenn wir stabil spielen, stabil stehen, wenige Gegentore bekommen, dann haben wir auch Qualitäten, um Tore zu schießen, und müssen nicht immer einem Rückstand hinterherlaufen.

Niko Kovac folgte auf Nuri Sahin, in den beim BVB große Hoffnungen gelegt worden waren. Wieso hat es mit Sahin nicht geklappt? Und was hat Kovac verändert?

Groß: Ich mag es nicht, über den alten Trainer zu sprechen, weil Nuri auch ein guter Trainer ist. Jeder Trainer hat seinen eigenen Ansatz, seine eigene Idee. Es hat vielleicht in dem Moment nicht gepasst oder es gab gewisse Umstände, die schwierig waren, sodass wir die Ergebnisse nicht erzielen konnten. Niko Kovac ist einfach extrem klar in seiner Ansprache und legt sehr großen Wert auf Fitness, sodass wir in der Lage sind, über 90 Minuten hohes Tempo zu gehen, wenn wir müssen. Das haben wir dann auch bewiesen. Die letzten Spiele sind wir immer mehr gelaufen als der Gegner – weit über 120 Kilometer. Es weiß bei ihm auch jeder Spieler, wo er steht. Er sagt sehr deutlich, was er haben möchte. Ich glaube, das hat uns sehr gutgetan.

Sie selbst waren Stammspieler. Wie bewerten Sie Ihre Saison?

Groß: Ich bin mit sehr hohen Ansprüchen in die Saison gegangen. Es war aber dann auch ein Auf und Ab. Ich hatte Momente, die schwierig waren. Aber auch Momente, die schön waren – Champions-League-Momente, K.o.-Spiele, die wir gewinnen konnten. Ich habe zehn Vorlagen in der Bundesliga gemacht, 15 in allen Wettbewerben. Das ist eine ordentliche Zahl. Aber ich habe mir natürlich mehr vorgenommen, dass die Saison anders, stabiler, klarer verläuft.

Pascal Groß bejubelt im Februar seinen Treffer zum 2:0 für Borussia Dortmund im Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon. © picture alliance/dpa

Fiel die Umstellung nach sieben Jahren Premier League zurück auf den deutschen Fußball schwer?

Groß: Es ist schon eine Umstellung. Es gab immer wieder Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich wieder in Deutschland spiele. Der größte Unterschied zwischen den Ligen ist, wie der Schiedsrichter das Spiel leitet. Ich hatte zum Beispiel einen Elfmeter gegen Mönchengladbach verursacht, der in England niemals gepfiffen worden wäre. Es wird hier einfach viel schneller gepfiffen, die ganze Spielleitung ist viel kleinlicher. Damals, als ich nach England gewechselt bin, war es umgekehrt aber genauso.

Blicken wir mal zurück auf den September 2023: Mit 32 Jahren werden Sie Nationalspieler, dürfen später dann eine Heim-EM spielen. Nehmen Sie uns bitte mal mit auf die Reise.

Groß: Für mich war die Nationalmannschaft mein absoluter Lebenstraum. Davor gab es verschiedene Etappen, würde ich sagen. Wenn man als kleiner Junge samstags immer die Bundesliga-Konferenz geguckt hat und selbst in der Bundesliga spielen möchte, ist das erst mal schon ein Wahnsinnsziel. Das habe ich relativ früh geschafft. Aber Nationalmannschaft ist das Nonplusultra. Es ist eine absolute Ehre, für Deutschland zu spielen. So fühlt sich das auch jedes Mal an, wenn ich berufen werde. Ich genieße das in vollen Zügen. Die EM war ein Highlight, das ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Aber auch jede Länderspielpause ist für mich etwas extrem Besonderes, weil ich extrem hart dafür gearbeitet habe.

Haben Sie in Ihrem Alter wirklich noch mal damit gerechnet?

Groß: Man verliert ein bisschen die Hoffnung im Alter, man ist ja auch Realist. Aber es gab immer diese Resthoffnung und das war für mich ein extremer Antrieb. Es war immer diese eine große Sache, die ich noch probiert habe, zu erreichen. Auch wenn es immer unwahrscheinlicher wurde. Dieses Trikot zu tragen, war immer mein großes Ziel.

Im September 2023 war es endlich so weit: Gegen Japan wird Pascal Groß vom damaligen Bundestrainer Hansi Flick eingewechselt und feiert sein Länderspieldebüt. © picture alliance/dpa

Nun steht am Mittwoch in diesem Trikot das Nations-League-Halbfinale gegen Portugal an. Was rechnen Sie sich aus?

Groß: Wir wollen das Turnier gewinnen. Unter Julian Nagelsmann sind wir extrem stabil. Die Art und Weise, wie wir die Spiele gewinnen, ist sehr gut. Die besten vier Mannschaften sind nur noch übrig. Es wird sehr schwer, aber wir gehen in die Spiele und wollen die Nations League gewinnen.

Und wen hätten Sie lieber im Finale? Frankreich oder Spanien?

Groß: Wir nehmen, was kommt. Beide Nationen haben absolute Weltklassespieler. Das gilt auch für Portugal. Die haben einen sehr, sehr starken Kader, was die Einzelspieler angeht. Da wartet eine schwere Aufgabe auf uns. Die müssen wir erst mal bewältigen. Schaffen wir das, würde ich mir natürlich Spanien wünschen.

Warum?

Groß: Das hat mit dem Spiel bei der EM zu tun. Das war schon eine bittere Niederlage (im Halbfinale nach nicht gegebenen Handelfmeter in der Verlängerung, Anm. d. Red.). Ich glaube, dass wir nah dran waren, das Spiel zu gewinnen.

Nach der Nations League geht es für Sie mit dem BVB zur Club-WM in die USA. Es ist ein neues Format. Was halten Sie davon?

Groß: Es ist Neuland für uns alle. Man spielt Pflichtspiele gegen Mannschaften von anderen Kontinenten. Unsere Gruppe ist sehr interessant. Wir haben eine südafrikanische, eine südkoreanische und eine brasilianische Mannschaft (Mamelodi Sundowns FC, Ulsan HD FC und Fluminense Rio de Janeiro, Anm. d. Red.). Ich freue mich darauf, Pflichtspiele gegen Vereinsmannschaften aus anderen Kontinenten auszutragen. Es wird interessant zu sehen sein, wie deren Spielweise ist.

Die Belastung wird aber nicht weniger. Sie haben in dieser Saison schon 45 Pflichtspiele in den Knochen. Ist da irgendwann eine Grenze erreicht?

Groß: Natürlich ist eine körperliche Grenze irgendwann erreicht. Aber ich bin jemand, dem macht Fußballspielen Spaß. Aber es ist schon viel. Ich glaube nicht, dass die Spieler, die bei Topmannschaften alle Spiele machen, immer Topniveau abrufen können. Und es geht ja nicht immer nur um körperliche Frische, sondern auch um mentale. Da muss man schon gucken, wie sich das entwickelt.

Kommen wir zu Ihrer Heimatstadt Mannheim. Verfolgen Sie den SV Waldhof? Sind Sie sogar Fan oder zumindest Sympathisant?

Groß: Sympathisant auf alle Fälle, weil ich viele Freunde habe, die große Fans sind. Mein Vater hat die Jugend trainiert. Mike Schüssler (von 1966 bis 1975 ehemaliger SVW-Profi, Anm. d. Red.) ist ein enger Freund der Familie. Da fiebere ich immer mit und war heilfroh, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben.

Wäre es irgendwann zum Karriereende für Sie noch mal eine Option, für den SVW aufzulaufen?

Groß: Das kann, aber muss nicht sein. Ich halte mir das offen. Ich würde das aber nur machen, wenn ich auch noch so spielen könnte, dass ich meinem eigenen Anspruch gerecht werde. Es würde mich schon reizen, muss aber auch sinnvoll sein.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke