Mannheim. Die Nachfrage war groß. Nach dem 80:70 (42:30)-Erfolg über Slowenien stand die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Sonntagabend in der Mannheimer SAP Arena den zahlreichen Fans noch lange für Autogrammwünsche und Selfies zur Verfügung. Sehr gefragt dabei natürlich auch die beiden deutschen NBA-Stars Dennis Schröder und Franz Wagner. „Wir sind das ganze Jahr über in Amerika und für die Fans nicht greifbar. Daher ist es auch für uns immer etwas Besonderes, in Deutschland zu spielen“, sagte Schröder.
Der DBB-Kapitän war sich bewusst, dass die zuvor dargebotene Leistung in der Kurpfalz nicht dem entsprach, was der Weltmeister ab dem 27. August bei der EM in Finnland und Lettland zeigen möchte. „Die ersten 20 Minuten waren grausam“, nahm Schröder bei seiner Bilanzierung kein Blatt vor den Mund. Er betonte aber auch: „Am Ende haben wir gewonnen. Das ist in dieser Phase der Vorbereitung das Wichtigste für uns.“
Der Weltmeister zeigte zu viele Wellen in der Leistungskurve
Zwei Tage nach dem ersten Testspielsieg im slowenischen Ljubljana (103:89), bei dem Schröder noch fehlte, agierte das Team von Bundestrainer Alex Mumbru zu wechselhaft. Der DBB-Auswahl fehlt noch der Rhythmus. Sie offenbarte während den 40 Minuten zu viele Wellen in der Leistungskurve. Ein schwacher Start ging in einen viertelübergreifenden 19:0-Lauf über. Die Halbzeitführung von zwölf Punkten verspielte die deutsche Mannschaft im dritten Viertel dann aber fast schon kläglich, ehe sie fünf Minuten vor dem Ende erneut aufwachte und die Partie drehte.
Die Drahtzieher dabei: Taktgeber Schröder und Jungstar Wagner. Letzterer brachte die mit 13.631 Zuschauern ausverkaufte SAP Arena nach einem spektakulären Block gegen den Slowenen Rok Radovic zum Kochen und gab damit das Signal zur Aufholjagd. Schröder, der bis zum vierten Viertel nur zwei seiner 14 Korbversuche versenkt hatte, glich anschließend durch acht Punkte in Folge zum 68:68 aus.
Dennis Schröder: „Werde immer aggressiv sein und versuchen, die besten Entscheidungen zu treffen“
Der Widerstand der physisch stark verteidigenden Slowenen, bei denen NBA-Superstar Luka Doncic kurzfristig ausfiel, war gebrochen. „Am Ende des Tages werde ich immer aggressiv sein und versuchen, die besten Entscheidungen zu treffen. Also viele Dreier werfen, wenn ich frei bin“, sagte Schröder auf seine Führungsqualitäten in der Schlussphase angesprochen.
Nun müssen wir es schaffen, unser Niveau 40Minuten konstant abzurufen
Die letzten fünf Minuten der Partie beschönigten sicherlich, dass die deutsche Auswahl noch lange nicht die richtige Welle im gemeinsamen Wirken getroffen hat. Das neue Spielsystem von Mumbru muss erst noch verinnerlicht, die Abläufe in Offensive und Defensive – nach fast einem Jahr Pause – noch gefestigt werden. „Wir sollen schnell spielen, viel Pick’n’Roll und wenn du frei bist, direkt werfen. Ich glaube, das passt jedem in unserer Kabine und jeder hat Bock drauf. Es braucht aber trotzdem noch ein bisschen Zeit“, sagte Schröder.
Positiv: Wozu der Weltmeister imstande ist, zeigte er nicht nur in der Schlussphase, sondern vor allem auch im zweiten Viertel. „Nun müssen wir es schaffen, unser Niveau 40Minuten konstant abzurufen“, sagte Schröder, der am Ende mit 18Punkten und sechs Assists vor Wagner (17/3) zum Topscorer der deutschen Mannschaft avancierte.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der DBB-Auswahl die Strapazen der ersten elf Vorbereitungstage deutlich anzusehen waren. „Wir waren etwas müde“, gestand Wagner. Zudem ging das Team personell auf dem Zahnfleisch. Mumbru fehlten in Mannheim gleich fünf Spieler.
Während sich Daniel Theis, Maodo Lo, David Krämer und der 19-jährige Christian Anderson mit Blessuren herumplagen, fiel OscardaSilva krankheitsbedingt aus. Auch Center Johannes Voigtmann hielt wegen eines Virus nur gute 16 Minuten durch, ehe er vorsichtshalber in der Kabine verschwand.
Finalisierung des EM-Kaders für Mumbru momentan kein Thema
„Jetzt haben wir erst mal zwei Tage frei und dann werden wir in München wieder angreifen“, gab Kapitän Schröder die Richtung vor. Im SAPGarden steht am Freitag und Samstag der Supercup mit der Türkei, EM-Topfavorit Serbien und Tschechien auf dem Programm.
Bundestrainer Mumbru wollte eigentlich rund um diesen Härtetest seinen Kader für die EM finalisieren, um die abschließenden Testspiele gegen sein Heimatland Spanien (21. und 23. August) strukturierter zu gestalten. Doch von diesem Plan muss sich der 46-Jährige wegen der vielen personellen Fragezeichen erst einmal verabschieden. „Wir hatten heute nur zehn Spieler auf dem Spielberichtsbogen. Da ergibt es wenig Sinn, darüber zu reden, wer wann noch gestrichen wird“, sagte er.
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