Erinnerung

100 Kilometer auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs wandeln

Der Gedenkmarsch „So weit die Füße tragen“ begann in Waldsee und erstreckte sich über 100 Kilometer bis zum französischen Casemat de Esch. So wurde an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert.

Von 
Linda Saxena
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An der Wegstrecke werden kleine Blessuren und Blasen verarztet. Aber auch für größere Notfälle ist das Hockenheimer Sanitätsteam um Mediziner Heinrich Horst Hellweg bestens gewappnet. © Heinrich Horst Hellweg

Hockenheim. Der diesjährige Gedenkmarsch „So weit die Füße tragen“ mit Start in Waldsee führte wieder über 100 Kilometer durch zwei Länder und erreichte sein symbolisches Ziel an der historischen Casemat de Esch. Mit der Aktion sollte dem Kriegsende vor 80 Jahren gedacht werden sowie den zahlreichen Opfern, die in der Luft und am Boden ihr Leben gelassen haben. Um die medizinische Sicherheit über die gesamte Strecke hinweg zu gewährleisten, war erneut ein hochprofessionelles Team im Einsatz: Der „MASH“ - „Medical Assistance Service Hellweg“ aus Hockenheim stellte in bewährter Zusammenarbeit mit „Ambulanz Freitag“ aus Böhl-Iggelheim die sanitätsdienstliche Betreuung sicher – unterstützt durch medizinische Fachkräfte der Interessengemeinschaft Heimatgeschichte Vorderpfalz. Mit dabei sind auch zahlreiche Helfer aus den Horan-Gemeinden, heißt es in einer Mitteilung.

In Frieden an das Kriegsende vor 80 Jahren gedacht

„Die Stimmung war sehr friedlich“, sagte Heinrich Horst Hellweg im Gespräch mit dieser Zeitung. Als ärztlicher Leiter begleitete er den Friedensmarsch, bei dem es zum Glück nur kleinere Blessuren zu verarzten gab. Fast 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begaben sich auf diesen anspruchsvollen Marsch, der nicht nur körperliche Ausdauer, sondern auch mentale Stärke forderte – gerade angesichts teils problematischer Wetterverhältnisse mit wechselhaften Temperaturen, Regen und hoher Luftfeuchtigkeit. „Unter den Teilnehmern waren Soldaten, Bundeswehrreservisten, aber auch Laien, die Interesse an der historischen Bedeutung haben“, schilderte der Mediziner. So sei die Bürgermeisterin Claudia Klein aus Waldsee als Zweite im Ziel angekommen.

Trotz dieser erschwerten Bedingungen bewiesen die Marschierenden bemerkenswerte Disziplin, Ausdauer und gegenseitige Rücksichtnahme – ein starkes Zeichen für die Kraft gemeinschaftlicher Erinnerungskultur. „Während des Laufs haben sich Gruppen aus den unterschiedlichsten Menschen zusammengeschlossen: Da lief der Soldat neben dem Hobbywanderer“, so Hellweg. Alle habe eines verbunden: Der Opfer zu gedenken und all jene zu erinnern, die in Kriegszeiten ihr Leben gelassen haben.

Der Gedenkmarsch gilt vor allem den alliierten Piloten, die abgeschossen wurden und sich dann zu Fuß hinter die eigenen Linien (bei Esch) in Sicherheit brachten. © Hellweg

Ein besonderes Highlight sei der reale Einsatz einer originalen Sanitätsstation der Schweizer Armee aus den späten 1940er-Jahren gewesen, aufgebaut auf Basis eines restaurierten Saurer-Gebirgs-Lkw. Das historische Einsatzfahrzeug, liebevoll restauriert von Paul Kröper aus Ottersheim, diente dem medizinischen Team als mobile Sanitätseinheit – robust, einsatzbereit und stilvoll. Diese mobile Sanitätsstation erwies sich als beeindruckende Kombination aus nostalgischer Militärtechnik und moderner Notfallversorgung. Diese Nachbildungen sollen keinesfalls den Krieg verharmlosen, macht der Hockenheimer Mediziner deutlich. Die historischen Details dienen dazu, die Tage und Wochen vor dem Kriegsende zu rekonstruieren und verständlich zu machen.

Nur Blasen und Kreislaufprobleme beim 100-Kilometer-Lauf

Natürlich war das gesamte Team auch mit modernster notfall- und allgemeinmedizinischer Ausrüstung ausgestattet – jederzeit bereit, kleinere wie größere medizinische Probleme zu behandeln. Dank der umsichtigen Planung und Organisation durch Eric Wiemann, den Initiator des Marsches, blieb es glücklicherweise bei kleineren Blessuren, Blasen und Erschöpfungserscheinungen, die professionell und einfühlsam versorgt wurden. Die reibungslose und unbürokratische Unterstützung durch die Leitstelle Straßburg ermöglichte dem deutschen Rettungsteam zudem einen legal abgesicherten Einsatz auf französischem Boden – ein hervorragendes Beispiel für funktionierende europäische Zusammenarbeit im Sinne der humanitären Hilfe.

Zum Start in Waldsee wurden Friedenstauben freigelassen. © Hellweg

„Mit Erfahrung, Teamgeist und einer starken Infrastruktur lässt sich auch ein Event dieser Größenordnung sicher begleiten“, so ein Sprecher von MASH Hellweg. Und tatsächlich: An vielen Stationen war – zwischen Feldbetten, Ausrüstungskisten und motivierten Helfern – ein Hauch jener besonderen Atmosphäre zu spüren, die an die Kultserie „M*A*S*H 4077“ erinnert.

Der Gedenkmarsch „So weit die Füße tragen“ bleibt ein außergewöhnliches Projekt: Ein Symbol für Erinnerung, Zusammenarbeit und Menschlichkeit – getragen von Disziplin, Engagement und einem exzellent aufgestellten medizinischen Team.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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