Ketsch. Wer am Ufer des Anglersees steht, ahnt kaum, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt. Der Angelsportverein Ketsch hat einen wichtigen Schritt zur Erforschung des Sees unternommen: Bei insgesamt sieben Taucheinsätzen wurden wertvolle Beobachtungen gesammelt, die künftig in das Monitoring des Vereins einfließen.
Siegfried und Daniel Kühn, Alexandra Scheuer und Christian Kasper vom Tauchverein sowie Rüdiger Ries und Alexander Schucker vom Angelsportverein (ASV) tauchten uferseitig bis in rund sechs Meter Tiefe ab. Unterstützt wurden sie an Land von Michael und Nina Kaufmann mit ihren Töchtern Janett und Ann-Kathrin sowie von Maximilian Haas, die sich um Absperrung und Versorgung kümmerten.
Unter Wasser eröffneten sich den Tauchern faszinierende Einblicke: Dichte Bestände von Hornblatt und Leichkraut wie ein grüner Teppich, dazwischen einzelne Zander, die fast regungslos im Sand lagen. Unter umgestürzten Bäumen tummelte sich die Jungbrut, während in der Tiefe zwei mächtige Welse vorbeizogen – fast zwei Meter lang, geheimnisvoll und majestätisch.
Ein besonderer Fund waren mehrere Süßwasserschwämme der Gattung „Spongilla“. Was viele für Pflanzen halten, sind in Wahrheit Tiere – und zugleich ein deutliches Signal für gute Wasserqualität. Als Filtrierer reinigen sie das Wasser von Bakterien und Schwebstoffen. Ihr Vorkommen belegt die Sauberkeit und Vitalität des Sees.
Neben den spannenden Entdeckungen stießen die Taucher allerdings auch auf unschöne Funde: Flaschen, Plastikreste – sogar eine alte Toilettenschüssel lag am Gewässergrund. Der ASV plant daher bereits eine gemeinsame Säuberungsaktion mit den Tauchern, um den See von diesem Müll zu befreien und die Lebensräume weiter zu schützen.
Tauchgänge als wertvoller Indikator für das Monitoring des Ketscher Anglersees
„Solche Tauchgänge sind wertvolle Bausteine, um den See als Biotop besser zu verstehen und langfristig zu schützen“, erklärt der ASV-Vorsitzende Roland Böhm. „Die Beobachtungen fließen direkt in das neue Monitoring ein, das wir im Frühjahr starten werden.“
Während Fangstatistiken nur zeigen, welche Fische tatsächlich gefangen werden, ermöglicht das Tauchen einen unverfälschten Blick ins Ökosystem: Welche Pflanzen breiten sich aus? Wo finden Jungfische Schutz? Welche Strukturen sind für Zander oder Wels besonders wertvoll? Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für eine nachhaltige Bewirtschaftung.
So zeigen die Einsätze einmal mehr: Der Anglersee ist nicht nur ein beliebtes Erholungsgebiet, sondern auch ein einzigartiges Unterwasserreich. Der ASV setzt sich dafür ein, diesen Lebensraum zu erhalten und zugleich für kommende Generationen erlebbar zu machen.
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