Rettungsaktion

Die verzweifelte Suche nach dem Heidelberger Johann geht weiter

Der Heidelberger Johann Williams ist seit einer Woche in Kretas Bergen vermisst. Die Familie setzt nun alle Hebel in Bewegung.

Von 
Bernhard Zinke
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Johann aus Heidelberg ist immer noch nicht im kretischen Gebirge gefunden. © privat

Heidelberg/Kreta. Es ist ein Kampf gegen die Uhr. Noch immer gibt es keine Spur, kein Lebenszeichen von Johann Williams. Der 20-jährige Heidelberger ist seit nun einer Woche in den Bergen von Kreta verschollen. Weil die offizielle Suche der Behörden möglicherweise an diesem Sonntag endet, wenden sich die Geschwister und sein Vater mit einem ausführlichen Brief an die Öffentlichkeit, um alle Hilfe zu mobilisieren, die möglich ist. „Es ist also extrem dringend, Johann heute, morgen oder übermorgen zu finden. Und dafür brauchen wir jede Unterstützung, die wir bekommen können“, schreibt die Familie in ihrem Brief. Sie erläutert auch ausführlich die Situation, um Fehlinformationen im Internet einzufangen.

Johann sei ein begeisterter und erfahrener Trailrunner. Er habe vor diesem geplanten Lauf im Gebiet der Samaria-Schlucht im Südosten Kretas auch schon viele rund 30 Kilometer lange Läufe in den Bergen unternommen. Am Donnerstag um 18.34 Uhr habe er seiner Schwester seinen Standort geschickt. Und zwei Stunden später die Nachricht „Alles bestens“. Am selben Abend habe sie ihm eine Nachricht zurückgeschrieben. Die hat er aber nicht gelesen.

Polizei beginnt erst am Sonntag mit der Suche

Am Samstag habe sich die Autovermietung bei der Jugendherberge gemeldet, in der Johann übernachtete. Er habe das Mietauto nicht zurückgegeben. Auch ein anderer Gast der Jugendherberge habe bestätigt, dass Johann seit Donnerstag nicht mehr in dem Hostel übernachtet habe. Daraufhin sei eine Vermisstenanzeige aufgenommen worden. Die Polizei habe aber erst am Sonntag mit der Suche begonnen – in der Samaria-Schlucht.

Die Familie erfuhr erst am Sonntag durch den Bekannten aus der Jugendherberge von den Geschehnissen. Sie hatten sich schon große Sorgen gemacht, weil sich Johann untypischerweise seit Donnerstag nicht gemeldet habe. Die Geschwister und der Vater nahmen den nächsten Flieger und trafen am Montag in Chania ein und seien schockiert gewesen: Die Polizei habe aus unerklärlichen Gründen eine Suche per Hubschrauber zunächst abgelehnt. Es seien nur sechs Rettungskräfte zu Fuß unterwegs gewesen.

Johanns letzter bekannter Standort nahe einer gefährlichen Stelle

Mittlerweile hat sich die Familie in den Account von Johanns Läufer-Uhr einloggen und somit die geplante Route auslesen können: Die verläuft vom Wanderparkplatz durch die Samaria-Schlucht und durchs Gebirge wieder zurück auf einer 28 Kilometer-Tour. Es gebe einen Zeugen, der Johann um 14.15 Uhr am südlichen Eingang der Schlucht gesehen habe. Versuche, über einen Account von Samsung oder eine Google-Ortung den Standort von Johanns Handy zu bekommen, schlugen bislang fehl. Auch eine Ortung über den Autoschlüssel sei nicht möglich. Johanns letzter bekannter Standort liegt nahe bei einer Stelle, die laut Einheimischen und Bergrettern als nahezu unpassierbar gilt.

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„Wir denken, dass er mir deshalb seinen Standort geschickt hat. Er war sich der Schwierigkeit bewusst. Da er mir zwei Stunden später schrieb, alles sei bestens, gehen wir davon aus, dass es ihm gelungen ist, diese extrem schwierige Passage dennoch zu überqueren“, schreibt die Schwester. Die Familie geht davon aus, dass ihm zwischen dem letzten Standort und dem Samaria-Wanderparkplatz etwas zugestoßen sein muss.

Appell an alle Rettungsorganisationen: Helft uns!

Am Donnerstag habe ein Spürhund die Fährte Johanns in der Nähe des Samaria-Parkplatzes aufgenommen. Trotz des schlechten Wetters sei dies nun der Ausgangspunkt der Suche. Und die Familie sendet die verzweifelte Bitte an alle möglichen Rettungsorganisationen, nach Kreta zu kommen und zu helfen. Hilfreich wären auch weitere Drohnen. Um die immensen Kosten für die Suche zu bezahlen, etwa private Helikopterflüge, Verwaltungsgebühren oder Rückführungskosten, bittet die Familie um Spenden auf der Plattform „Gofundme“.

Hier geht‘s zur Spendenaktion.

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