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Gedenken zum Jahrestag des Messerattentats in Mannheim: Programm am 31. Mai

Mannheim gedenkt am Jahrestag zum Messerattentat auf dem Marktplatz dem getöteten Polizisten Rouven Laur. Alles über die Hintergründe und, was am 31. Mai geplant ist.

Von 
Nicolai Lehnort
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Nach dem Messerattentat im Mai 2024 werden am Marktplatz in Mannheim zum Gedenken immer wieder Blumen und Kerzen niedergelegt. An diesem Samstag wird der Jahrestag mit einer Gedenkveranstaltung begangen. © Michael Ruffler

Mannheim. Ein getöteter Polizist und fünf schwer verletzte Menschen: Das Messerattentat auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Stadt tief erschüttert. Noch heute erinnern Blumen auf dem zentralen Platz im Herzen der Stadt an diesen schwarzen Tag. An diesem Samstag, 31. Mai, jährt sich die Tat. Zum Jahrestag gedenkt die Stadt Mannheim dem getöteten Rouven Laur auf dem Marktplatz G1.

Der 29-jährige Beamte erlag seinen schweren Verletzungen damals zwei Tage später in einem Krankenhaus. In einer Trauerfeier in Begleitung von rund 2.000 Polizisten wurde er verabschiedet. Gegen den mutmaßlichen Täter läuft aktuell ein Prozess in Stuttgart.

Jahrestag Messerattentat: Die Gedenkveranstaltung der Stadt Mannheim auf dem Marktplatz

Am Jahrestag des tödlichen Messerattentats am Samstag, 31. Mai, findet eine Gedenkveranstaltung der Stadt Mannheim statt. Auf dem Marktplatz G1 soll dabei ab 15 Uhr „ein Zeichen für Frieden, Respekt und Zusammenhalt“ gesetzt werden.

Gedenkveranstaltung

Tödlicher Messerangriff: So gedenkt Mannheim am Jahrestag Rouven Laur

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Marco Pecht
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„Wir halten inne, um einem vorbildlichen und mutigen Polizisten zu gedenken, der sein Leben im Dienst für unsere Gesellschaft ließ. Der Marktplatz, Ort der Tat, wird zum Platz des stillen Erinnerns – eingebettet in das Herz unserer Stadt“, kündigte Mannheims Oberbürgermeister (OB) Christian Specht (CDU) an.

Für das Gedenken wird eine Bühne auf dem südwestlichen Teil des Marktplatzes vor der Pfarrkirche St. Sebastian aufgebaut. Zum Programm gehören ein Auftritt des Landespolizeiorchesters sowie Ansprachen von OB Specht und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU). Außerdem soll Bundesinnenminister Alexander Dobrindt am Samstagnachmittag vor Ort sein, eine Rede halten soll der CSU-Politiker aber nicht.

Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Messerattacke in Mannheim: Gibt es ein Mahnmal?

Am Gedenktag soll neben einem interreligiösen Friedensgebet ein „Stadtpunkt“ enthüllt werden, der über die Ereignisse vom 31. Mai 2024 erinnert. Dabei handelt es sich um eine Infotafel aus Plexiglas, wie man sie auch an Gebäuden in Mannheim finden kann. Sie wurde von der Polizei, der Stadt Mannheim sowie dem Stadtarchiv Marchivum gestaltet.

Außerdem wird ein von einem Steinmetz angefertigter Gedenkstein an die Öffentlichkeit übergeben. In die Gedenkplatte sind drei Edelstahlsterne eingelassen. Sie ist 30 x 18,5 Zentimeter groß und besteht aus schwarzem Naturstein, einem Basalt aus Schweden. Der Stein wird auf dem Marktplatz liegen. Zusätzlich soll eine Tafel über das Attentat, Rouven Laur und die persönlichen Werte, die er vertreten hat, informieren.

Mögliche Mahnwache: Ist die „Bürgerbewegung Pax Europa“ bei Gedenkveranstaltung präsent?

Die „Bürgerbewegung Pax Europa“, deren Vorstandmitglied das damalige Ziel des Attentats war, hatte angekündigt, zum Jahrestag eine Mahnwache auf dem Marktplatz abzuhalten. Die Anmeldung bei den Behörden hatte für Kritik gesorgt. „Die Familie findet die Absicht absolut geschmacklos“, erklärte etwa Wolfram Schädler, der die Familie von Rouven Laur als Nebenkläger-Anwalt vertritt. Auch Präsidium und Gewerkschaft der Polizei Mannheim reagierten mit Unverständnis.

Vom beim Messerattentat auf dem Marktplatz getöteten Polizisten Rouven Laur nahmen rund 2.000 Polizisten bei einer Trauerfeier in Mannheim Abschied. © picture alliance/dpa

Nach den Reaktionen ruderte der Verein zurück. „Bürgerbewegung Pax Europa“ wird keine Mahnwache abhalten. Man könne nachvollziehen, „dass sich viele Polizisten in Mannheim und Umgebung an diesem Tag ausschließlich auf das Gedenken an Rouven Laur konzentrieren möchten und sie eine zusätzliche Gedenkveranstaltung, auch wenn sie still verläuft, als Störung empfinden könnten“, teilte der Bundesgeschäftsführer der Gruppe, Gerhard Kizina, mit.

Messerangriff in Mannheim: Was ist auf dem Marktplatz genau passiert?

Der zum Tatzeitpunkt 25-jährige Sulaiman A. aus Heppenheim attackierte am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz Mitglieder der islamkritischen „Bürgerbewegung Pax Europa“, die dort eine Kundgebung vorbereiten. Um 11.29 Uhr zog der gebürtige Afghane ein Messer und griff die Anwesenden rund um deren islamfeindlichen Chef Michael Stürzenberger an, auf den er mehrere Male einstach. Dabei verletzte er den ins Tatgeschehen eingreifende Polizisten Rouven Laur schwer am Kopf. Vier weitere Personen wurden schwer verletzt, bevor A. von der Polizei durch einen Schuss gestoppt wurde.

Der Beamte wurde so schwer verletzt, dass er wenige Tage später verstarb. Auch Stürzenberger trug schwere Verletzungen davon. Im Internet verbreiteten sich Videos von der Tat wie ein Lauffeuer. Zu sehen war das Geschehen in Echtzeit im Live-Stream der „Bürgerbewegung Pax Europa“, die die Kundgebung im Netz zeigen wollten. Tagelang war Mannheim das zentrale Nachrichtenthema im ganzen Land, internationale Medien berichteten über den Fall.

Mutmaßlicher Täter von Messerattacke in Mannheim: Wie läuft Prozess gegen Sulaiman A.?

Die Tat wurde von der Bundesanwaltschaft als Angriff auf die innere Sicherheit Deutschlands eingestuft und löste landesweite Diskussionen über Abschieberegeln und die gesellschaftliche Polarisierung aus. Die Ermittlungen ergaben, dass A. aus islamistischen Motiven handelte und mit dem „Islamischen Staat“ sympathisierte.

Die Bundesanwaltschaft erhob im Oktober Anklage wegen Mordes, fünffachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Der Fall wird vor dem Oberlandesgericht Stuttgart-Stammheim verhandelt, einem historischen Ort für Staatsschutzverfahren. Wegen der Komplexität der Verhandlung sind über 50 Prozesstage angesetzt.

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Verbrechen im Quadrat: Dritte Podcast-Folge zum Prozess um das Messerattentat auf dem Mannheimer Marktplatz

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Agnes Polewka
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Der Angeklagte Sulaiman A. legte im März vor dem Staatsschutzsenat ein Geständnis ab. Er berichtete von seiner Radikalisierung und schilderte seine Gedanken bei der Tat: „Heute muss jemand sterben.“ Den Islamkritiker Stürzenberger empfand er als Provokateur, seine Auftritte als Affront gegenüber Muslimen. Rückblickend sagte der mutmaßliche Täter vor Gericht: „Ich wünschte, ich könnte die Tat rückgängig machen.“ Es sei eine „unverzeihliche“ Tat, über die er Tag und Nacht nachdenke.

Stimmung um Marktplatz: Wie hat sich die Stadt Mannheim seit dem Attentat verändert?

Der 31. Mai 2024 geht als schwarzer Tag in die Geschichte der Stadt Mannheim ein. Noch heute hängt die Tat den Bürgern und der Polizei nach. „Die Tat hat die Stadt verändert“, ist immer wieder zu hören. Einige beschreiben das Treiben auf dem Marktplatz seitdem als ruhiger und zurückhaltender. Manche Bürger verhielten sich aufmerksamer und vorsichtiger, ist zu vernehmen. Für andere wiederum habe sich das Leben auf dem Marktplatz inzwischen wieder normalisiert.

Auch bei der Polizei hat der Verlust eines Kollegen tiefe Spuren hinterlassen. „Das geht so rein. Das macht was mit einem“, sagte etwa ein Polizist aus Niedersachsen bei der Trauerfeier. Über die Sicherheit, Befugnisse und Aufgaben der Polizei in Deutschland ist seit dem Attentat von Mannheim eine rege Diskussion entbrannt.

Attentate in Deutschland: Was ist seit der Messerattacke auf dem Marktplatz in Mannheim passiert?

Nach dem islamistisch motivierten Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz hat es in den folgenden Monaten weitere Attentate mit mutmaßlich religiösem Hintergrund in Deutschland gegeben. So stach etwa im August 2024 ein syrischer Asylbewerber auf einem Stadtfest in Solingen auf mehrere Besucher ein. Drei Menschen starben, acht wurden verletzt.

In München raste ein Afghane im Februar 2025 mit einem Auto gezielt in die Menschenmenge einer Demonstration. Der 24-Jährige verletzte 39 Personen, darunter waren eine Mutter und ein zweijähriges Kind, die später an den Verletzungen starben.

Der jüngste Fall ereignete sich in Bielefeld, wo am 18. Mai in der Innenstadt mehrere Personen mit einem Messer angegriffen wurden. Der mutmaßliche Täter, ein 35-jähriger Syrer, verletzte fünf junge Menschen. Die Hinweise auf eine islamistische Motivation verdichten sich laut Bundesanwaltschaft.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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