Diplomatie

Merz’ Gastgeschenk: Urkunde für Donald Trump stammt aus Speyer

Dass der US-Präsident Trump Vorfahren in der Pfalz hat, ist bekannt. Mit der Geburtsurkunde von Trumps Großvater ist Bundeskanzler Merz eine Überraschung gelungen.

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Stephan Alfter
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Dieses von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Faksimile der deutschen Fassung der Geburtsurkunde von Friedrich (später Frederick) Trump, Großvater von US-Präsident Donald Trump, aus Kallstadt in Rheinland-Pfalz. © Steffen Kugler/Bundesregierung/dpa

Bad Dürkheim/Speyer. Tobias Binkert war einigermaßen überrascht, als er am Donnerstag in der Tagesschau sah, dass ein Dokument aus „seinem“ Archiv gerade auf höchster diplomatischer Ebene Karriere machte. Das Gastgeschenk, das Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für US-Präsident Donald Trump in die amerikanische Hauptstadt Washington D.C. schleifte, stammt aus dem Landesarchiv in Speyer.

Binkert ist stellvertretender Leiter des Hauses im Speyerer Südwesten und hält ziemlich vieles zusammen, was über die Pfalz an Wissenswertem existiert. Hier hatte der inzwischen verstorbene Volkskundler Roland Paul im Jahr 2016 auch die Briefe ausfindig gemacht, die Trumps Großvater Friedrich an die damaligen Behörden sendete. Die Pfalz war seinerzeit bayrisch und die Kreisregierung saß in Speyer.

Original-Urkunde für Donald Trump bleibt in Speyer

Dass die Geburtsurkunde im dortigen Landesarchiv lagern könnte, dachte sich offensichtlich auch das Auswärtige Amt. Wie Binkert auf Nachfrage dieser Redaktion berichtete, habe es vor drei Wochen eine ganz normale Anfrage von dort gegeben. Sechs bis sieben Wünsche gebe es üblicherweise pro Tag, so der Mann, der nach eigener Aussage erst seit zwei Jahren in Speyer arbeitet.

Als er schließlich am Donnerstag die Nachrichten verfolgte, wusste er, wozu die Anfrage dienen sollte. Bereits auf der Reise nach Washington verbreitete das Bundeskanzleramt in den sozialen Medien ein Video, das Friedrich Merz im Flugzeug zeigt - und zwar mit dem Gastgeschenk, von dem er sagte, dass er es sogar gerne selbst behalten würde.

Fakt ist: Er könnte sich ein weiteres Faksimile anfertigen lassen, denn das Original ist in Speyer geblieben. Was Merz Trump schenkte, sei ein hochwertiges Digitalisat, so Binkert. Man habe nach der Anfrage vom Auswärtigen Amt einen Scanner benutzt, um ein hochauflösendes Produkt zu schaffen. Das war Teil der Anfrage aus Berlin. Anschließend schickte man es in die Hauptstadt, wo sich ein Kalligraph in den vergangenen Tagen mit einer Übersetzung ins Englische beschäftigte.

Trumps Ur-Großvater war der Winzer Johannes Trump

Um das Dokument zu lesen, braucht man jedenfalls gute Augen und ein Verständnis für die damalige Schrift. Niedergelegt ist, dass der zweite Bürgermeister der Gemeinde Kallstadt, Johann Lorenz Ruprecht, am 15. März, morgens um sieben Uhr, den 39-jährigen Winzer Johannes Trump vor sich hat. Es geht darum, amtlich zu machen, dass dieser mit seiner Ehefrau Katharina, geborene Kober, einen Sohn gezeugt hat, der auf den Namen Friedrich hört. Eben jener Friedrich, der sich in den 1880er Jahren dem Militärdienst in Deutschland entzieht und in die USA auswandert.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) überreicht US-Präsident Donald Trump die Geburtsurkunde seines Großvaters väterlicherseits im Oval Office des Weißen Hauses. © Evan Vucci/AP/dpa

In Nordamerika wird er unter dem Namen Frederick bekannt. Dass er 1905 mit seiner Ehefrau, die ebenfalls aus Kallstadt stammt, gerne dauerhaft nach Deutschland zurückkehren würde, ist seit den Veröffentlichungen des Historikers Roland Paul bekannt. Doch dieses Ansinnen lehnte die Kreisregierung in Speyer strikt ab. Und vielleicht konnte sein Enkel nur deshalb US-Präsident werden.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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