Schwetzingen. Anfang Juli startete die europäische Sonde „Euclid“ in den Weltraum. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist: eine für den sichtbaren Wellenlängen- und eine für den Nah-Infrarotbereich. Das Teleskop soll eine 3-D-Karte des Universums erstellen, mit der Zeit als dritter Dimension.
Es beobachtet Milliarden von Galaxien in einer Entfernung von bis zu zehn Milliarden Lichtjahren, die sich über mehr als ein Drittel des Himmels erstrecken. „Euclid“ wird somit die bislang hochwertigsten Informationen über Dunkle Materie und Dunkle Energie, die wir nicht direkt beobachten können, liefern. Wichtige Teile dafür sind am Schwetzinger Schlossplatz beim Raumfahrtunternehmen Von Hoerner & Sulger entwickelt und konstruiert worden.
Hochtechnologie-Unternehmen mit Familientradition aus Schwetzingen
Das Teleskop soll laut Mitteilung des Schwetzinger Traditionsunternehmens durch das Abbilden von Bewegungen und Formen von Galaxien dabei helfen, auf deren Entfernung zu schließen. Das Weltraumteleskop startet im Rahmen des ESA-Programms Cosmic Vision, bei dem sich mit den zwei Kernthemen „Was sind die grundlegenden physikalischen Gesetze des Universums?“ und „Wie ist das Universum entstanden und woraus besteht es?“ befasst wird.
„Noch nie zuvor konnte ein Teleskop solche gestochen scharfen astronomischen Bilder über so einen großen Teil des Himmels aufnehmen und so weit in das ferne Universum blicken“, gibt die europäische Raumfahrtagentur ESA bekannt.
Pixelfeine Justierung
Und hieran ist das kleine, mittelständische Unternehmen Von Hoerner & Sulger GmbH im baden-württembergischen Schwetzingen nicht ganz unbeteiligt. Die bereits 1971 gegründete Firma ist auch heute noch ein inhabergeführtes Familienunternehmen, das von Diplomingenieurin Ute von Hoerner, der Nichte der Firmengründerin, und den beiden Minoritätsanteilseignern Dr. Hartmut Henkel und Dr. Josef Dalcolmo gemeinsam geführt wird. Das Hochtechnologie-Unternehmen mit etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genießt in der Branche einen sehr guten Ruf.
Für „Euclid“ lieferte die Firma die Kalibrationseinheit „NICU“, die off-Axis im Strahlengang sitzt und dort eine Lichtquelle mit stabiler Helligkeit und Farbe bereitstellt. Ihre Aufgabe ist es, im kleinskaligen Bereich von Pixel zu Pixel dafür zu sorgen, dass die Unterschiede in Empfindlichkeit und Dunkelstrom kompensiert werden. Wäre das nicht der Fall, würde „Euclid“ nur verrauschte Bild zur Erde senden. Die „NICU“ ist nun an Bord, und wird regelmäßig zum Kalibrieren verwendet. Die darin verwendeten Leuchtdioden und das ganze Gerät mussten zu diesem Zweck erst aufwendig getestet und kalibriert werden, um den Anforderungen im Weltraum gerecht zu werden.
Erfolgreiche Raumfahrtprojekte und tadellose Funktion von 'Euclid'
Mit großer Spannung und Vorfreude haben die Geschäftsleitung und die Belegschaft der Von Hoerner & Sulger GmbH die ersten Bilder des Weltraumteleskops am Standort in Schwetzingen erwartet. Bislang wurden mehr als 200 Raumfahrtprojekte innerhalb des Unternehmens erfolgreich durchgeführt und es musste noch kein Misserfolg verzeichnet werden. Und so ist die Freude über die tadellose Funktion des Instruments wieder groß.
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Die Schwetzinger Firma ist spezialisiert auf Systeme für die Weltraumerkundung im zivilen Bereich, Raketenexperimente und Lösungen für die Industrie und Medizin. Die Firma liefert das gesamte System-Know-how, angefangen von ersten Konzeptstudien über die Designphase bis hin zur Integration kompletter Systeme hoher Präzision und Zuverlässigkeit. Das Hauptgeschäft liegt momentan in der Einzelentwicklung von Flug-Hardware, häufig nach ESA- und NASA-Standards. Wichtig ist hierbei der sehr enge Kontakt zur Kundschaft, denn dadurch wird sichergestellt, dass eine optimale Lösung gefunden wird.
In der innovativen Firma herrscht nach eigenen Angaben ein ausgesprochen gutes Betriebsklima. Es gibt sehr flache Hierarchien und ein kollegiales Miteinander. So wird im Sommer ein Grillfest im Garten gefeiert, mittags zusammen gekocht, und Entscheidungen werden gerne seitens der Geschäftsleitung gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefällt, heißt es abschließend in der Mitteilung.
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