Rhein-Neckar. „Ich komme aus der Metropolregion Rhein-Neckar!“ Wer würde so antworten, wenn er im Urlaub gefragt würde, wo genau seine Heimat ist? Genau. Kein Mensch.
Das könnte einerseits damit zu tun haben, dass diese Bezeichnung für eine Region noch vergleichsweise jung ist – nämlich genau 20 Jahre. Und das könnte andererseits seinen Grund darin haben, dass es kaum sperrigere Begriffe gibt, um einen Landstrich näher zu beschreiben. „Aus de Palz“ geht Urlaubern jedenfalls deutlich leichter über die Lippen, wenn sie im Ausland nach ihrer Herkunft gefragt werden.
Geopolitisch beschreibt die Metropolregion Rhein-Neckar ja eigentlich eine Schnittmenge der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Wo genau jedoch die Metropolregion Rhein-Neckar endet und wo sie anfängt, das wissen wohl die wenigsten der rund 2,4 Millionen Bewohner dieses Raumes, den man sehr lange auch als Rhein-Neckar-Dreieck bezeichnet hat. Lediglich eine paar braune Schilder an den Autobahnen rundherum weisen jeweils auf die Metropolregion Rhein-Neckar hin.
Als der Rhein noch eine richtige Grenze war
Weder Autobahnen noch braune Schilder gab es allerdings im 13. Jahrhundert. So lange lässt sich eine gemeinsame Geschichte dieses Landstrichs rechts und links des Rheins wohl mindestens zurückverfolgen. Denn seit die Wittelsbacher im Jahr 1214 die Herrschaft erlangten, galt die Gegend zwischen Mosel und Kraichgau mit dem Kerngebiet am unteren Neckar als Kurpfalz. Als Hauptstädte galten Heidelberg und ab 1720 Mannheim. Oft bildete der Rhein in den Jahren danach eine politische Grenze. Man denke beispielsweise an die Zeit unter Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts sowie an die französische Besatzung der Pfalz nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 1918 und 1930.
Dass es eine historische Verbindung zwischen Baden, Pfalz und Südhessen gibt, konnte schließlich aber auch der Zweite Weltkrieg mit verschiedenen Besatzungszonen nicht vergessen machen. Trotz der unterschiedlichen Entwicklungen in den drei verschiedenen Bundesländern wuchs schon bald der Wunsch nach einer Zusammenarbeit über Flüsse und Landesgrenzen hinweg. Schon 1951 gründeten die Städte Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Viernheim sowie die Landkreise Ludwigshafen und Heidelberg die „Kommunale Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar“. Ihr Zweck war eine gemeinsame Verwaltungsebene, die insbesondere Verkehrs- und Raumplanung, aber beispielsweise auch Gas- und Wasserversorgung oder Kulturwesen betraf.
Sechs Etappen führen von Neustadt über Mannheim bis zum Speyerer Dom
Nun ist es überhaupt nicht das Ziel dieses Artikels, die Geschichte der Rheinebene im Wandel der Zeit minutiös nachzuzeichnen. Im Gegenteil: Die heutige Metropolregion Rhein-Neckar soll endlich physisch erfahrbar werden, in dem wir sechs Tage lang wandern gehen.
Unser Redakteur Stephan Alfter wird am kommenden Montag, 1. September, in Neustadt am Hambacher Schloss starten und in sechs Etappen gewissermaßen einen Halbkreis durch das Verbreitungsgebiet des „Mannheimer Morgen“ laufen. Es geht von Neustadt Richtung Bad Dürkheim, von dort aus nach Ludwigshafen (2. September). Danach durch Mannheim nach Viernheim und Lampertheim (3. September). Anschließend nach Ladenburg und Weinheim (4. September). Von dort nach Heidelberg (5. September) und zuletzt zum zentralen Bauwerk der Metropolregion Rhein-Neckar – dem Speyerer Dom (6. September).
Der Weg ist das Ziel heißt es sprichwörtlich und so ist es auch in unserem Fall, denn diese Redaktion will einige Geschichten erzählen auf dem Weg durch die Rheinebene. Deshalb lassen wir uns begleiten und treffen immer wieder auf Menschen aus der Region – mal bekannter, mal unbekannter.
Wer schon einmal einen guten Sauvignon Blanc aus der Pfalz getrunken hat, dem wird der Winzer Oliver Zeter aus Neustadt/Haardt ein Begriff sein. Wie wird der neue Jahrgang bei ihm? Das wird er uns gleich zu Beginn der Wanderung erzählen. Wir passieren später die neue Therme in Bad Dürkheim, die kurz vor der Eröffnung steht. Wir laufen nach Herxheim am Berg und schauen, ob die Glocke noch im Turm hängt, die im Jahr 2017 als „Hitlerglocke“ für so viele Schlagzeilen gesorgt hat.
Wir treffen Michael Kötz in Ludwigshafen, der sein Filmfestival gerade gegen klagende Anwohner verteidigen muss. Wir machen Rast vor der Alten Feuerwache in Mannheim. Vielleicht leistet uns Markus Babbel in Südhessen Gesellschaft. Der Ex-Bayern-Profi wohnt in Viernheim und erzählt uns womöglich, warum er derzeit Uli Hoeneß so oft kritisiert. Vielleicht öffnet uns Klaus Schlappner in Lampertheim die Tür und läuft ein paar Meter mit uns – womöglich mit Pepita-Hut.
Die Etappen
1. September, 9 Uhr: Start am Parkplatz unterhalb des Hambacher Schlosses. Die Etappe endet in Herxheim am Berg nach 22,1 Kilometern.
2. September, 9 Uhr: Start an der St. Jakobuskirche in Herxheim. Die Etappe endet im Hemshof in Ludwigshafen (20,3 Kilometer).
3. September, 9 Uhr: Start bei Maffenbeier im Hemshof. Die Etappe passiert Mannheim und Viernheim und endet in Lampertheim (20 Kilometer).
4. September, 9 Uhr: Start am Alten Rathaus in Lampertheim. Die Etappe führt über Ladenburg nach Weinheim (26,3 Kilometer).
5. September, 9 Uhr: Start am Marktplatz in Weinheim. Die Etappe führt nach Heidelberg (16,7 Kilometer).
6. September, 9 Uhr: Start am Europäischen Hof in Heidelberg. Die Etappe führt über den Johanneshof in Hockenheim nach Speyer (20,2 Kilometer).
In Heidelberg soll bald eine Bettensteuer für Hotelgäste gelten. Wir schauen vorbei und sehen, ob die Hotellerie in der Stadt darauf gut vorbereitet ist. Was sagt Caroline von Kretschmann im „Europäischen Hof“ dazu? Wir versuchen, sie zu erwischen. Die letzte Etappe führt über Hockenheim nach Speyer. Wir treffen Harald Schlumpp, Betreiber des Johanneshofs, und fragen ihn, warum Gastronomen in der Region derzeit oft zu kämpfen haben. Zuletzt laufen wir eine Ehrenrunde um den Dom mit dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Wem gehört er eigentlich, der Europäische Kaiserdom zu Speyer?
Wer Lust und Zeit hat, sich dieser Wanderung anzuschließen, darf das gerne tun. Alle, die nicht so mobil sind oder weniger Zeit haben, können unsere Tour in einem Live-Ticker verfolgen. Dort stehen einen Tag vorher jeweils auch die Startzeiten und exakten Startorte zu den jeweiligen Etappen.
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