Hitze

Tausende fliehen vor Bränden auf Rhodos

Viele Urlauber wollen vorzeitig zurückfliegen. Diese Woche erneut rekordverdächtige Temperaturen erwartet

Von 
Gerd Höhler
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Starke Winde und Rekordtemperaturen fachen die Brände auf Rhodos immer wieder an. © Argyris Mantikos/Eurokinissi/AP/dpa

Rhodos. Seit Mittwoch brennen die Wälder auf der griechischen Insel Rhodos. Die Feuerwehren scheinen machtlos: Starke Winde und Rekordtemperaturen fachen die Brände immer wieder an. Tausende Einheimische und Urlauber fliehen vor den Flammen.

Laut griechischer Regierung haben seit Samstag 19 000 Einwohner und Touristen ihre Wohnungen und Hotelzimmer im Südosten der Insel Rhodos verlassen müssen. Sie wurden in Sicherheit gebracht, wie das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mitteilte. Es handele sich um „die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben hat“. Dort breiteten sich die am vergangenen Mittwoch ausgebrochenen Waldbrände immer weiter aus.

Flammen an drei Fronten

Die meisten Menschen wurden mit Reisebussen in den Norden der Insel gefahren. Dort verbrachten sie die Nacht zu Sonntag auf Pritschen und Matten in Turnhallen und Schulen sowie in Hotels, die nicht gefährdet sind. Vielerorts im Süden waren die Straßen unpassierbar. Mehrere Tausend Touristen wurden mit Booten der Küstenwache, Fischkuttern und Ausflugsbooten übers Meer evakuiert, so am Strand des Ferienorts Gennadi. Eine Reederei stellte ein Fährschiff für die Unterbringung Evakuierter zur Verfügung. Aber weil es nicht genug Unterkünfte gab, verbrachten viele Menschen die Nacht im Freien. Unter den Bewohnern von Rhodos gab es eine große Welle der Hilfsbereitschaft: Viele nahmen Touristen in ihren privaten Unterkünften auf.

270 Feuerwehrleute kämpften mit Dutzenden Fahrzeugen, zehn Löschflugzeugen und fünf Hubschraubern gegen die Flammen. Wegen des unwegsamen Geländes und der hohen Temperaturen von bis zu 40 Grad ist es jedoch äußerst schwierig, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Die Feuer tobten am Sonntag an drei Fronten beim Ferienort Kiotari, dem Dorf Apollona und in der Gegend um den Stausee Gadoura.

Nach einer tagelangen Hitzewelle sind die griechischen Wälder ausgedörrt. Schon ein weggeworfener Zigarettenstummel oder der Funkenflug eines Traktors können eine Katastrophe auslösen. In weiten Teilen Griechenlands galt am Sonntag deshalb die höchste Waldbrandgefahrenstufe.

Ministerpräsident Mitsotakis machte sich im Krisenzentrum des Zivilschutzes ein Bild der Lage. Aus Athen wurden mit einem Transportflugzeug der Luftstreitkräfte zusätzliche Polizeikräfte nach Rhodos geflogen. Sie sollen bei den Evakuierungen helfen.

Nach Angaben der Behörden sind von den Evakuierungen bisher etwa zehn Prozent der Touristenunterkünfte auf Rhodos betroffen. Am späten Samstagabend ordneten die Behörden auch die Räumung von Hotels im beliebten Badeort Lindos an der Ostküste an. Einheimische und Urlauber der vorsorglich evakuierten Regionen wurden durch ein lautes Sirenensignal und eine SMS auf ihren Mobiltelefonen alarmiert. Dieses in Griechenland vor drei Jahren eingeführte Warnsystem für den Katastrophenfall funktioniert auch auf ausländischen Mobiltelefonen, sofern sie im griechischen Netz eingeloggt sind – selbst ohne extra installierte App.

Tui streicht Hinflüge

Der Norden der Insel mit der Hauptstadt Rhodos sowie den beliebten Urlaubsorten Faliraki, Ammoudes und Ialysos gelten bisher als nicht gefährdet. Auch der Flughafen von Rhodos liegt außerhalb der Gefahrenzone. Dort landeten am Sonntag planmäßig zahlreiche Ferienflieger mit Neuankömmlingen. Zugleich suchten aber Urlauber, die ihre Hotels wegen der Brände verlassen mussten, nach Rückreisemöglichkeiten. Auf Rhodos halten sich derzeit etwa 200 000 ausländische Urlauber auf. Von den Evakuierungen sind bisher nach Schätzungen der Behörden etwa 10 000 Feriengäste betroffen.

Viele von ihnen versuchen jetzt, vorzeitig abzureisen. Die Organisation der Rückflüge liegt bei den Reiseveranstaltern und den von ihnen beauftragten Fluggesellschaften. Der deutsche Reiseanbieter Tui kündigte an, bis Dienstag keine neuen Urlauber mehr auf die Insel zu bringen, sondern sie nur noch von dort aus zurückzufliegen. Gäste, die bis kommenden Freitag nach Rhodos gebucht seien, könnten kostenfrei stornieren oder auf ein anderes Urlaubsziel umbuchen.

Die deutsche Botschaft richtete Notfallnummern für Urlauber ein: „Deutsche Staatsangehörige, die von den Waldbränden auf der Insel Rhodos betroffen sind, können die Botschaft Athen unter den Nummern des Bereitschaftsdienstes erreichen: Mobil: 0030/693-23 381 53 und 0030/697-22 334 89“, hieß es in einem Tweet der Botschaft.

Auch das griechische Außenministerium in Athen hat eine Hotline für ausländische Urlauber geschaltet: 0030 210-3681730. Zudem richtete das Ministerium am Flughafen Rhodos einen Helpdesk ein, der etwa bei verlorenen Papieren helfe.

In Athen, Thessalien und auf der Halbinsel Peloponnes stieg das Thermometer am Sonntag auf 44 Grad. Das Land erlebt die größte Hitzewelle seit 50 Jahren. Für Mittwoch erwarten Meteorologen erneut rekordverdächtige Werte um die 46 Grad. (mit dpa)

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