Im Test

Ein ausgereifter Hingucker

Im dünner werdenden Markt der Kleinwagen bekennt sich Seat auch nach 38-jähriger Bauzeit zu seinem Ibiza

Von 
Stephan Eisner
Lesedauer: 

Mannheim. Kleinwagen mit Verbrenner verschwinden langsam vom Markt. Gerade erst hat Ford bekannt gegeben, dass die Produktion des Kultmodells Fiesta im kommenden Jahr eingestellt wird. Ein Grund: Die Abgas-Vorschriften der EU, vor allem das anstehende Quasi-Verbrenner-Verbot mit der Euro 7-Norm, machen Kleinwagen mit Benzin- oder Dieselmotoren in Entwicklung und Herstellung zu teuer. Kleine E-Modelle sind vor allem ohne eine künftige Förderung preislich anspruchsvoll – und die Entwicklung ist für Autobauer oft unrentabel. Weil die Gewinn-Marge bei größeren Modellen deutlich höher ist, werden die kleinen immer weniger.

Umso bemerkenswerter ist es, dass Seat seinen Ibiza auffrischt – die fünfte Generation in 38 Jahren. Dieses Facelift fällt allerdings, zumindest außen, wenig spektakulär aus. Ein neuer Schriftzug, andere Felgen, das war es fast schon. Innen sieht das anders aus: Bunte, beleuchtete Zierringe bringen Farbe ins Spiel, der 9,2-Zoll-Touchscreen ist nun höher angebracht, was die Bedienung erleichtert. Wer navigieren will, kann die kabellose Smartphone-Anbindungen Apple CarPlay und Android Auto nutzen oder das Top-Infotainment für 1050 Euro bestellen.

Seat Ibiza FR 1.5 TSI

Motor: Vierzylinder-Benziner

Leistung: 110 kW/150 PS

Hubraum: 1498 ccm

Max. Drehmoment: 250 Nm

Antrieb: Frontantrieb, Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Höchstgeschw.: 216 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 8,1 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 5,0 l Benzin / Testverbrauch: 6,1 l

Länge: 4059 mm, Breite: 1780 mm, Höhe: 1447 mm

Emissionsklasse: Euro 6AP

Leergewicht: 1238 kg

Kofferraumvolumen: 355 – 1165 l

Preis: 26 610 Euro

Serienausstattung: LM-Räder, Sport-Lederlenkrad, Navigationssystem auf SD-Karte, LED-Heckleuchten, Klimaautomatik, elektronische Differentialsperre, Sportfahrwerk, Sportsitze vorne, elektrische Fensterheber, Abgasendrohr zweiflutig, Regensensor, zahlreiche Assistenzsysteme. se

Während VW als großer Bruder inzwischen auf eine Touch-Bedienung für die Klimatisierung und sonstige Steuerungen rund ums Wohlbefinden setzt, verzichtet Seat beim Ibiza drauf und ermöglicht die Einstellungen deutlich benutzerfreundlicher über Tasten und Drehregler. Und zeigt VW: Nicht immer muss alles Schicke auch gut sein.

Schwungvoll durch Kurven

Mehr zum Thema

Neuwagen im Test

Opel Astra Sports Tourer: Schrumpfkurs - und doch mehr Platz

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
Auto

Mazda CX-30 Kompakt-SUV

Veröffentlicht
Von
Mike Neumann
Mehr erfahren
Neuvorstellung

Peugeot bringt Coupé 408

Veröffentlicht
Von
tmn
Mehr erfahren

Die bequemen Sportsitze sind langstreckentauglich und selbst auf den Rücksitzen lassen sich kurze Strecken schmerzfrei bewältigen. Das luftige Raumgefühl vorne lässt den Eindruck entstehen, eher mit einem größeren Modell unterwegs zu sein – man darf nicht vergessen, dass es sich um einen Kleinwagen handelt. Der Kofferraum reicht dann entsprechend auch mühelos für das Gepäck von zwei Personen. Ist die Rücklehne umgeklappt, passt locker der Großeinkauf hinein.

In Sachen Federungskomfort präsentiert sich das sportliche Modell FR eher auf der knackigen Seite, dadurch wirkt das Fahrwerk etwas poltrig. Dafür bereitet der Spanier als Alltagsbegleiter ordentlichen Fahrspaß. Durch Kurven zieht der Ibiza schwungvoll seinen Bahnen, bleibt sehr lange stabil. Unterstützt wird der kompakte Viertürer dabei durch die gefühlvoll und direkt ausgelegte Lenkung. Die Fahrdynamik profitiert zudem von einer elektronischen Differentialsperre. Diese hilft dem 1,5-Liter-TSI, dem Topmodell, die üppige Kraft auf die Straße zu bringen. Und dennoch: Ist es feucht auf dem Asphalt, kann es schon mal passieren, dass der Seat heißblütig mit den Vorderreifen scharrt.

Die volle Leistung von 150 PS kommt zwar erst zwischen 5000 und 6000 Umdrehungen pro Minute auf, da die 250 Newtonmeter Drehmoment aber bereits ab 1500 Touren bereit stehen, kann von mangelnder Kraft im unteren Drehzahlbereich keine Rede sein. Dabei läuft der Turbobenziner geschmeidig und hält sich beim Testverbrauch mit 6,1 Litern zurück.

Das Doppelkupplungsgetriebe arbeitet sauber und nahezu unbemerkt – hält aber doch fluchs den richtigen Gang parat, wenn es gewünscht wird. Beim Rangieren allerdings trübt sich das nette Bild ein wenig, dann agiert die Schalthilfe ruckelig. Unter der Haube bietet Seat für den Ibiza Motoren zwischen 80 PS und 150 PS an, darunter ist ein Erdgas-Motor (CNG). Ein Diesel ist nicht mehr im Programm. 16 490 Euro sind für ihn mindestens fällig. Und auch wenn das Facelift des Ibiza erst auf den zweiten Blick auffällt, bleibt der Spanier, was er vorher schon war: ein ausgereifter Hingucker.

Ressortleitung Projektredakteur/Autoredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen