Fernwärme

Erste Geothermie-Anlage in der Rhein-Neckar-Region könnte 2025 fertig sein

Von 
Martin Geiger
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Eine Geothermie-Anlage ähnlich wie diese in München könnte mittelfristig auch in der Rhein-Neckar-Region gebaut werden. © Stadtwerke München

Rhein-Neckar. Jetzt ist es also amtlich: MVV und EnBW dürfen mit den Vorbereitungen für ihr geplantes Geothermie-Projekt im Raum südlich von Mannheim beginnen. Was das bedeutet im Überblick.

Was planen die beiden Energieunternehmen?

Sie wollen im sogenannten Aufsuchungsgebiet (siehe Grafik) bis zu drei Geothermie-Heizwerke bauen. Das bedeutet, sie wollen an bis zu drei Standorten 3000 bis 3500 Meter tief bohren und aus einer durchlässigen Gesteinsschicht heißes Wasser fördern. Dessen Energie soll ins Fernwärmenetz eingespeist werden, das von Mannheim über Schwetzingen bis nach Speyer und Heidelberg reicht. Strom wollen die Unternehmen nicht erzeugen.

Warum planen MVV und EnBW so etwas?

Zurzeit wird der Großteil der Fernwärme noch im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) erzeugt. Dieses muss aufgrund des Kohleausstiegs jedoch spätestens 2034 den klassischen Betrieb einstellen. Darum braucht es insbesondere für die Fernwärme, die rund 165 000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region beziehen, Ersatzlösungen. Die Geothermie-Heizwerke sollen einen Teil dazu beisteuern.

An welchen Standorten soll gebohrt werden?

Das steht nach Angaben der Unternehmen noch nicht fest. Sie wollen zunächst ab Mitte April das gesamte Gebiet untersuchen und dann geeignete Stellen identifizieren. MVV und EnBW wollen dafür ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Schwetzingen gründen.

Wie funktionieren diese Voruntersuchungen?

MVV und EnBW erklären, dass dabei ausschließlich analytische und sensorische oberirdische Messverfahren sowie Laboruntersuchungen von Wasserproben aus vorhandenen oberflächennahen Brunnen zum Einsatz kommen sollen. Die dabei gewonnenen Messergebnisse würden mit vorhandenen Daten abgeglichen und ausgewertet. Die Anwohnerinnen und Anwohner sollen den Unternehmen zufolge davon kaum etwas mitbekommen, weil dies alles geräusch- und erschütterungslos geschehe.

Und wie geht es anschließend weiter?

Nach etwa 18 Monaten sollen potenzielle Standorte identifiziert sein. Deren Eignung werde dann, so die Unternehmen, anhand weiterer Kriterien überprüft, ehe sie in eine Art Reihenfolge gebracht werden. Jede geplante Bohrung muss nochmals gesondert genehmigt werden. Insgesamt, schätzen die Verantwortlichen, dauert der gesamte Prozess mindestens viereinhalb Jahre, so dass das erste Heizwerk frühestens Ende 2025 in Betrieb gehen könnte.

Was bedeutet das alles für die Geothermiebohrung in Brühl?

Nach Angaben des Regierungspräsidiums Freiburg ist auch die Untersuchung der nach der Insolvenz der Betreibergesellschaft derzeit ungenutzten Bohrung in Brühl auf ihre Eignung hin geplant. Allerdings müsse zunächst die eigentumsrechtliche Situation geklärt werden.

Wie wird die Öffentlichkeit über den Prozess informiert?

MVV und EnBW betonen, dass sie „auf eine breite kontinuierliche Information“ besonderen Wert legen. Neben einer bestehenden Internetseite (www.geothermie-hardt.de) werde es im April eine erste digitale Informationsveranstaltung geben.

Ist Geothermie denn nicht gefährlich?

Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass solche Anlagen unter entsprechenden Voraussetzungen ohne größere Schäden betrieben werden können. Andererseits haben viele Menschen Angst vor Erdbeben, die mancherorts – etwa in Landau – nachweislich durch Geothermie-Projekte ausgelöst worden sind. Zudem bezweifeln manche Gegner die Sinnhaftig- und Wirtschaftlichkeit der Technologie.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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