Mannheim. In der Geschäftswelt auf den Mannheimer Planken herrscht vielerorts Stillstand. Ob in P7, wo ehemals die Schuhgeschäfte Foot Locker und Gero Mure ansässig waren, in P4 (Görtz Schuhe) oder in O6 (s.Oliver): Sichtbar bewegt sich hinter den teils beklebten Schaufenstern und Ladentüren nichts. Gleiches gilt für die leeren Ladeneinheiten in P3 nach dem Weggang von Comma und Liebeskind. Es dauert mittlerweile etwas länger, geeignete Nachfolger zu finden oder, wenn diese schon feststehen, eine Ladeneinheit umzubauen.
Das zeigt sich auch in der früheren Schlemmermeyer-Fläche in O4. Vor fast zwei Jahren schloss das Feinkostgeschäft, etwa ein Jahr später wurde bekannt, dass Starbucks den Laden übernehmen wird. Eröffnet ist er bis heute nicht. Doch zuletzt wurde sehr intensiv daran gearbeitet, nun ist das Café weitgehend eingerichtet, auch die Leuchtreklame ist schon montiert, und am Wochenende soll dann der erste Kaffee ausgeschenkt werden.
Zahlen zur City
Die Mannheimer Planken gehören zu den Top-12-Einkaufsstandorten in Deutschland .
10,8 Kilometer Schaufenster , die zum Bummeln einladen, über 850 Einzelhandelsbetriebe und 400 gastronomische Angebote bietet die Mannheimer City. Diese Zahlen hat Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) aus Anlass des Erlebniswochenendes am kommenden Samstag und Sonntag in der City präsentiert.
Am Sonntag sind die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet. cs
Ein großes Thema im Einzelhandel sind Insolvenzen. So machte vor einigen Tagen das Modeunternehmen Gerry Weber mit der Ankündigung Schlagzeilen, alle Läden in Deutschland zu schließen. In Mannheim war der Hersteller von Damenbekleidung zwar schon länger nicht mehr mit einer eigenen Filiale vertreten, dennoch hat die finanzielle Schieflage vieler Unternehmen immer häufiger auch Folgen für die Quadratestadt.
Welche Folgen Insolvenzen in Mannheim haben könnten
Das könnte erneut die Planken treffen. Beim Einrichter Depot soll es zwar weitergehen, wie ein Hinweis auf dem Schaufenster verspricht. Ein großes Fragezeichen steht aber hinter der Fortführung der Onygo-Filiale in der ÖVA-Passage in P7. Medienberichten zufolge hat der frühere Deichmann-Ableger Onygo Retail GmbH ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Als Deichmann das Konzept Ende 2023 aufgeben wollte, übernahm es Anfang 2024 der Hamburger Geschäftsmann Frank Revermann, der zuvor Geschäftsführer der insolventen Schuhkette Görtz war. Ob die bundesweit 19 Onygo-Filialen weitergeführt werden, ist unklar. Der Insolvenzverwalter hat sich auf eine Anfrage nicht gemeldet. In P7 läuft ein Ausverkauf, der aber mit einem Kollektionswechsel begründet wird.
Mit Görtz wären wir beim nächsten Sorgenkind auf den Planken. Der traditionsreiche Schuhhändler ist erneut im Insolvenzverfahren und hat bundesweit bereits viele Filialen aufgegeben. Gut möglich, dass auch bald in P6 Schluss ist. Einzelheiten sind nicht zu erfahren. Auch hier gibt es einen Ausverkauf, ebenfalls mit Verweis auf einen Sortimentswechsel.
Derweil ging in O6 der Prozess viel schneller: Dort hat nach nur gut zwei Jahren Paper & Tea schon wieder die Segel gestrichen. Ein Insolvenzverfahren läuft, in diesem Zuge hat das Unternehmen mehrere Filialen geschlossen, darunter auch die in Mannheim.
Im Umfeld des Ladens, in einer Seitenstraße zwischen Planken und Kapuzinerplanken, sind weitere Veränderungen zu beobachten - auch erfreuliche. Direkt nebenan hat am Samstag Cookie Couture eröffnet, als Nachfolger des Optikers Eyecatcher. „Wir wollten die beliebten amerikanischen Cookies nach Europa bringen und sie mit der Raffinesse der französischen Patisserie sowie dem traditionellen deutschen Backhandwerk vereinen“, schreibt das erst 2022 von Freunden gegründete Kölner Unternehmen über seine Geschäftsidee.
Nach der Eröffnung des ersten Shops vor zwei Jahren in der Domstadt expandiert Cookie Couture kräftig und plant rund 20 Standorte in Deutschland. Mannheim gehört zu den ersten und ist damit sogar Berlin und München voraus. In Heidelberg soll ebenfalls eine Filiale eröffnen.
Wer den Cookie-Shop verlässt, erblickt gegenüber, in O7, einen weiteren Leerstand. Dort hat im Frühjahr die Universum-Apotheke für immer ihre Türen geschlossen - nach 60 Jahren. „Leider war an ihrem Standort eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Fortführung nicht möglich. Die Rahmenbedingungen haben sich stetig verschlechtert“, begründet Eigentümer Michael Backes auf der Internetseite die Entscheidung. Die Kunden werden weiterhin in der Partner-Apotheke Cosmos Apotheke am Kaiserring betreut.
Ebenfalls aufgegeben wurden die Geschäfte von Robinson Moden in P5 sowie das Goldschmiede- und Juweliergeschäft Wöhler in N2 in der Kunststraße.
Werfen wir noch einen Blick in die Breite Straße. Nachdem in Q1 die Parfümerie Schuback ausgezogen ist, hat dort ein weiterer Telefon- und Handyshop eröffnet. Zwei Häuser daneben ist Foot Locker geschlossen. Brandspuren am Eingang lassen erahnen, warum. Anfang Mai hatte laut Polizeibericht ein Unbekannter nachts vor dem Laden einen Karton- und Papierstapel angezündet und war geflüchtet. Zwar verhinderte die Feuerwehr ein Ausbreiten der Flammen, dennoch ist ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe entstanden. Ob Foot Locker die Filiale wieder herrichtet und neu eröffnet, ist nicht zu erfahren.„Foot Locker macht dazu leider keine Aussage“, erklärte eine Sprecherin der für den Händler tätigen Kommunikationsagentur.
Im Eckhaus von Q1 zum Marktplatz hin wird O2 einen neuen Shop eröffnen. Der Mobilfunkanbieter folgt hier auf Game Stop.
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