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Hoher Zuspruch bei Ludwigshafener Jobmesse für Geflüchtete und Zugewanderte

Die Organisatoren sind mit dem Zuspruch im Heinrich-Pesch-Haus sehr zufrieden – auch wenn die bekannten Hürden auftauchen.

Von 
Dirk Timmermann
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Organisierten die Jobmesse für Geflüchtete und Zugewanderte (v.L.): Stefanie Lenz (IHK Pfalz), Daniel Nemec (Jobcenter Vorderpfalz-Ludwigshafen) und Jana Sand (Stabsstelle Direktion – Projekt- und Teamsteuerung, Heinrich-Pesch-Haus). © Dirk Timmermann

Ludwigshafen. „Sehr hohen Andrang“ verzeichnet Jonas Kanaan an seinem Messestand. Der Busunternehmer aus Mutterstadt ist einer von 30 Ausstellern bei der Jobmesse für Geflüchtete und Zugewanderte. Seit zehn Uhr morgens strömen Interessierte ins Heinrich-Pesch-Haus. „Wir haben einen Fachkräftemangel, die Menschen bringen Potenziale mit“, erklärt Jana Sand vom Organisationsteam. Migranten und Betriebe zusammenzubringen, ist Ziel der Diplom-Pädagogin, die das Event gemeinsam mit IHK, Jobcenter und der Stadt Ludwigshafen betreut.

Zahlreiche Bewerber blieben bei Busunternehmer Jonas Kanaan (l.) stehen. © Dirk Timmermann

Die drei Ukrainer am Tisch von Kanaans Unternehmen Rhenic wären gerne bald Busfahrer. Doch gibt es einige Hürden: „Das Sprachniveau muss passen“, betont der Geschäftsführer. Ausschließlich deutschsprachige Fahrer setze man in den Schulbussen ein. Die Stufe B1 müsse es sein, so Jonas Kanaan mit Blick auf den europäischen Sprachreferenzrahmen. Die nächste Voraussetzung liegt auf der Hand: Erforderlich ist zunächst ein Pkw-Führerschein. In diesem Fall gibt der Unternehmer eine Einstellungszusage. Diese zeigt der Bewerber beim Jobcenter vor und kann darauf den Busführerschein absolvieren. 20 Personen würden sich bei ihm zurückmelden, berichtet Kanaan nach einem erfolgreichen Nachmittag.

Bewerber können ihre Fähigkeiten in kostenlosen Workshops verbessern

Eine weitere Hürde kennt Alexandra Obernesser: „Abschlüsse werden nicht anerkannt“, weiß die Praxisanleiterin im Krankenhaus „Zum guten Hirten“. Die Klinik bietet eigene Lehrgänge an, die mit einer praktischen und mündlichen Prüfung abschließen. Voraussetzung für die Anerkennung von Ausbildungsleistungen und Diplomen ist wiederum die Sprachkompetenz – auf B2-Niveau.

Doch selbst wenn alles stimme, sei es nicht leicht für Migranten, beklagt Jana Sand. Keine Arbeitsstelle findet eine junge Frau, die sehr gut Deutsch spricht, drei Jahre dauert ihre Leidenszeit bereits. Eine 17-Jährige sucht derweil einen Ausbildungsplatz in der Altenpflege, während eine Mitbewerberin ein Praktikum in der Klinik ergattert. Ihre Unterlagen hat sie vollständig abgegeben – zur Freude des Arbeitgebers.

Pflegeberufe bildeten einen Schwerpunkt der Jobmesse für Geflüchtete und Zugewanderte. © Dirk Timmermann

Neben Pflegekräften sind vor allem Arbeiter und Büropersonal vertreten. Gleich mehrere Ingenieure aus der Ukraine stellen sich bei Jaqueline Alles vor. Die Personalsachbearbeiterin informiert über Festanstellungen und Ausbildungsstellen bei der Stadt Ludwigshafen. Indes können Bewerber ihre Fähigkeiten in kostenlosen Workshops verbessern. Mehr als 1.000 Besucher zählen am Ende die Veranstalter – ein deutliches Plus im Vergleich zur Premiere 2023, als 600 Menschen kamen.

Verstärkte Werbung hat daran ihren Anteil: So sprach man sämtliche Sprachschüler an, die an sieben Terminen pro Woche am Deutschkurs im Heinrich-Pesch-Haus teilnehmen. 4.000 Kunden lud das Jobcenter ein, zu Gast waren auch die Integrationskurse der VHS. Eingebunden wurden weiterhin Flüchtlingscafés, Diakonie, Caritas sowie die Initiative „LU can help“.

Wie viele Jobs auf der Messe tatsächlich vermittelt wurden, wird in drei Monaten evaluiert. Dabei liegt es nicht immer an Sprachproblemen, wenn Bewerber und Betrieb nicht „matchen“. Einen Grund, der „nichts mit der Herkunft zu tun“ habe, nennt Jonas Kanaan: „Samstagsarbeit und Schicht will kaum jemand machen.“ Der Busunternehmer wünscht sich deshalb generell mehr Einsatzbereitschaft.

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