Mannheim. Nein, aus Sicht der Mannheimer IG Metall ist das kein Angebot, was die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben. Sondern „unverschämt“, „blanker Hohn“, „eine Provokation“. Was auch gefordert werde – die Arbeitgeber bekämen erst einmal „Schnappatmung und Heulkrämpfe“, sagt Cheyenne Todaro, Vertrauenskörperleiterin beim Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck in Mannheim.
Nach Gewerkschaftsangaben sind rund 3500 Beschäftigte zu einer Kundgebung vor Tor 2 gekommen. Überall rote Fahnen und Schals mit der Aufschrift „Solidarität gewinnt“, „Wir für mehr“. Auf einem Transparent steht: „Benzler halte zamme“. In der aktuellen Tarifrunde ist es der erste Warnstreik in Mannheim. Und sicher nicht der letzte. Auch John Deere, Caterpillar, ZF Wabco und ABB stehen auf der Liste der IG Metall. Insgesamt sind rund 21 000 Beschäftigte aus 23 Betrieben zur Teilnahme an Warnstreiks aufgerufen.
Sollten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht nachbessern, ist die Gewerkschaft bereit, die Zügel weiter anzuziehen. Sogar das Wort „Urabstimmung“ ruft ein Teilnehmer der Kundgebung. Damit würde die IG Metall ihre Mitglieder über einen unbefristeten Arbeitskampf abstimmen lassen. Doch so weit ist es noch nicht. Erst einmal findet an diesem Donnerstag die dritte Verhandlungsrunde statt. Bisher liegen die beiden Parteien noch weit auseinander. Sieben Prozent mehr Lohn in zwölf Monaten fordert die IG Metall, 3,6 Prozent bieten die Arbeitgeber – allerdings gestreckt über mehr als zwei Jahre.
„Wer die Preise kennt, fordert sieben Prozent“
Der Betriebsratsvorsitzende bei Daimler Truck in Mannheim, Bruno Buschbacher, erinnert an gestiegene Preise für Miete, Energie und Lebensmittel. Passend das Motto der Stunde: „Wer die Preise kennt, fordert sieben Prozent.“ Der private Konsum sei das wichtigste Standbein der deutschen Wirtschaft, dieser müsse gestärkt werden. Buschbacher und der Mannheimer IG-Metall-Chef Thomas Hahl verteidigen dabei vehement, dass Auszubildende 170 Euro mehr pro Monat erhalten sollen.
Gewerkschaft und Betriebsrat heben die Flexibilität der Beschäftigten von Daimler Truck hervor, die – wenn es notwendig ist – auch an Wochenenden und Feiertagen ins Werk kommen, um Auftragsbestände abzuarbeiten. Auch hätten sie dabei geholfen, das Unternehmen durch die Corona-Krise zu bringen, erklärt Buschbacher. „Und das soll nun der Dank sein?!“ Wertschätzung sei etwas anderes, findet auch Cheyenne Todaro.
Südwestmetall verweist auf schlechte wirtschaftliche Lage
Die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie hingegen kritisieren den Beginn der von der IG Metall angekündigten Warnstreiks in der Region scharf. „Die wirtschaftliche Lage in unserer Industrie ist ausgesprochen schlecht, eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht“, sagt Arnd Suck, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar-Odenwald, laut Mitteilung. „Tarifpolitik mit der Brechstange ist da fehl am Platz.“ Gemeinsame Lösungen finde man nicht vor den Werkstoren, sondern nur am Verhandlungstisch.
Südwestmetall hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, sich bis Ende November mit der IG Metall einigen zu können.
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