Mannheim. Attraktivität ist ein wichtiges Kriterium, damit eine Innenstadt nicht nur funktioniert, sondern auch floriert. Dieses Ziel in Mannheim zu unterstützen, ist die Aufgabe eines neuen Netzwerks aus 20 Immobilieneigentümern, das sich jüngst auf Initiative des städtischen Fachbereichs Wirtschaftsförderung gegründet hat. Darin vereint sind Eigentümer wichtiger Flächen an Planken, Kunststraße, Breiter Straße und Fressgasse - sowohl private, als auch große Immobilienfonds. Die Eintragung als Verein steht unmittelbar bevor, Sprecher des Netzwerks ist Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter des Modeunternehmens Engelhorn.
„Die Eigentümer waren bisher nicht sichtbar“, erklärt Hilgenstock zu den Motiven der Gründung. „Anders als Projekte, die in Jahren gedacht werden, denken Eigentümer in Generationen.“ Dieses nachhaltige Interesse an der Stadtentwicklung sei einzigartig bei den Eigentümern. „Wir wollen uns aktiv in die Stadtentwicklungsprozesse einbringen.“ Wichtig sei die Stadt, aber auch die Sicherheit für eigene Planungen und Investitionen. Denkbar seien Synergien zwischen den Eigentümern bei gemeinsamen Nutzungs- und Betriebskonzepten.
„Wir wollen Impulse zur Nachhaltigkeit geben, die Frequenz fördern und für den Branchenmix und die Sortimentsvielfalt eintreten“, sagt Hilgenstock. Auf einen (ausgewogenen) Mix bei den Mietern - zwischen großen Konzernen, Mittelständlern oder Start-ups - zu achten, das sei bei den Eigentümern ganz gut aufgehoben.
Nutzung für einen langen Zeitraum schaffen
„Wir wollen Frequenzen fördern, damit die Leute wieder mehr in die Stadt kommen, und dazu wollen wir Immobilien werthaltig weitervermieten.“ Gibt es einen Mieterwechsel und steht eine Fläche leer, sei es bei der Nachfolge wichtig, eine Nutzung für einen langen Zeitraum zu schaffen und nicht nur vorübergehend. „Unsere Stimme soll berücksichtigt werden“, hofft Hilgenstock. Für den Anfang sei es wichtig, innerhalb des Netzwerks ein gemeinsames Verständnis dafür zu haben, was es bedeute, wenn man über nachhaltige Mietverhältnisse und Werthaltigkeit spreche.
Leerstände in der City - damit beschäftigt sich auch die Mannheimer Initiative Startraum. Sie ist Teil von FutuRaum, ebenfalls ein Projekt der Stadt, das vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen finanziell gefördert wird.
Bei Startraum geht es gezielt um die Zwischennutzung von Leerständen, vor allem im Erdgeschossbereich der Innenstadt - wobei Julia Ulbrecht den Begriff „Leerstand“ gar nicht so mag. „Wir sprechen lieber von Potenzialräumen, weil wir diese Flächen als Experimentierfeld für neue Nutzungsmöglichkeiten in der Stadt sehen“, sagt die stellvertretende Bereichsleiterin für kulturelle Innovationen und Kreativwirtschaft bei der städtischen Tochter Next Mannheim. Dort ist Startraum angesiedelt.
Beispiele für Neues zeigen
Das Projekt fungiert vor allem als als eine Art „Vermittlungsagentur“ zwischen den Eigentümern der Immobilien und Akteuren, die die leerstehenden Fläche neu bespielen wollen. Über Startraum kann es Ulbrecht zufolge auch Mietzuschüsse für eine Zwischennutzung geben. Im Fokus stünden dabei Konzepte aus Kultur- und Kreativwirtschaft, Handwerk, urbaner Produktion oder auch aus dem Bereich Wissen und Bildung - also zum Beispiel Ausstellungen oder Kreativwerkstätten.
„Dabei geht es nicht darum, die Flächen einfach irgendwie zu belegen, nur damit sie nicht leer sind“, erklärt Ulbrecht. „Wir wollen vielmehr zeigen, welche Nutzungsmöglichkeiten es für Räume in der Innenstadt außer Einzelhandel noch gibt. Dazu gehören zum Beispiel auch Begegnungsräume, die nichts mit Konsum zu tun haben.“
Startraum betreibe dafür auch aktiv Flächenakquise: „Wir gehen regelmäßig durch die Innenstadt und schauen, ob es dort neue Potenzialräume gibt. Dann versuchen wir herauszufinden, wem die Immobilie gehört, und mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen“, sagt Ulbrecht. Teilweise sei das gar nicht so einfach - insofern könne das neu gegründete City-Eigentümer-Netzwerk auch für das Startraum-Team hilfreich sein. „Unser Ziel ist es, Immobilienbesitzer für das Potenzial von Zwischennutzungen zu sensibilisieren und ihnen aufzuzeigen, welche vielfältigen Optionen es für Flächen in der Innenstadt gibt.“
Eigentümer von City-Immobilien könnten auch von sich aus auf das Startraum-Team zukommen und sich zum Thema Zwischennutzung beraten lassen. „Dann können wir gemeinsam schauen, was möglicherweise passt.“
Ein sehr gelungenes Beispiel für eine Zwischennutzung ist Ulbrecht zufolge aktuell das „Haus HURRA“ in P 3,6, also auf der Mannheimer Fressgasse. Dort wird seit August eine Fläche mit wechselnden Aktivitäten aus der Kunst- und Kreativszene bespielt.
Am 25. November startet dort auch ein einwöchiges Festival namens „zwischenDrin“. Auf dem Programm stehen Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um das Thema kulturelle Stadtentwicklung und Zwischennutzung. Die Veranstaltungen sind kostenfrei.
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