Handel

Nachfolge gescheitert – Mannheimer Quadratebuchhandlung schließt

Das Traditionsgeschäft und Antiquariat in den Mannheimer Quadraten hat keinen Geschäftsführer mehr und muss aufgeben.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Traurig über die Schließung: die Quadratebuchhandlung-Mitarbeiterinnen Martina Ederle (l.) und Cornelia Heiß vor leeren Regalen. © Christoph Blüthner

Mannheim. Die Mannheimer Quadratebuchhandlung schließt am 31. Oktober. Zwei Kunden reagieren bestürzt, als ihnen gesagt wird, sie könnten sich schon jetzt nicht mehr im Obergeschoss bei den alten bibliophilen Schätzen umschauen. „Was für ein Verlust für die ganze Stadt – das beste Antiquariat, das ich kannte“, kommentiert einer der beiden Männer. In R 1,7 endet eine Traditionseinrichtung, die über ein halbes Jahrhundert mit dem Inhaber Joachim Krause verwoben war.

Der Buchhändler, Antiquar und Verleger aus Leidenschaft hatte kurz vor seinem 85. Geburtstag bekannt gegeben, dass er sich zurückziehen wolle – mit dem freudigen Wissen, einen Nachfolger gefunden zu haben. Als er 87-jährig im Februar 2024 starb, stand fest: Der von ihm auserkorene Mitarbeiter und zwei Kolleginnen werden die Quadratebuchhandlung im Sinne des engagierten Gründers weiter führen. „Das habe ich ebenfalls unterstützt“, betont im Gespräch Sohn Velten Seifert, der aus erster Ehe stammt und einen anderen Namen trägt. „Mit dem Geschäft in Mannheim hatte ich aber nie etwas zu tun“, berichtet der 64-Jährige, der vor einigen Jahren in die Pfalz und damit in die Nähe des Vaters gezogen ist.

Der Geschäftsführer tauchte an einem Juli-Morgen einfach nicht auf

Der Übergang der Quadratebuchhandlung stand unter keinem guten Stern: Nach dem Tod von Joachim Krause „waren wir lange wie erstarrt“, sagt Martina Ederle, die seit 2017 zum Team gehört. Für sie sei der Arbeitgeber nicht nur Seele des Betriebs, sondern „wie eine Vaterfigur“ gewesen. Zwei Wasserschäden in Folge aufgrund undichter Heizungsrohre sollten zu schaffen machen. Der eigentliche Schock kam im Sommer – „gänzlich ohne warnende Vorzeichen“, wie alle betonen. Der Geschäftsführer tauchte an einem Juli-Morgen einfach nicht auf. Es stellte sich schnell heraus, dass der Nachfolger krankheitsbedingt nie mehr kommen würde.

Der Sohn von Joachim Krause und damit Erbe der Buchhandlung hält sich mit Details bedeckt, lässt aber wissen: „Es war eigentlich sofort klar, dass danach das Geschäft nicht mehr fortgeführt werden kann.“ Mitarbeiterin Cornelia Heiß ergänzt, dass Weitermachen schon deshalb nicht möglich sei, weil sie und ihre Kollegin, jeweils Bürokauffrau, lediglich in Teilzeit, zehn und 30 Wochenstunden, beschäftigt sind, und keine Ausbildung als Buchhändlerin absolviert haben. Die einzige Vollzeitkraft war der neue Geschäftsführer mit Option, später auch Inhaber zu werden.

Ein früherer Mitarbeiter löst die bibliophilen Schätze auf

Weil sich niemand fand, der mit Fachwissen und Herzblut das Antiquariat übernommen hätte, löst ein früherer Mitarbeiter, der sich in der Branche online selbständig gemacht hat, die bibliophilen Schätze auf. In den Zimmern über der Wendeltreppe haben sich die Regale schon stark gelichtet. Der Firmengründer, der das Ladengeschäft zum Lebenswerk gemacht hatte, ist auf Fotos und Ehrenurkunden nach wie vor präsent.

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Inzwischen ist Stammkunden mitgeteilt worden, dass in N2,8 die Buchhandlung Schmitt & Hahn auf Wunsch bestehende Bestellungen sowie Abonnements, beispielsweise von Fachzeitschriften oder Blattsammlungen, fortführt.

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