Rhein-Neckar. Wie können unsere Innenstädte attraktiver und lebenswerter werden? Rund um diese Frage haben auch Start-ups in der Region verschiedene Geschäftsmodelle entwickelt - von City-Möbeln und vertikalen Gärten bis zum Bewässerungssystem für Urban Gardening. Eine Auswahl:
Mobiga
Das Start-up aus Neustadt wurde im Sommer 2022 gegründet. Es verkauft und vermietet mobile vertikale Gärten, die Kommunen an verschiedenen Orten im Stadtgebiet aufstellen können. Die Idee dahinter: Viele Städte wollen grüner werden. Nicht nur, weil Pflanzen in der Regel schöner aussehen als Beton, sondern auch, weil sie für ein besseres Klima sorgen sollen und an heißen Tagen Schatten spenden können. Gleichzeitig ist es für Kommunen eher aufwendig, bereits versiegelte Flächen wieder aufzureißen und in Grünflächen umzuwandeln.
Mobiga wirbt damit, dass solche Plätze mit den mobilen vertikalen Gärten ohne großen Aufwand begrünt werden können - bei Bedarf ließen sich die Modelle außerdem schnell mit einem Hubwagen an eine andere Stelle verlagern. Die bepflanzten Konstruktionen aus Holz und Edelstahl sind zum Teil kombiniert mit Sitzbänken, auch eine Nisthilfe für Wildbienen oder eine Hochdruckvernebelung zur Abkühlung kann dazugebucht werden. Die Bewässerung läuft zum Beispiel über eine solarbetriebene Pumpe. Mobiga-CEO Florian Zeitler zufolge stehen die vertikalen Gärten bisher in sechs bis sieben Städten, nächstes Jahr sollen es doppelt so viele sein. Eines der ersten Modelle findet man zum Beispiel vor der Mannheimer Abendakademie. Bis jetzt arbeiten in dem junge Unternehmen Zeitler und seine drei Mitgründer, nächstes Jahr sollen zwei Teilzeitkräfte dazukommen.
City Decks
Auch das Mannheimer Start-up City Decks hat öffentliche Plätze im Fokus - und die Frage, wie sie sich schnell und flexibel zu Orten umgestalten lassen, an denen man sich gerne aufhält. Dafür hat das 2020 gegründete Unternehmen spezielle Stadtmöbel entwickelt. Sie bestehen in der Regel aus mehreren Modulen - unter anderem Sitzelemente und Pflanzkästen - die sich zu unterschiedlichen Einheiten kombinieren lassen. Sie sind zum Beispiel dafür konzipiert, bisherige Parkplätze umzunutzen.
Auf der gerade zu Ende gegangenen Bundesgartenschau hatte City Decks auch den Prototyp für eine bepflanzte Sitzgelegenheit präsentiert, die sich selbst bewässert. Kommunen sollen sich so den Personalaufwand fürs Gießen sparen. Im zweiten Quartal 2024 soll das Modell auf den Markt kommen. Aktuell seien Stadtmöbel von City Decks in 80 Städten zu finden, heißt es auf Nachfrage bei dem Unternehmen. Vor allem in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sei man stark vertreten. Bei dem Start-up arbeiten aktuell 15 Beschäftigte.
Super City Graphics
Die Umgestaltung und Wiederbelebung öffentlicher Plätze ist auch das Kerngeschäft von Super City Graphics aus Mannheim. Allerdings wird hier nicht mit Pflanzen oder Möbeln gearbeitet, sondern mit Farbe. Das Mannheimer Unternehmen, das der Kommunikationsdesigner und Architekt Florian Budke gegründet hat, gestaltet dunkle Asphalt- und Betonflächen mit großformatigen, bunten Grafiken um. Sie werden je nach Bedarf temporär oder für einen längeren Zeitraum - bis zu fünf Jahre - aufgebracht.
Super City Graphics wirbt damit, dass die knallbunten Flächen nicht nur optisch ansprechend seien, sondern auch für eine kühlere Umgebungstemperatur sorgen, weil die helleren Farben - anders als schwarz oder dunkelgrau - Sonneneinstrahlung reflektierten und die Flächen sich dadurch nicht so aufheizten. Mitgesellschafter bei Super City Graphics sind übrigens die City-Decks-Gründer und Architekten Wulf Kramer und Robin Woll.
Solidrip
Das Unternehmen Solidrip sitzt eigentlich in Tel Aviv - ist aber auch in der Region präsent. An dem israelischen Start-up ist nämlich seit rund zwei Jahren die Mannheimer Investmentfirma Styx Urban Investments beteiligt. Sie investiert Risikokapital in Start-ups, die Innovationen rund um Immobilien und urbanes Leben entwickeln. Gleichzeitig gibt Styx den Start-ups, an denen es beteiligt ist, die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell in einem sogenannten „living lab“, also in einer Art Testfeld mit verschiedenen Immobilien, auszuprobieren.
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Dort hat auch Solidrip experimentiert: Das 2018 gegründete Unternehmen hat ein Bewässerungssystem für städtische Räume entwickelt - also zum Beispiel für Dächer und Fassaden. Auch in Mannheim hat Solidrip das System auf verschiedenen Flächen getestet. Der Kernmarkt des Start-ups ist bisher Israel, jetzt soll das Geschäft in Deutschland ausgebaut werden. In Mannheim suche Solidrip derzeit Vertriebspartner, also beispielsweise Architekten, sagt David Zwilling, Mitgründer von Styx.
Insgesamt sieht Zwilling gerade im urbanen Raum für Start-ups noch viel Potenzial: „Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung, versiegelte Flächen - rund um solche Themen gibt es für die Immobilienwirtschaft viele Herausforderungen, für die es innovative Lösungen braucht, gerade im urbanen Raum“, sagt er.
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