Mannheim. Wenn derzeit an irgendeinem Ort in der Region eine Bäckereifiliale schließt, macht sich schnell Unruhe breit. Das gilt in erster Linie für die Kundschaft in der unmittelbaren Nachbarschaft, schließlich verliert sie eine fußläufig erreichbare Anlaufstelle für frische Backwaren. Betrachtet man die Entwicklung mit der journalistischen Brille, drehen sich die Gedanken um das, was derzeit viele Handwerksbetriebe umtreibt: hohe Energie- und Produktionskosten und eine ungewisse Zukunft.
Grimminger schließt Filiale in der Höferstraße auf dem Almenhof
So wurde etwa vergangene Woche bekannt, dass die Mannheimer Bäckerei Zorn Insolvenz angemeldet hat. Wie es mit dem Betrieb, den Filialen und dem Personal weitergeht, ist unklar.
Im Fall einer Filiale der Mannheimer Bäckerei Grimminger besteht jedoch kein Anlass zur Sorge. Das Familienunternehmen hat jüngst die Verkaufsstelle in der Höferstraße auf dem Almenhof geschlossen. „Der Mietvertrag ist ausgelaufen“, erklärt Michael Ruppert aus der Grimminger-Geschäftsführung.
Flächen für kleine Läden werden immer seltener
Dazu muss man erläutern, dass es sich dabei um den sprichwörtlichen „Laden an der Ecke“ gehandelt hat - eine Kleinstfläche in einem Eckhaus, mitten in einem Wohngebiet. Die Einrichtung bestand aus einer großen Vitrine, einem Brotregal und einem Getränkekühlschrank - mehr passte nicht auf die Fläche. Sitzgelegenheiten, die heutzutage in vielen Filialen üblich sind, gab es deshalb nicht. Die Aufgabe der Filiale war also eine logische Folge.
Sie steht für eine Entwicklung, wie sie in vielen Stadtteilen und Dörfern zu beobachten ist. Häufig handelte es sich einst um kleine Ortsteilzentren. Bei ihrer Entstehung gab es im Umkreis meist auch einen Metzger, ein Obst- und Gemüsegeschäft sowie Dienstleister wie Apotheke oder Bank. Viel ist davon nicht mehr übrig. „Irgendwann ist man nur noch allein da“, bestätigt Ruppert.
Warum das klassische Brot- und Brötchengeschäft nicht mehr ausreicht
Läuft ein Mietvertrag aus, werde „überprüft, ob wir uns so präsentieren können, wie das heute notwendig ist“. Gemeint ist alles, was über den Verkauf von Brot und Brötchen hinausgeht: Umsatz mit Kaffee und Snacks. „Anders kann man als Filialist nicht bestehen.“ In größeren Filialen könne man sich außerdem besser präsentieren. Die Bäckerei Grimminger hat derzeit 82 Filialen und beschäftigt fast 700 Mitarbeiter. „Wir müssen Geld verdienen, um sichere Arbeitsplätze bieten und investieren zu können, in die Filialen und in moderne Maschinen.“
Am eigenen Beispiel erläutert Ruppert, dass nicht allein die Anzahl der Filialen maßgeblich für den Erfolg ist. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren 23 Filialen geschlossen und zehn neu eröffnet. Die Umsätze sind aber höher als vorher in den 23 Filialen.“ Derzeit werde in O 2 auf den Mannheimer Planken umgebaut und vergrößert, so dass mehr Sitzplätze zur Verfügung stehen. „Das war ein sehr beengter Laden, er ist jetzt zeitgemäßer.“
Interesse an drei Zorn-Filialen
Dass mit der Bäckerei Zorn nun ein Konkurrent um die Zukunft kämpft, „sehen wir mit einem weinenden Auge“, sagt Ruppert. Die Übernahme einzelner Zorn-Filialen ist bei Grimminger ein Thema: „Der Insolvenzverwalter hat drei Objekte angeboten, die für uns interessant sein könnten.“ Darüber hinaus plant Grimminger weitere Eröffnungen in Griesheim, Meckesheim oder Sinsheim. „Wir haben während der Pandemie viele Dinge richtig gemacht, die uns heute helfen, für die uns früher aber der Mut gefehlt hat.“
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