Schuh-Einzelhandel

Wie ein Unternehmen aus Speyer am Schuhmarkt erfolgreich ist

Die Schuhbranche ist in einer Krise: Viele Läden mussten in Mannheim schließen. Dagegen setzt das Familienunternehmen Bödeker aus Speyer auf Expansion und zeigt, wie man im hart umkämpften Markt trotzdem erfolgreich ist

Von 
Christian Schall
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Neben Schuhen bietet das Familienunternehmen in seinen Filialen auch Mode und Accessoires an. © Marcus Schwetasch

Speyer. Wer in den vergangenen Monaten immer wieder die Mannheimer Innenstadt für einen Einkaufsbummel besucht hat, der bemerkt einen starken Rückgang beim Angebot an Schuhmode: Shoepassion, Schuh Perfekta, Leiser, Sidestep, Geox und zuletzt beide Standorte von Gero Mure sowie Görtz - all diese Läden sind verschwunden. Der Aderlass bei Schuhfachgeschäften in der City ist enorm, wenngleich die Gründe der einzelnen Geschäftsschließungen - Aufgabe aus Altersgründen, strategische Entscheidung oder Insolvenz - verschieden sind.

Wer dagegen in den großen Gewerbegebieten rund um Mannheim unterwegs ist, der begegnet immer häufiger einem Fachhändler, der auf Wachstumskurs ist: das Schuhhaus Bödeker aus Speyer. Zuletzt hat das Familienunternehmen in Viernheim unweit des Rhein-Neckar-Zentrums eine neue Filiale eröffnet. Es ist Nummer 17 entlang des Oberrheins. Das Filialnetz reicht von Freiburg über Offenburg, Karlsruhe, den Stammsitz Speyer bis nach Mainz und Wiesbaden.

Was macht die Familie anders als die Konkurrenz, bei der immer wieder Unternehmen in die Insolvenz rutschen und dann auch vom Markt verschwinden? „Wir schauen nicht so sehr, was alle anderen machen, sondern wir schauen nur auf uns“, sagt Peter Bödeker. „Wir machen das mit viel Herzblut und Leidenschaft und einer strikten Arbeitsteilung.“

Die Nachfolge im Familienunternehmen ist gesichert

Bödeker leitet die Firma in der zweiten Generation mit seiner Ehefrau Gisela Merl-Bödeker, die mit einer Assistentin für den Einkauf der Schuhe und Textilien verantwortlich ist. Die Familie beschäftigt 250 Mitarbeiter. Laut Handelsregister betrug der Umsatz im Geschäftsjahr 2022 fast 20 Millionen Euro. Mit Sohn Louis ist auch die dritte Generation gesichert, der 26-Jährige ist im vergangenen Jahr in die Geschäftsführung eingestiegen. „Er ist meine rechte Hand. Seit er 16 ist, packt er mit an, er hat das im Blut mitbekommen“, sagt der Seniorchef. „Wir sind dankbar, einen Nachfolger zu haben.“ „Ich war schon immer irgendwie dabei“, bestätigt der Junior. Nach einem Handelsmanagement-Studium kümmert er sich um Marketing, Digitalisierung, Personal und den Ladenbau.

Peter (l.) und Louis Bödeker (hier in Viernheim) führen das Unternehmen in zweiter und dritter Generation. © Marcus Schwetasch

Auf die Aufenthaltsqualität in den Läden legt Familie Bödeker großen Wert. Großzügig muss es sein, mit hohen Decken für ein angenehmes Raumgefühl, am besten mit Tageslicht. So ist es auch in Viernheim. Den Standort haben Bödekers nach der Insolvenz von Dielmann übernommen - inklusive vier Mitarbeiter. Ansonsten ist nicht viel geblieben: „Wir räumen grundsätzlich jedes Gebäude aus und wollen keine störenden Achsen.“ Auf hellen Fußböden und Regalen mit Glasböden sollen die Schuhe besonders wirken. Hohe Bäume, die sie in Holland gekauft haben, sollen ein natürliches Raumgefühl schaffen. Kinder dürfen sich auf einer großen Spiel-Insel austoben, außerdem gibt es eine kleine Kaffeebar mit WLAN.

"Der Trend zur Bequemlichkeit wird bleiben"

Der Trend weg von steifen Business- und Lederschuhen zu Sneakern, die inzwischen bei nahezu allen Anlässen getragen werden können, hat in den vergangenen Jahren das Sortiment in den Regalen verändert. „Die Mode ist insgesamt sehr sportlich geworden. Ausgelöst wurde das von Adidas, Nike und Puma.“ Auch Marken, die früher reine Hersteller von Lederschuhen waren, hätten sich umgestellt. „Der Trend zur Bequemlichkeit wird bleiben“, sind Vater und Sohn überzeugt.

Das Unternehmen wirbt mit der „größten Auswahl der Region“. Peter Bödeker unterstreicht diesen Anspruch: „Wir wollen im mittleren Markenschuhsegment das breiteste Angebot von allen bieten.“ Vor einigen Jahren erweiterte die Familie das Sortiment an Kinder-, Damen- und Herrenschuhen um Kleidung, als in Speyer das „Fashion House“ eröffnete. Dennoch liegt der Schwerpunkt weiter auf Schuhen.

Warum mit einem Standort in der Mannheimer Innenstadt nicht zu rechnen ist

Die große Auswahl benötigt Platz - ein Grund, warum sich Bödeker - abgesehen vom Stammhaus Speyer - auf Standorte in Gewerbegebieten konzentriert. „Wir müssen unser gesamtes Sortiment zeigen. Dafür ist es wichtig, genügend Fläche zu haben“, erklärt Louis Bödeker. „Außerdem haben wir hier alles auf einer Ebene, das macht das Einkaufen angenehmer.“ Die Aussage legt nahe, dass mit einer Filiale in der Mannheimer City eher nicht zu rechnen ist. Peter Bödeker beschreibt das Anforderungsprofil: „Wir benötigen eine ebenerdige Fläche mit 3000 bis 4000 Quadratmetern, am besten mit einem großen Parkplatz. Wenn sie mir eine Fläche nennen können...“

Wichtig für die Unternehmer ist, dass auch das Umfeld attraktiv ist: „Die Orte müssen gesund und Kaufkraft muss vorhanden sein.“ Ein weiteres Kriterium ist die Erreichbarkeit - auf der grünen Wiese und in Innenstädten. Verkehrsversuchen wie in Mannheim kann Bödeker daher nichts abgewinnen. Trotzdem sei Klimaschutz machbar - mit Grün- und Ruhezonen oder Brunnen. „Wenn wir die Innenstädte am Leben erhalten wollen, muss man den besten Gastgeber spielen“, mahnt Peter Bödeker. „Sauberkeit, Sicherheit und keine Verkehrsschikanen“ sind für ihn bedeutende Voraussetzungen. „Wenn man einen Ort zum Einkaufen attraktiv halten will, ist es wichtig, dass Kunden und Besucher die Stadt zufrieden verlassen.“

Was die Unternehmer am Onlinehandel stört

Einen Onlineshop bietet Bödeker nicht an, und das wird auch so bleiben. „Während Corona haben wir das mal probiert, aus blindem Aktionismus.“ Erfolgreich war es nicht. Man brauche in der Schuhbranche eine gewisse Größe, damit sich das rechne. „Als Mittelständler haben wir die nicht.“ Der Onlinehandel koste viel Geld, auch wegen der hohen Rücksendequote, die bei etwa 65 Prozent liege. „Wir haben einen Warentourismus in Deutschland, der verursacht Verpackungsmüll und Verkehr. Ich frage mich: Warum stört das eigentlich niemanden?“, kritisiert Peter Bödeker. Die soziale Komponente ist für den Unternehmer ebenfalls sehr wichtig: „Man trifft Menschen, erhält eine Beratung und schafft auf diese Weise Arbeitsplätze. Das ist doch viel schöner als ein anonymes Paket.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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