Mannheim. „Wir lehnen derzeit viele Aufträge ab.“ Sascha Schalk hat ein erstaunliches Problem: Er könnte mit seiner Warm & Smart GmbH in Ludwigshafen viel mehr Wärmepumpen in Ein- und Zweifamilienhäusern installieren, als er mit seinen 20 Mitarbeitern bewältigen kann. Dabei hieß es eigentlich, dass die Nachfrage nach dem umweltfreundlichen Ersatz für alte Gas- und Ölheizungen nach dem Boomjahr 2023 im letzten Jahr eingebrochen ist, auch wenn sie sich in den letzten Monaten etwas erholte.
Doch dann kam Anfang Mai der Regierungswechsel und mit ihm die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die als Erstes ankündigte, sie wolle das Heizungsgesetz und das „Betriebsverbot für Heizkessel“ abschaffen. Jetzt befürchtet mancher Hausbesitzer, der in absehbarer Zeit in eine Wärmepumpenheizung investieren wollte, dass er nicht mehr die großzügige staatliche Förderung bekommt.
Die aktuelle Lage
Wie Reiche die bestehenden Regeln ändern will, hat sie noch nicht gesagt. Zumal es gar keine Wärmepumpen-Pflicht gibt, wie der Heizungs-Verband SHK betont, sondern nur die Vorgabe, dass neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Das geht beispielsweise auch mit einer Pelletheizung oder Fernwärme. Ob es derzeit tatsächlich einen kurzfristigen Boom bei Altbauten gibt, lässt sich nicht mit Zahlen belegen. Dazu ist Reiches Aussage zu neu.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie hat nur Daten für das erste Quartal 2025. Da stieg zwar der Absatz um 35 Prozent. Aber in absoluten Zahlen waren das nur 62.000 Stück, nachdem es im vergangenen Jahr einen gewaltigen Einbruch gegeben hatte. Außerdem sagt das nur, wie viele Wärmepumpen die Hersteller verkauft haben. Ob sie schon eingebaut sind oder noch im Lager stehen, ist offen. Das Interesse an der staatlichen Förderung ist relativ konstant, zeigen die Zahlen der staatlichen KfW-Bank, bei der die Förderanträge gestellt werden müssen: Von Januar bis Mai gab sie über 106.000 Zusagen. Auch das heißt allerdings nicht, dass die Wärmepumpen schon installiert sind; dafür haben die Hausbesitzer drei Jahre Zeit.
Die aktuelle Förderung
Derzeit fördert der Bund Wärmepumpen recht großzügig: Zur Grundförderung von 30 Prozent kommt ein Bonus von 20 Prozent, wenn eine alte Gas- oder Nachtspeicherheizung bis Ende 2028 ausgetauscht wird. Bei Ölheizungen gibt es immer 50 Prozent. Weitere 30 Prozent winken Haushalten mit maximal 40.000 Euro Jahreseinkommen. Insgesamt sind allerdings nur maximal 70 Prozent von Investitionen bis zu 30.000 (Zweifamilienhäuser 45.000) Euro möglich, also höchstens 21.000 (31.500) Euro. In der Branche wird spekuliert, die Förderung könne halbiert werden.
Erfahrungen von Verbraucherschützern
Wer sich eine Wärmepumpe anschaffen will, kann teure Überraschungen erleben. Das ergab eine Auswertung von 160 Angeboten für Luft-Wasser-Wärmepumpen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: Nur 26 Prozent enthielten alle wichtigen Punkte, waren also komplett. In jedem zweiten Fall fehlten die Kosten für das Fundament der Außeneinheit. Bei jedem dritten war die Elektroinstallation nicht berücksichtigt. Alleine die kann über 10.000 Euro kosten. Und in fast jedem fünften Angebot fehlte der hydraulische Ausgleich, eine wichtige Voraussetzung für die staatliche Förderung. Unvollständige Angebote sind nach Angaben der Verbraucherschützer auch ein Grund für enorme Preisunterschiede: Die Angebote schwankten nach ihrer Auswertung zwischen rund 20.000 und 63.000 Euro.
Schornsteinfeger profitieren
- Die Schornsteinfeger gehören zu den Profiteuren der Wärmewende : Im letzten Jahr begannen 796 Lehrlinge ihre Ausbildung, 29 Prozent mehr als 2023 und so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr, berichtet der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.
- Für die Zukunft will sich das Schornsteinfeger-Handwerk stärker als Ansprechpartner rund um klimafreundliche Wärmesysteme positionieren .
- Fossile Wärmeerzeuger wie Öl- und Gasheizungen dokumentieren sie bereits flächendeckend. Sie würden dies auch auf Wärmepumpe und Fernwärme ausdehnen . dik
Eine Rolle spielen allerdings auch die individuellen Gegebenheiten vor Ort sowie die Erfahrung der Installationsbetriebe. Außerdem führe die aktuelle Marktlage mit hoher Nachfrage und begrenztem Angebot zu überhöhten Preisen. Matthias Bauer, Leiter des Bereichs Bauen Wohnen Energie bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, registriert schon seit Ende 2024 eine verstärkte Nachfrage nach Beratungen. Die Prüfung von Angeboten nach dem Modell der Rheinland-Pfälzer bietet künftig auch sie an als zweiten Baustein ihrer Beratung. Zunächst sollten sich Hausbesitzer mit einer Grundberatung in einer Beratungsstelle oder per Telefon oder Video kundig machen, was in einem Angebot stehen solle. „Handwerker sind verpflichtet darauf hinzuweisen, welche Leistungen sie nicht erbringen können, etwa das Fundament“, betont Bauer. Das kann bei kleineren Betrieben passieren.
Vom Kontakt zur installierten Anlage
Schalk hat sich ganz auf Ein- bis Zweifamilienhäuser konzentriert. Für sie rechnet er in der Regel mit Gesamtkosten von 35.000 bis 45.000 Euro. Billiganbieter könnten auch bis zu 10.000 Euro weniger verlangen, was allerdings Abstriche bei Effizienz, Geräuschen, Optik und Kundenservice bedeute.
Nach Schalks Erfahrung dauert es vier bis acht Wochen vom ersten Kontakt bis zur fertig installierten Anlage. Der Firmenchef rechnet damit, in diesem Jahr etwa 300 Wärmepumpen zum Heizen im Raum Ludwigshafen zu installieren – eine Menge für eine Firma, die erst im letzten Jahr gegründet wurde. Sie ist ein Ableger des Klimaanlagen-Spezialisten Cool & Smart, den Schalk 2019 gegründet hat. Zusammen sollen sie in diesem Jahr brutto etwa 15 Millionen Euro umsetzen.
Wie geht es weiter mit der Förderung?
Klar ist: Ganz so dramatisch wie bei E-Autos kann es nicht laufen, für die die Förderung Ende 2023 sehr kurzfristig ganz gestrichen wurde, weil der Etat erschöpft war. Sie konnte erst nach Lieferung des Autos beantragt werden. Bei Wärmepumpen läuft es andersherum: Erst muss der Vertrag mit dem Handwerker bei der KfW eingereicht werden. Sobald sie ihn genehmigt hat, kann die Installation starten. Wer den Förderbescheid in der Hand hat, ist auf der sicheren Seite. Möglich wäre es allerdings, dass die KfW das Internetportal für Anträge schließt, sobald Ministerin Reiche ihre Reformpläne vorstellt, um einen großen Ansturm zu verhindern. Schalk rechnet zwar mit einem gewissen Einbruch der Nachfrage, wenn die Förderung reduziert oder gar gestrichen wird. Trotzdem ist ihm nicht Angst um sein Geschäft. „Längerfristig wird sich die bessere Technik auch ohne Förderung durchsetzen.“ Wichtig seien die laufenden Kosten, und das auf 20 bis 30 Jahre gerechnet. Auch Verbraucherschützer Bauer warnt vor Torschlusspanik. „Es geht um zu viel Geld.“ Hausbesitzer sollten genau und in aller Ruhe planen. „Sonst ärgern Sie sich die nächsten 15 bis 20 Jahre.“ So lange sollte die neue Heizung mindestens halten.
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