Immobilienmarkt

Wohnen ist für Studierende: Chemnitz kostet nur halb so viel wie Heidelberg

Unterkünfte für Studierende kosten erneut mehr. Eine der teuersten Uni-Städte Deutschlands liegt in der Metropolregion.

Von 
Björn Hartmann
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Teuer und knapp: WG-Zimmer in deutschen Studentenstädten. © picture alliance/dpa

Berlin. Studenten müssen auch in diesem Jahr deutlich mehr für Wohnraum zahlen. 2,3 Prozent kosten WG-Zimmer und kleine Wohnungen im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr, wie der MLP Studentenwohnreport 2025 zeigt. Besonders teuer ist es mit Abstand wie in den vergangenen Jahren in München. Auch Frankfurt, Köln, Heidelberg und Berlin gehören zu den teuersten Standorten. Günstige Unterkünfte bietet das sächsische Chemnitz.

Nach dem Plus von 5,1 Prozent im vergangenen Jahr ist die Steigerung in diesem Jahr eher moderat. Von Entspannung könne aber keine Rede sein, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft, das den Wohnreport für die Finanzberatung MLP erstellt hat. Es würden weniger Wohnungen gebaut, die Zahl der Studenten werde zunehmen. Das bedeutet mehr Wettbewerb. Untersucht wurden 38 Hochschulstandorte.

Gemessen an der Einwohnerzahl sind Darmstadt, Würzburg und Heidelberg Studentenhochburgen

Insgesamt studieren in Deutschland rund 2,9 Millionen Menschen. 412.000 von ihnen sind erstmals eingeschrieben. Größter Studienstandort ist Berlin mit mehr als 212.000 Studenten, vor Hamburg mit 123.400 und München mit 107.000 Studierenden. Für den studentischen Wohnungsmarkt ist auch interessant, wie hoch der Anteil an der Bevölkerung ist. Studentenhochburgen sind demnach Darmstadt, Würzburg und Heidelberg mit jeweils um die 25 Prozent.

In Heidelberg sind WG-Zimmer für Studierende besonders teuer. © picture alliance/dpa

Weil sich die Wohnungen regional unterscheiden, möglicherweise auch unterschiedlich ausgestattet sind, haben die Statistiker eine Musterwohnung mit 30 Quadratmetern Größe und ein Muster-WG-Zimmer mit 20 Quadratmetern entwickelt. Sie sind fiktiv, lassen sich also so nicht mieten. Die Zahlen geben eine Tendenz wieder, wie teuer oder günstig die Städte im Vergleich sind. Betrachtet wird die Warmmiete.

Mannheim liegt unter dem deutschen Durchschnitt

Im Schnitt kosten WG-Zimmer 505 Euro pro Monat, kleine Wohnungen demnach 541 Euro. Rein nach den Wohnkosten müssten neue Studenten demnach nach Chemnitz ziehen. Dort ist eine Unterkunft, ob in WG oder kleiner Wohnung, mit Abstand am günstigsten. Das Muster-WG-Zimmer ist für 274 Euro zu haben, die Wohnung für 296 Euro. Auch in Bochum (322 und 368 Euro) sowie Magdeburg (339 und 374 Euro) lässt sich bezahlbar wohnen. Auch Mannheim (455 und 504 Euro) liegt unter dem deutschen Durchschnitt, ebenso Mainz (495 und 549 Euro) und Bremen (484 und 504 Euro).

Mit Abstand am teuersten ist es in München. Ein Muster-WG-Zimmer kostet im Schnitt 790 Euro pro Monat. Eine Musterwohnung kostete 837 Euro. „München ist eine Klasse für sich“, sagt Voigtländer. Frankfurt ist mit 702 und 734 Euro schon deutlich billiger. In Köln müssen 641 und 688 Euro ausgegeben werden. Auf Rang vier und noch vor Berlin findet sich Heidelberg mit 633 und 670 Euro. In der Hauptstadt kostet ein WG-Zimmer 624, eine kleine Wohnung 664 Euro.

Mit dem pauschalen Bafög-Wohnzuschlag kommt keiner hin

In der Realität können die Preise deutlich abweichen. Das IW hat auch Kaltmieten am Markt untersucht. In München sind danach kleine Wohnungen zwischen 680 und 980 Euro im Angebot. Dazu kämen noch die Nebenkosten. Mit dem pauschalen Wohnzuschlag der Studierenden-Förderung Bafög kommt da keiner hin. Er beträgt derzeit 380 Euro. Allein in Chemnitz und Magdeburg ließe sich mit dieser Summe eine Wohnung mieten, wie die Experten ermittelt haben. Viele Studierende müssen deshalb zusätzlich arbeiten. „Das verlängert die Studienzeit“, sagt Voigtländer.

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Umgerechnet auf Quadratmeter ließe sich mit dem Bafög-Wohnzuschuss in München knapp 15 Quadratmeter mieten, allerdings kalt. Auch Stromkosten gehen extra. In Frankfurt sind es knapp 20 Quadratmeter, in Darmstadt und Mainz rund 24, in Mannheim etwa 25 und in Chemnitz mehr als 60 Quadratmeter. Die Experten haben sich auch die Entwicklung der vergangenen drei Jahre angesehen. Danach haben die Preise vor allem in Leipzig, Freiburg und Konstanz über diesen Zeitraum angezogen. Das Plus lag zwischen sechs und sieben Prozent.

Auch in den Wohnheimen ist es eng

Vor allem Leipzig wächst und zieht immer mehr Studierende an, was sich auf die Wohnungssituation auswirkt, wie Voigtländer sagt. Kurios: WG-Zimmer sind in Hamburg teurer als kleine Wohnungen. Voigtländer vermutet, dass es mit dem besonderen Angebot zu tun hat. Es gebe viele kommunale Anbieter mit günstigen kleineren Wohnungen. Zudem seien die privat vermieteten WG-Zimmer vor allem in besseren und damit teureren Lagen.

In Berlin sind die Kosten für Studentenunterkünfte sogar um 0,8 Prozent gesunken. Für Voigtländer ist das eine Reaktion darauf, dass die Mieten in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen sind – Korrektur heißt das am Markt. Offenbar haben einige Vermieter zuvor doch etwas zu viel mehr verlangt. Über drei Jahre lag das Plus bei 5,3 Prozent.

Nicht betrachtet haben die Experten die Lage bei Wohnheimen. Aber auch hier ist es eng. Allein bei elf der 57 deutschen Studierendenwerke, die solche Unterkünfte verwalten, stehen derzeit 33.000 Personen auf der Warteliste, vor allem in Berlin, Darmstadt, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt/Main, Hamburg, Heidelberg, Mainz und München. Auf solche Unterkünfte sind besonders Studierende aus Ländern außerhalb der EU angewiesen. Ihre Zahl steigt, weil der Hochschulstandort D attraktiv ist. Die Miete entscheidet allerdings selten darüber, in welcher Stadt jemand studiert. „Studenten orientieren sich nicht an Preisen“, sagt Immobilienexperte Voigtländer. Und so geht es eher nach Exzellenz der Lehre, interessanten Studienangeboten oder reizvoller Stadt.

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