Trinkwasser

Countdown für die letzten Bleirohre: Verbot ab 2026

Das Verbot von Bleileitungen ab 2026 drängt Hauseigentümer zum raschen Handeln in der Wasserversorgung.

Von 
Wolfgang Mulke
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Wer wissen will, ob sein Trinkwasser mit Blei belastet ist, kann eine Wasseranalyse veranlassen. © picture alliance / dpa-tmn

Berlin. Ab Januar 2026 sind Bleileitungen bei der Wasserversorgung endgültig verboten. Viel Zeit zum Austausch bleibt den Wohnungseigentümern nicht mehr. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum ist die Zeit bis zum Stichtag so kurz bemessen?

Die maßgebliche Trinkwasserverordnung ist schon im Sommer 2023 verschärft worden. Sie sah neben strengeren Regeln für die verwendeten Materialien und Werkstoffe auch einen konkreten Termin für das endgültige Verbot von Bleileitungen vor. Hauseigentümer hatten also durchaus genügend Zeit, einen Austausch vorzunehmen. In besonderen Fällen können die zuständigen Ämter die Frist auch um bis zu zehn Jahre verlängern. Laut Handwerkszeitung etwa, wenn ein Austausch älteren Eigenheimbesitzern nicht mehr zumutbar ist.

Wie viele Häuser oder Wohnungen sind vom Verbot betroffen?

Eine genaue Zahl der Gebäude, in denen noch Bleileitungen verlegt sind, ist nicht bekannt. Auf der sicheren Seite sind die Bewohner aller seit 1973 errichteten Gebäude. Seither werden keine Bleileitungen mehr beim Bau eingesetzt. Auch in Teilen Süddeutschlands ist Blei kein Problem, weil das Material schon vor dem Ende des 19. Jahrhunderts aus der Trinkwasserversorgung verbannt wurde. In Nord- und Ostdeutschland wurden Bleileitungen laut Umweltbundesamt (UBA) dagegen noch bis Anfang der 70er Jahre genutzt.

Wie lässt sich überhaupt feststellen, ob Wasserrohre Blei enthalten?

Das UBA rät zur Kontrolle der sichtbaren Leitungen, etwa im Keller oder hinter dem Wasserzähler. Blei ist weicher als Kupfer- oder Stahlrohre. Es lässt sich leicht mit einem Messer einritzen oder etwas abschaben. Das Amt empfiehlt auch, beim Vermieter oder Hauseigentümer nachzufragen, wann die Wasserleitungen installiert worden sind und aus welchem Werkstoff sie bestehen.

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Lässt sich eine Bleibelastung im Trinkwasser feststellen?

Sollten Mieter befürchten, dass beim Trinkwasser in ihrem Haus oder Wohnung noch Blei im Spiel ist, können sie eine Labormessung des Bleigehalts veranlassen. Diese spezielle Messung kostet allerdings etwas. Die Gesundheitsämter vor Ort beraten, wie die Wasserproben am besten entnommen werden. So sollte das Wasser vor der Entnahme zum Beispiel vier Stunden lang in der Leitung stehen.

Gefährden Bleileitungen die Gesundheit?

Tatsächlich ist Blei Gift für den Menschen. „Verwenden Sie bleibelastetes Wasser nicht als Trinkwasser oder zur Zubereitung von Speisen“, rät das UBA. Für schwangere Frauen, Säuglinge und Kinder bis zum sechsten Lebensjahr sei Trinkwasser aus Bleirohren immer ungeeignet. „Verwenden Sie stattdessen in solchen Fällen abgepacktes Wasser mit dem Aufdruck ,Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung‘.“ Sollte sich bei einer Messung herausstellen, dass das Wasser tatsächlich mit Blei belastet ist, hilft nur der Austausch der Leitungen. Bis dahin kann das Trinkwasser laut UBA aus gesundheitlicher Sicht nur noch zur Körperpflege verwendet werden.

Der Hauseigentümer hat für die Lieferung sauberen Trinkwassers zu sorgen. © picture alliance/dpa

Wie wirkt Blei auf den Organismus?

Wenn regelmäßig kleine Mengen bleibelasteten Wassers aufgenommen wird, kann die Blutbildung und Intelligenzentwicklung bei Ungeborenen oder Kleinkindern beeinträchtigt werden. „Bei Erwachsenen wird Blei wieder ausgeschieden oder in den Knochen eingelagert“, erklärt das UBA. Bei einer Schwangerschaft könne es dann wieder ins Blut gelangen.

Wer ist für den Austausch alter Bleileitungen verantwortlich?

Der Hauseigentümer hat für die Lieferung sauberen Trinkwassers zu sorgen. Daher ist der Eigentümer auch für den Austausch der Bleirohre verantwortlich. Bei Besitzern von Eigenheimen sind diese in der Pflicht. Anders sieht es beim öffentlichen Rohrnetz aus. Führen beispielsweise Bleileitungen vom Hauptrohr des Wasserversorgers zum Hausanschluss im Keller, muss der Versorger den Austausch vornehmen.

Muss ein Fachbetrieb den Austausch vornehmen oder darf man das selbst erledigen?

Auch geschickte Heimwerker dürfen an der Trinkwasserinstallation nicht selbst Hand anlegen. Für diese Arbeiten muss ein Installationsfachbetrieb beauftragt werden, der im Verzeichnis des jeweiligen Wasserversorgers aufgeführt ist. „Dies gilt ganz besonders auch für den Austausch von Bleileitungen“, erläutert Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima.

In manchen Häusern fließt das Wasser noch durch Bleirohre. Bei einem Verkauf darf das nicht verschwiegen werden. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

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