Verkehr

Daimler-Buses-Chef fordert Ausbau der Lade-Infrastruktur

Die Europäische Union hat klare Vorstellungen davon, wie Busse in Zukunft unterwegs sein sollen. Dabei will auch der Hersteller Daimler Buses ein Wörtchen mitreden

Von 
Alexander Jungert
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Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder auf einer Pressekonferenz. © Daimler Truck

Leinfelden-Echterdingen/Brüssel.. Die Europäische Union hat klare Vorstellungen davon, wie Busse in Zukunft unterwegs sind. Laut Kommission sollen ab 2030 nur noch lokal CO2-neutrale Stadtbusse zugelassen werden. Für Reisebusse ist eine Reduktion von 45 Prozent CO2 im Vergleich zu 2019 geplant.

Mit dem ersten Ziel ist Till Oberwörder, Chef von Daimler Buses, einverstanden. Das zweite hingegen hält er für unrealistisch.

Oberwörder: "Gemeinsame Kraftanstrengung nötig"

Denn Reisebusse legen im Vergleich zu Stadtbussen deutlich anspruchsvollere Routen zurück. „Mit dem Reisebus fahren Sie von Hamburg über die Alpen nach Florenz“, sagt Oberwörder. Die Fahrzeuge benötigten auch an entlegenen Orten wie beispielsweise Burgen und Schlössern, beim Überqueren der Alpen, in den Bergen bei Pässen, direkt an Skipisten und auf Parkplätzen von Wanderstrecken Lade- bzw. Wasserstoff-Tank-Möglichkeiten. „Das Produktportfolio ist nicht der Engpass“, sagt Oberwörder. Die Umsetzung hänge davon ab, ob die Infrastruktur auch auf dem Land verfügbar ist. Es brauche also einen flächendeckenden Ausbau.

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„Es ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Herstellern, Bus-Betrieben und Energiebranche nötig, um E-Busse in hoher Stückzahl und so schnell wie möglich auf die Straßen zu bringen“, sagt Oberwörder, der gerade in Brüssel auf der bedeutendsten Branchenmesse „busworld“ ist. Jetzt müsse gemeinsam dafür gesorgt werden, dass Unternehmer E-Busse wirtschaftlich betreiben können. Daimler Buses ist nach Oberwörders Worten bereit, einen Beitrag zu leisten.

Corona wirkt nach

Noch immer leidet die Reisebus-Sparte unter den Folgen der Corona-Pandemie, als Menschen gar nicht mehr oder nur eingeschränkt verreisen konnten. Die finanziellen Spielräume blieben dadurch geringer, erklärt Oberwörder. Auch in diesem Segment müssten Förderungen sowohl die E-Infrastruktur als auch das Fahrzeug abdecken. Statt der von der EU angepeilten 45 Prozent hält das Unternehmen einen Beitrag des Reisebus-Segments zur CO2-Reduktion von 20 Prozent für „äußerst anspruchsvoll, aber realistisch“.

Daimler Buses setzt analog zum Mutterkonzern Daimler Truck sowohl auf batterie-elektrische als auch auf wasserstoffbasierte Technologien. Der rein batterieelektrisch angetriebene Stadtbus Mercedes-Benz eCitaro wird bereits seit 2018 im Mannheimer Werk in Serie gebaut. Seit 2023 wird das Fahrzeug auch mit einer wasserstoffbasierten Brennstoffzelle als Range Extender - also einer Reichweiten-Verlängerung - angeboten. Zudem plant Daimler Buses, ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts einen batterieelektrisch angetriebenen Überlandbus im Portfolio zu haben und bis zum Ende der Dekade elektrisch angetriebene Reisebusse. Reisebusse werden in Neu-Ulm gebaut.

Mannheim mit rund 3200 Beschäftigten soll künftig das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse werden. Ab 2024, so der Plan, fokussiert sich das Werk vollständig auf die Produktion von elektrisch angetriebenen Stadtbussen.

Im Juni hatte Daimler Buses die 100-prozentige Tochtergesellschaft Daimler Buses Solutions gegründet. Sie soll Verkehrsbetrieben bei der Konzeption und dem Aufbau einer E-Infrastruktur helfen.

Oberwörder kann erfreuliche Zahlen präsentieren: Im ersten Halbjahr hat Daimler Buses weltweit und in allen Segmenten insgesamt 11 800 Fahrzeuge verkauft, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum eine Steigerung von 36 Prozent. Der Bericht zum dritten Quartal folgt am 7. November.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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