Berlin. Es sieht zunächst nach einem lukrativen Job aus, nach schnell verdientem Geld. Das Angebot wird aufs Handy gesendet, und zwar über den Nachrichtendienst WhatsApp. Es fängt sehr persönlich an: „Ich bin Marie.“ Sie komme von einer Agentur, die sich um Personal für Firmen kümmere: „Wir suchen Mitarbeiter/innen ab 20 Jahren, die einer Hotelbuchungsplattform helfen, Buchungen und Bewertungen zu optimieren.“ Vielversprechend geht es weiter: „Wir bieten flexible Teil- und Vollzeitjobs (60-90 Min. pro Tag, 5 Tage die Woche) mit einem Grundgehalt von 300 bis 800 Euro täglich.“ Dann folgt die Aufforderung, dem Arbeitgeber eine Nachricht ins Handy zu tippen. Das Problem: Hinter dem Stellenangebot stecken Betrüger.
„Das ist ein typischer Fall von Job-Scamming“, sagt Peter Juhani Koop vom Europäischen Verbraucherzentrum mit Sitz im baden-württembergischen Kehl. Scam steht im Englischen für Betrug. Koop sammelt solche Fälle. Die Masche mit den Fake-Jobs ist nicht ganz neu, bekommt laut Koop jetzt aber eine neue Qualität: „Kriminelle suchen gezielt nach weiteren Opfern.“ Waren sie bisher schon im Internet auf Karriere-Portalen wie LinkedIn und Xing unterwegs, kontaktieren sie einen nun per WhatsApp, SMS-Kurznachrichten oder auch über den Messenger-Dienst Telegram. Koop: „Wer die Gefahr nicht kennt, kann viel Geld verlieren, manchmal sogar das gesamte Ersparte.“
Falsche Jobangebote einfach erkennen
Im Grunde gingen alle gleich vor: Die Betrüger richteten WhatsApp-Accounts mit ausgedachten Namen ein, nutzten gestohlene Fotos aus dem Internet, fälschten Webseiten, besorgten sich eine Telefonnummer, häufig von ausländischen Prepaid-Anbietern. Sie gäben sich dann gerne als renommierte Marketing-Agenturen oder Zeitarbeitsfirmen aus dem europäischen Ausland aus und schickten einem unaufgefordert ein angebliches Jobangebot. Gehe man auf die Nachricht ein, folge eine Einladung in eine WhatsApp- oder Telegram-Gruppe. Dort werde von hohen Verdiensten geschwärmt. „Das ist alles frei erfunden“, sagt Koop, „verführt aber dazu, dabei zu bleiben“.
Erst gebe es eine Art Schulung, in der jemand zum Beispiel per Chat erkläre, was zu tun sei. Da gehe es immer um einfache Tätigkeiten wie Hotels bewerten, Likes vergeben, Produkte testen, oft angeblich für bekannte Unternehmen. Dann solle man sich auf einer Online-Plattform registrieren, deren Internetadresse oft ähnlich der von Hotelketten, großen Reiseveranstaltern oder bekannten Marken seien. Habe man dort seinen Namen hinterlegt, erhalte man einen vermeintlich persönlichen Zugang, einen Login-Bereich. Dort erscheine dann die Aufgabe. Zudem werde ein Konto gezeigt, auf dem angeblich für jede erledigte Tätigkeit eine Provision gutgeschrieben wird, meist in einer Kryptowährung wie Bitcoin.
Irgendwann soll man das Konto mit eigenem Geld ausgleichen
„Anfangs läuft das auch alles reibungslos, und das Guthaben auf dem Konto steigt“, sagt Koop, „doch dann kommt das böse Erwachen“. Denn: Wolle man sich seinen Lohn für die getane Arbeit auszahlen lassen, forderten die Betrüger plötzlich Geld. Die Masche sei verschieden. „Mal heißt es, man muss erst Geld investieren, um ein VIP-Level zu erreichen und damit bessere Aufträge und höhere Einnahmen zu erhalten“, erklärt der Verbraucherschützer, „mal wird einem weisgemacht, dass erst ein bestimmter Mindestbetrag erreicht werden muss, bevor eine Auszahlung möglich ist.“ In anderen Fällen rutsche das Konto aus unerklärlichen Gründen ins Minus, woraufhin verlangt werde, es mit eigenem Geld auszugleichen. Geld erhielten die Betroffenen nie. Koop warnt: „Das einzige, was bleibt, ist ein großer finanzieller Schaden.“
Die Betrüger suchten sich ihre Opfer bewusst aus. Es seien Menschen, die dringend eine neue Einkommensquelle suchten. Das könnten zum Beispiel Geringverdiener sein oder auch Eltern, die hofften, sich von zu Hause aus bequem etwas dazuverdienen zu können. An ihre Handynummern kämen sie, weil man diese zum Beispiel auf Kleinanzeigen-Portalen hinterlassen oder der Weitergabe von Daten bei Online-Verträgen zugestimmt habe. Sie könnten auch von unseriösen Webseiten stammen, auf denen man sich etwa für ein Gewinnspiel angemeldet hat, oder aus Datenlecks sowie Hackerangriffen auf Unternehmen.
„Falls Sie Opfer werden, erstatten Sie sofort Anzeige bei der Polizei“, rät Koop. Noch besser ist es freilich, gar nicht in die Job-Falle zu tappen. Koop sagt: „Trauen Sie keinem Jobangebot, das Sie per WhatsApp, SMS, Telegram bekommen. Wenn Sie sich nicht beworben haben und das Gehalt zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es Betrug.“ Wem etwas verdächtig vorkomme, könne sich auch beim Europäischen Verbraucherzentrum melden (https://www.evz.de/fragen-beschwerden.html).
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