Berlin. Nach dem Auslaufen des Baukindergeldes gibt es für Familien mit niedrigeren Einkommen ab Donnerstag wieder Hilfe vom Staat für den Hausbau. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) stellte am Mittwoch ihr neues Förderprogramm vor. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer profitiert von der Förderung?
Familien mit mindestens einem Kind, bei denen das zu versteuernde jährliche Haushaltseinkommen bei maximal 60 000 Euro liegt, können sich günstige Zinssätze sichern. Für jedes weitere Kind erhöht sich die Einkommensgrenze um 10 000 Euro.
Wie sieht das Programm konkret aus?
Anspruchsberechtigte können sich sowohl für den Neubau als auch den Erwerb von besonders klimafreundlichen Gebäuden einen günstigen Kredit über die staatliche Förderbank KfW sichern. Zum Start soll der Zinssatz für eine 35-jährige Kreditlaufzeit bei einer zehnjährigen Zinsbindung bei 1,25 Prozent liegen. Regulär liegen die Bauzinsen derzeit bei rund vier Prozent. Auch für den Kauf einer Wohnung in einem besonders klimafreundlichen Gebäude gelten die Konditionen. Wer bereits eine Immobilie besitzt, kann keine Förderung erhalten. Voraussetzung für die Antragsstellung ist, dass mindestens ein Kind unter 18 Jahren im Haushalt lebt.
Was heißt klimafreundliches Gebäude?
Gefördert werden Häuser, die den Energieeffizienzhausstandard 40 (EH40) erfüllen. Dieser Standard gilt als besonders streng. Neben EH40-Häusern werden auch Gebäude gefördert, die den Ansprüchen des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus (QNG-Plus) genügen. Dieses Qualitätssiegel wird von Zertifizierungsstellen vergeben und muss strengen Nachhaltigkeitsbewertungen standhalten. Im Gegensatz zu EH40 wird beim QNG der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet – angefangen beim Betrieb bis hin zum Energieverbrauch. Die Vorgaben sind damit noch schärfer.
Gibt es bei der Förderung eine Kreditobergrenze?
Ja. Laut Bundesbauministerium gilt der günstige Zinssatz bei Familien mit einem oder zwei Kindern und dem Bau oder Erwerb eines EH-40-Hauses nur für Kredite in Höhe von bis zu 140 000 Euro. Wer ein Haus mit QNG-Siegel bauen oder erwerben möchte, kann für sich die günstigen Konditionen für einen Kredit bis zu 190 000 Euro sichern. Bei drei oder vier Kindern erhöht sich der Kredithöchstbetrag auf 165 000 Euro für ein Haus mit EH40-Standard und auf 215 000 Euro für ein Haus, das zusätzlich das Qualitätssiegel erhält. Bei fünf oder mehr Kindern liegen die Kredithöchstbeträge bei 190 000 Euro beziehungsweise 240 000 Euro.
Was ist, wenn mehr Geld benötigt wird?
Grundsätzlich gilt bei Förderkrediten der staatlichen Förderbank KfW: Sie arbeitet im Hausbankprinzip. Bedeutet: Antragssteller erhalten den günstigen Zins nicht direkt bei der KfW, sondern schließen einen Kreditvertrag beispielsweise bei ihrer Hausbank oder einer anderen mit der KfW kooperierenden Bank ab. Reicht das benötigte Kreditvolumen nicht aus, weil für die Baufinanzierung beispielsweise ein Kredit über 300 000 Euro aufgenommen werden muss, müssten Familien einen zweiten Kredit bei ihrer Bank abschließen. Hierfür gelten dann allerdings die üblichen Konditionen.
Wie hoch ist die Ersparnis für Familien?
Für eine Familie mit zwei Kindern seien „Ersparnisse von über 40 000 Euro möglich“, rechnet Bundesbauministerin Klara Geywitz vor.
Wie viel Geld steht für das Programm bereit?
Das Bundesbauministerium stellt für das Programm 350 Millionen Euro bereit – und damit nur einen Bruchteil des Baukindergeldes, bei dem 9,9 Milliarden Euro abgerufen wurden. Allerdings: Unternehmen und Privatpersonen mit höherem Einkommen können seit März auch über das Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“ zinsverbilligte Kredite über die KfW erhalten. Hierfür wurden zunächst 750 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aufgrund des großen Andrangs wurde das Programm jüngst aufgestockt.
Welche Hürden gibt es bei dem Programm?
„Wer diese Förderung in Anspruch nehmen will, braucht ein niedriges Einkommen und muss gleichzeitig vermögend sein“, sagte Wohnungsmarktforscher Matthias Günther, Vorstand des Hannoveraner Pestel-Instituts, unserer Redaktion. Es gebe diese Sonderfälle, führt Günther aus. Aber: „Will man wirklich finanziell schwächeren Menschen dabei helfen, Wohneigentum aufzubauen, dann muss man so deutlich sagen: Dieses Modell ist Schwachsinn“, so der Wohnungsmarktforscher. Der Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, Kai H. Warnecke, wies darauf hin, dass das Förderprogramm nur dort attraktiv werde, wo Bauland noch günstig sei. Grundsätzliches Lob kommt von Robert Feiger, Gewerkschaftschef der IG BAU: „Ein Facharbeiter muss sich die Wohnungen, die er baut, selbst auch leisten können.“ Für eine „Wohneigentumswelle“ reiche das Programm aber nicht, so Feiger.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-familien-koennen-geld-sparen-_arid,2090139.html