Geldanlage

Gold im Hoch - kaufen oder verkaufen?

Der Goldpreis steigt immer weiter. Wann ist der richtige Moment zum Kaufen oder Verkaufen? Der größte bankenunabhängige Edelmetallhändler in Europa, Degussa, gibt Tipps

Von 
Beate Kranz
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Münzen und Goldbarren sind bei den Kundinnen und Kunden besonders beliebt. © Sergej Glanze/Funke Foto Services

Berlin. Der Goldpreis steigt auf immer neue Rekorde. Menschen investieren in Münzen und Barren. Andere nutzen die Gelegenheit, um Schmuck zu Geld zu machen. Doch ist es gerade eine gute Zeit, Gold zu kaufen oder zu verkaufen? „Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt einzusteigen oder zu verkaufen. Für Gold, das man mittel- bis langfristig betrachtet, war es rückblickend aufgrund der stetigen positiven Kursentwicklung nach oben aber immer der richtige Moment“, sagt Christian Rauch, CEO von Degussa Goldhandel, Marktführer unter bankenunabhängigen Edelmetallhändlern in Europa mit einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro – davon etwa die Hälfte in Deutschland.

„Am besten kauft man regelmäßig in kleinen Tranchen. Man lässt es liegen und hat eine wunderbare Beruhigung des Portfolios.“ Gleichzeitig ist der Manager überzeugt, dass Gold langfristig mit Schwankungen immer teurer wird: „Gold wird auf 5000 Dollar steigen. Ich kann nur noch nicht sagen, wann.“

Der Goldpreis hat in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Kursrallye hingelegt. Innerhalb von fünf Jahren ist er von 1344 Euro je Feinunze (31,1 Gramm) auf rund 2400 Euro gestiegen, allein in den vergangenen zwölf Monaten um rund 30 Prozent. Auch Privatleute mit weniger Vermögen investieren in Gold, was Degussa an den steigenden Kundenzahlen bemerkt. Auch andere Münzhändler berichten von einer gestiegenen Nachfrage.

„Die Unsicherheit durch Corona, der Ukraine-Krieg und die schwache Wirtschaft bringen viele dazu, in Gold zu investieren. Die Menschen wünschen sich einen physischen und damit sicheren Gegenwert für ihr Geld“, glaubt Rauch. Auch die Zentralbanken kaufen verstärkt Gold als Währungsreserven.

Man sollte aber nicht sein ganzes Geld in Gold stecken, meint Rauch. „Aber 10 bis 15 Prozent des Portfolios können es schon sein.“ Der Vorteil: „Gold ist mobil und überall auf der Welt liquidierbar und in Geld zu tauschen.“ Warum er an den Wertzuwachs glaubt? „Gold ist seit 2000 Jahren Zahlungsmittel. Die Goldmenge auf der Welt ist konstant, doch die Nachfrage steigt.“ Die Nachteile: Gold und Edelmetalle werfen keine Zinsen ab, zudem kostet eine sichere Unterbringung in Schließfächern oder Safes zusätzliches Geld. Ihr Wertzuwachs erfolgt nur über den Kursanstieg.

Barren aus Gold, Silber, Platin und Palladium

Das größere Kundeninteresse zeigt sich in der Berliner Degussa-Filiale. Schon vor Ladenöffnung warten acht Männer und Frauen zwischen 20 und 80 Jahren. Am Schalter hinter Panzerglas haben sie die Wahl zwischen Barren aus Gold, Silber, Platin und Palladium von einem Gramm bis zu einem Kilo sowie goldenen Münzklassikern – wie dem Krügerrand, Nugget oder Maple Leaf. 99,9 Prozent der Käufer entscheiden sich für Gold. „Der Kaufpreis richtet sich nach dem tagesaktuellen Handelspreis“, sagt der Filialleiter Stefan Hasenknopf. „Wir aktualisieren die Kurse permanent. So kommt es vor, dass Kunden innerhalb weniger Minuten schon einen anderen Preis zahlen oder beim Ankauf andere Summen erhalten.“ Das verkaufte Gold der Barren ist bei Degussa LBMA-zertifiziert – es kommt aus Minen, in denen die internationalen Qualitätsstandards für Goldförderung eingehalten werden.

Viele Kunden kommen auch mit Schmuck, Uhren oder Zahngold vorbei. „Zu uns kann jeder kommen. Wir bewerten und wiegen kostenlos den Edelmetallgehalt des mitgebrachten Schmucks“, so Hasenknopf. Das Handwerk der Schmuckstücke werde nicht honoriert, „da bei uns nur das Edelmetall angekauft wird, um es wieder einzuschmelzen“. Dies ist auch bei anderen Goldhändlern branchenüblich.

„Wenn wir edle Designs, Kunstwerke, besondere Marken wie Cartier oder Antiquitäten entdecken, empfehlen wir Kunden, ihre Schätze einem Auktionshaus oder Juwelier anzubieten. Dort kann manchmal mehr als der reine Edelmetallwert herausspringen“, berichtet Hasenknopf.

In der Filiale darf jeder Kunde nacheinander sein Mitgebrachtes auf ein Tablett zur Begutachtung legen. „Je nach Menge dauert eine Beratung zwischen zehn Minuten bis zu drei Stunden.“ Zunächst prüft eine Metallexpertin mit Augen und Hand, ob die Farbe und das Gewicht stimmen. Für jedes Stück werden dann der Metallgehalt und das Gewicht in einem digitalen Analysegerät bestimmt. Denn nicht immer ist jedes Schmuckstück mit dem richtigen Gold- oder Silberstempel ausgezeichnet. Die aufgeprägten Ziffern 333 oder 585 sagen, dass das Stück 33,3 Prozent oder 58,5 Prozent Gold enthält, der Rest sind oft Silber, Kupfer oder Zinn. „Manchmal ist aber weniger Gold enthalten als angegeben“, berichtet die Goldexpertin Lina Repschläger.

Mit dem Verkauf der Goldkette die Autoreparatur zahlen

Eine Kundin hat eine Kette und ein Armband aus Gold mitgebracht. Die Goldgravur stimmt. Die Goldkette wiegt 28,10 Gramm – macht 1810,76 Euro an diesem Tag. Das Armband ist 19,70 Gramm schwer – somit 741,70 Euro. „Darf ich eine Nacht drüber schlafen?“, fragt sie die Experten. „Klar, kommen sie gerne ein anderes Mal wieder.“ Ein anderer Herr verkauft dagegen seine mitgebrachte Goldkette sofort. Er will davon eine Autoreparatur bezahlen.

„Es gibt viele Geschichten, warum Menschen sich von ihrem Schmuck trennen, auch traurige“, berichtet der Filialleiter. Mal mag man den geschenkten Schmuck des Ex-Partners nicht mehr sehen, mal ist Schmuck aus der Mode gekommen. Andere haben Schmuck oder Silberbesteck geerbt. Manche müssen Schmuck zu Geld machen, um Beerdigungen zu bezahlen – Gründe so vielfältig wie das Leben.

Metallhändler verdienen sowohl beim An- und Verkauf. Bei Degussa liegt die Marge bei Metallverkäufen zwischen einem bis vier Prozent. „Je größer ein Goldbarren, desto geringer der prozentuale Aufschlag“, erläutert Hasenknopf. Beim Ankauf berechnen Händler zudem einen Abschlag für Schmelzkosten.

Bei Schmuck- und Goldverkäufen sollte man aus Sicht von Verbraucherschützern immer mehrere Angebote einholen. Konkret empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, zu Ankäufern zu gehen, die als Goldankäufer zertifiziert und als Mitglied im Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels organisiert sind.

Grundsätzlich sollte man wachsam sein, wenn Ankäufer nach Hause kommen wollen. Die Polizei rät zudem ab, Goldbarren zu Hause zu lagern – weder unterm Kopfkissen noch im Tresor. Bei einem Einbruch könne selbst ein Safe zur Gefahr werden. Gold gehöre am besten in den Tresor einer Bank – was monatlich natürlich Geld kostet.

Online-Bestellungen nehmen in der Branche unterdessen zu. Degussa verkauft heute rund 20 Prozent seines Goldes online – Tendenz steigend. Die Auslieferung erfolgt je nach Bestellgröße mit Logistikern oder im gepanzerten Wagen, so Rauch. Das Verschicken per Post ist problematisch, da Pakete nur bis zu einem bestimmten Wert versichert sind, warnt die Verbraucherzentrale.

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