Mannheim. Welche Heizung passt zu mir? Was gibt es beim Einbau zu beachten? Was kostet welche Variante und welche Fördertöpfe kann ich anzapfen? Um diese und viele weitere Fragen ging es beim ausgebuchten Online-Seminar „So gelingt der Heizungstausch“, das die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zusammen mit dieser Redaktion und der Mannheimer Klimaschutzagentur angeboten hat. Für alle, die nicht dabei sein konnten, hier noch einmal die wichtigsten Punkte zum Nachlesen:
Wir haben in unserem Haus eine alte Ölheizung. Bis wann muss sie ersetzt werden?
Grundsätzlich gilt: Öl- und Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen ausgebaut werden. Das schreibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor. Es gibt aber Ausnahmen, zum Beispiel für Niedertemperatur- oder Brennwertkessel. Eine weitere Sonderregelung gilt für klassische Einfamilienhäuser, die zum Stichtag 1. Februar 2002 vom Eigentümer bewohnt wurden. Dort darf die alte Heizung bleiben. Bei einem Verkauf muss der neue Besitzer die Anlage aber austauschen. Das gilt auch, wenn das Haus auf die Kinder überschrieben wird.
Unsere Heizung muss demnächst getauscht werden. Darf ich überhaupt noch eine neue Öl- oder Gasanlage einbauen?
Bis 2026: Ja. Ab dann ist der Einbau von Heizkesseln mit Öl oder anderen festen fossilen Brennstoffen nur noch unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Dazu zählt, dass das Gebäude nach GEG-Standard - also besonders effizient - gebaut sein muss und erneuerbare Energien eingesetzt werden. Ausnahmen gibt es, wenn ein Sachverständiger bescheinigt, dass die Nutzung erneuerbarer Energien in einer Immobilie nicht möglich ist. Die Bundesregierung plant zudem schon ab 2024 eine Pflicht für einen Erneuerbare-Energien-Anteil. Weitere Vorgaben gibt es auf Landesebene: So müssen Hausbesitzer in Baden-Württemberg beim Einbau einer neuen Heizung einen Erneuerbare-Energien-Anteil von 15 Prozent nachweisen. Die Vorgabe kann durch Ersatzmaßnahmen wie eine Dachsanierung erfüllt werden. Zu bedenken ist, dass es für den Einbau einer neuen Ölheizung keine Förderung mehr gibt.
Welche gesetzlichen Vorgaben sind noch wichtig?
Die neue Energieeinsparverordnung der Bundesregierung bringt seit 1.Oktober auch Pflichten für Hausbesitzer mit sich. Bis 15. September 2024 muss die Heizung durch einen Fachmann geprüft und optimiert werden - am besten im Zuge einer ohnehin anstehenden Wartung. Der Experte muss bei dieser Gelegenheit bestimmte Dinge einstellen, um den Heizungsbetrieb zu verbessern, zum Beispiel eine geringere Vorlauftemperatur oder die Nachtabsenkung, effiziente Heizungspumpen etc. In Gebäuden mit mehr als zehn Wohnungen muss außerdem bis Ende September 2023 ein hydraulischer Abgleich gemacht werden. Dabei geht es vereinfacht gesagt um eine optimale Verteilung der Wärme auf die einzelnen Räume.
Muss ich die Optimierung der Heizung selbst bezahlen?
Ja. Es gibt vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) aber das Förderprogramm „Heizungsoptimierung“. Hier kann man Zuschüsse beantragen.
Ich möchte meine Gasheizung erst einmal behalten, aber eventuell durch erneuerbare Energien ergänzen. Was wäre da sinnvoll und wie viel kann ich sparen?
Denkbar wäre eine solarthermische Anlage. Mit einem kleineren Modell können Sie in einem klassischen Einfamilienhaus übers Jahr rund 60 Prozent ihres Warmwasser-Bedarfs (ohne Heizung, nur Trinkwasser) abdecken. Damit können Sie ihren Gasverbrauch um etwa 1000 bis 3000 Kilowattstunden senken. Eine größere Anlage kann darüber hinaus die Heizung unterstützen, zumindest in den Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst, je nachdem, wie lange die Sonne scheint. So lassen sich 1500 bis 5000 Kilowattstunden im Jahr sparen.
Welche Kosten sind mit solchen Modellen verbunden?
Für die kleinere Variante lagen die Kosten vor der Energiekrise bei einem Vier-Personen-Haushalt im klassischen Einfamilienhaus bei rund 8000 Euro. Das größere Modell lag bei etwa 13 000 Euro. Inzwischen sind die Kosten allerdings in allen Bereichen gestiegen und unterscheiden sich je nach Region.
Welche alternativen Heizmöglichkeiten gibt es sonst am Markt?
Stark nachgefragt sind im Moment Wärmepumpen: Sie entziehen der Umwelt Wärme, komprimieren sie und speisen sie in den Heizungskreislauf ein. Je nach Wärmequelle gibt es unterschiedliche Modelle; Bei den meisten wird die Wärme aus der Luft entzogen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, den Boden als Quelle zu nutzen oder das Grundwasser.
Wie unterscheiden sich die verschiedenen Wärmepumpen?
Die günstigste Variante ist die Luft-Wärme-Pumpe, sie kostete vor der Krise etwa 24 000 Euro. Sie hat allerdings den Nachteil, dass sie in der kalten Jahreszeit keine so hohe Leistung bringt, weil der Luft dann nur wenig Wärme entzogen werden kann. Ebenfalls relativ kostengünstig ist die bodennahe Erdwärmepumpe, eine Art Fußbodenheizung im Garten. Die funktioniert aber nur bei sehr großen Grundstücken: Die Fläche muss etwa doppelt so groß sein wie die Grundfläche des Gebäudes. Auch hier gibt es je nach Jahreszeit Temperaturschwankungen. Konstante Wärme liefert die Erdwärme mit Tiefenbohrung. Ob und in welcher Tiefe gebohrt werden darf, muss vorab bei der Kommune erfragt werden. Die Kosten für die Bohrung machen das Modell recht teuer. Gleiches gilt für die Wärmeentnahme aus dem Grundwasser: Dafür werden zwei Brunnen benötigt.
Woher weiß ich, ob eine Wärmepumpe für mich geeignet ist?
Eine Wärmepumpe macht vor allem Sinn, wenn Sie im Haus große Heizflächen haben - klassisch zum Beispiel eine Fußboden- oder eine Wandheizung. Auch große Heizkörper können funktionieren. Eine gute Dämmung des Hauses ist ebenfalls von Vorteil, weil damit der Wärmebedarf insgesamt sinkt.
Lohnt sich eine Wärmepumpe auch, wenn ich keine Fußbodenheizung habe?
Entscheidend ist, welche Vorlauftemperatur ihr eingebautes Heizungssystem braucht. Je höher diese Temperatur ist, desto mehr muss mit Strom oder Gas zugeheizt werden - dann wird die Wärmepumpe irgendwann ineffizient. Als Faustregel gilt: Lässt sich die benötigte Vorlauftemperatur auf 35 und 45 Grad senken, kann eine Wärmepumpe effizient eingesetzt werden. Bei höheren Temperaturen rechnet sie sich in der Regel nicht. Welche Vorlauftemperatur mein Heizungssystem konkret braucht, sollten am besten Fachleute berechnen.
Ich möchte eine Luft-Wärmepumpe installieren. Was muss ich beim Aufstellen beachten?
Die Anlage macht Geräusche, vor allem durch den Ventilator. Man sollte sie also schon mal nicht direkt unter dem Schlafzimmerfenster aufstellen. Gegebenenfalls kann eine Schallschutzhaube helfen oder die Aktivierung des Nachtmodus. Welcher Abstand zum Nachbarhaus eingehalten werden muss, ist unterschiedlich und in der Bauordnung des Bundeslandes geregelt.
Kann ich den Strom zum Zuheizen der Wärmepumpe über eine Photovoltaikanlage gewinnen?
Die Rechnung geht in der Regel nicht auf, da sie den Strom zum Zuheizen vor allem im Winter benötigen - dann scheint aber die Sonne am wenigsten. Von daher ist das nicht die effizienteste Lösung.
Mein Haus ist für eine Wärmepumpe nicht geeignet. Welche Möglichkeiten habe ich noch, außer Öl und Gas?
Dann bleibt noch die Variante Holz. Entsprechende Heizkessel im Keller werden meistens mit Pellets oder Hackschnitzeln betrieben. Pellets werden gepresst aus Abfallholz, das zum Beispiel in der Möbelindustrie anfällt. Sie haben einen genormten Brennwert.
Wichtig zu wissen: Für Pellets brauche ich ein Lager, zum Beispiel ein Silo im Keller oder im Garten. Sinnvoll ist natürlich ein Platz in der Nähe des Kessels. Vorteil von Holz gegenüber der Wärmepumpe: Hohe Vorlauftemperaturen von 60 bis 70 Grad werden beim Verbrennen problemlos erreicht. Ein Pelletkessel kostete vor der Krise etwa 30 000 Euro, der Hackschnitzelkessel 35 000 Euro. Beides lässt sich mit einer solarthermischen Anlage kombinieren.
Beim Heizen mit Holz wird CO2 freigesetzt. Ist das wirklich nachhaltig?
Es stimmt, dass CO2 beim Verbrennen freigesetzt wird - allerdings deutlich weniger als bei Gas und Öl. „Das Heizen mit Holz ist aus unserer Sicht solange nachhaltig, wie für die Pellets Abfallholz verwendet wird. Wenn Bäume extra geschlagen werden, um sie zu verbrennen, sieht das natürlich vollkommen anders aus“, sagt Energieexpertin Tina Götsch von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Im Moment wird viel über Wasserstoff gesprochen. Ist das auch eine Option für die Heizung?
„In absehbarer Zukunft nicht“, sagt Energieexpertin Götsch. Bisher gebe es dazu allenfalls Pilotprojekte, für einen Einsatz in der Fläche sei die Technologie noch viel zu teuer. „Ich denke, dass wir da noch 15 bis 20 Jahren warten müssen“, so Götsch.
Die KfW hat zuletzt mehrere Förderprogramme eingestellt. Wo gibt es jetzt noch Zuschüsse?
Die Bundes-Zuschüsse für Einzelmaßnahmen sind inzwischen alle in einem Topf gebündelt - in der Bundesförderung für effiziente Gebäude beim Bafa. Für solarthermische Anlagen gibt es zum Beispiel einen Zuschuss von 25 Prozent, für Wärmepumpe ebenso. Für Biomasse, also Holz, gibt es 10 Prozent pro Anlage. Auch für die Planung durch Fachleute gibt es eine Förderung von 50 Prozent.
Was muss ich beim Antrag beachten?
Die Zuschüsse muss man beim Bafa online beantragen. Wichtig: Die Förderung muss beantragt werden, bevor eine Firma mit der neuen Heizung beauftragt wird.
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