Santa Paula. Als unabhängiger Staat wäre Kalifornien die weltweit viertgrößte Wirtschaft - nach den USA, China und Deutschland. Das liegt zum einen an den Hightech-Unternehmen im Silicon Valley südlich von San Francisco, zum anderen an der Filmindustrie in Los Angeles, und nicht zuletzt an der landwirtschaftlichen Produktion im Central Valley, das sich parallel zum Pazifik erstreckt. Milchprodukte, Mandeln und Trauben sind einige der Haupterzeugnisse - 90 % der US-Weinproduktion stammen aus Kalifornien.
Und dann sind da die Südfrüchte: Orangen, Zitronen, Artischocken, Auberginen, Avocados. Wie sehr sich das Kundenverhalten auf die landwirtschaftliche Produktion auswirkt - das lässt sich anhand des Agrarbetriebs Limoneira veranschaulichen, mit Sitz in Santa Paula, eine der weltgrößten Zitronenfarmen. Einen markanten Einschnitt stellte dabei die Corona-Pandemie dar: 70 % der Zitronenproduktion gingen bis dahin an Restaurants in den USA, 30% an Lebensmittelmärkte, immer nach dem Prinzip, dass zwischen Ernte und Auslieferung höchstens 24 Stunden verstreichen dürfen. Aber die Restaurantschließungen wegen Covid machten einen Kurswechsel nötig: Immerhin 50% setzt Limoneira jetzt in den Märkten ab.
Die Preise für Zitronen sinken, für Avocados steigen sie
Aber da ist noch die Preisentwicklung, und das ist eine einfache Rechnung. Im soeben vorgelegten Finanzbericht für das zweite Quartal 2025 verzeichnet Limoneira Einnahmen in Höhe von 19,7 Millionen Dollar aus dem Verkauf von 1.357.000 Millionen Kartons Zitronen, verglichen mit Einnahmen in Höhe von 25,8 Millionen Dollar aus dem Verkauf von 1.446.000 Millionen Kartons Zitronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 2025 lag der Durchschnittspreis pro Karton Zitronen bei 14,52 Dollar, 2024 bei 17,85 Dollar.
Daraus folgt für Limoneira zweierlei. Erstens: Intensivierung und Erweiterung des Anbaus von Avocados, deren gesundheitliche Vorteile auf der Limoneira-Homepage gerade ausführlich beschrieben werden, ergänzt um Statistiken und eine Videodokumentation zur überraschenden Avocado-Beliebtheit in den USA. Auch dahinter steht eine einfache Rechnung: Im zweiten Quartal 2025 verzeichnet Limoneira Einnahmen in Höhe von 2,8 Millionen Dollar aus dem Verkauf von 1.232.000 Pfund Avocados, verglichen mit Einnahmen in Höhe von 2,3 Millionen Dollar aus dem Verkauf von 1.595.000 Pfund Avocados im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 2025 lag der Durchschnittspreis pro Pfund Avocados bei 2,26 Dollar, 2024 bei 1,47 Dollar.
Agrarunternehmen
Limoneira wurde 1893 in Santa Paula, Kalifornien, gegründet. „Limoneira“ bedeutet Zitronenhain oder Zitronenfarm. Limoneira ist heute eine Aktiengesellschaft für Agrarwirtschaft und auch Immobilienentwicklung und konzentriert sich auf Produktion, Verkauf und Vermarktung von Zitrusfrüchten und zunehmend auch von Avocados. Das Unternehmen gilt als einer der größten Zitronenproduzenten weltweit. loi
Geänderte Anbauform soll die maschinelle Ernte ermöglichen
Zweitens: Neugestaltung der Zitronenplantagen. Bis vor wenigen Jahren bestanden die Plantagen wie in Olivenbaumfeldern aus frei stehenden Zitronenbäumen. Inzwischen werden sie dicht aneinander in Reihe gepflanzt und in ihrer Höhe beschnitten, so wie im Weinbau. Das ermöglicht eine maschinelle Ernte, die künftig drohnengesteuert erfolgen soll. Mehr Bäume auf gleichbleibender Fläche erfordern aber eine optimierte Düngung - auf Grundlage zunehmend spezuialisierter Bodenanalysen.
Ein weiterer hoher Kostenfaktor sind Personalausgaben. Limoneira zahlt überdurchschnittliche Stundenlöhne, denn für die bisher noch erhebliche manuelle Zitronenernte und -weiterverarbeitung sind erfahrene Kräfte erforderlich. Doch seit kurzem beklagen Landwirtschaftsverbände das Ausbleiben von Landarbeitern aufgrund der Migrationspolitik der US-Regierung. Es ist nicht nur die Ernte, wofür es Handarbeit braucht. Werden die Zitronen geliefert und auf Laufbänder verlagert, werden sie begutachtet, teils aussortiert, gewaschen, desinfiziert, nach Größe sortiert, in Kartons verpackt und zu Einheiten für den Versand verschnürt. Es ist laut in der Fabrik, Gehörschutz ist zwar vorgeschrieben, aber verantwortlich dafür ist offenbar jede Arbeitskraft selbst. Zum Schichtbeginn gibt es Schulter- und Armgymnastik, aber gegen den Geruch der Reinigungsmittel helfen die Coronamasken wenig, die manche Arbeiter tragen.
Wo Avocados gedeihen, lässt es sich gut leben
Grünes Gold heißen die Avocados inzwischen, weil sich mit ihnen gut Geld verdienen lässt. Limoneira hat da einen unschätzbaren Standortvorteil: seine geografische Lage. Eingebettet zwischen zwei Gebirgszügen liegt das weitläufige Farmgelände in einer Wassersenke, geschützt vor Wind - was auch für die Zitronen wichtig ist -, hat genügend Sonne und kaum Temperaturschwankungen, was bis zu drei Ernten pro Jahr ermöglicht - im Gegensatz zu höchstens zwei Ernten der Mitbewerber im Agrarbusiness. Kein Wunder, dass eine Redewendung neuerdings lautet: Wo Avocados gedeihen, da lässt es sich gut leben.
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