Industrie

Starker Jahresstart für Daimler Truck

Von 
Alexander Jungert
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In einer Reihe: Neue Lastwagen in Wörth, dem weltgrößten Montagewerk von Mercedes-Benz. © Thomas Rittelmann

Mannheim/Leinfelden-Echterdingen. Nach einem guten Jahresauftakt hat der Lastwagenhersteller Daimler Truck seine Erwartungen für 2022 nach oben geschraubt. Ungeachtet des Ukraine-Kriegs und Lieferschwierigkeiten werde nun ein Umsatz von bis zu 50 Milliarden Euro erwartet – 2,5 Milliarden Euro mehr als bisher, erklärt Finanzchef Jochen Goetz. „Unsere positiven Ergebnisse im ersten Quartal zeigen, dass wir auch bei schwankenden Rahmenbedingungen in der Lage sind, Kurs zu halten.“ Die Nachfrage sei weiter stark. Wegen steigender Kosten für Energie und Rohmaterialien erhöhe der Hersteller seine Preise.

Daimler Truck ist mit rund 100 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus eigener Sicht der weltweit größte Hersteller von Lastwagen und Bussen. In der Region arbeiten fast 18 000 Menschen für den Dax-Konzern: rund 8100 in Mannheim im Lkw-Motorenwerk von Mercedes-Benz und bei Daimler Buses, rund 9700 sind es im Lkw-Montagewerk von Mercedes-Benz im pfälzischen Wörth.

Bei den knappen Halbleitern sieht der Lkw-Hersteller inzwischen Licht am Ende des Tunnels: „Es wird besser“, sagt Goetz. Der Engpass betrifft die gesamte Branche und hatte im vergangenen Jahr bei Daimler Truck auch eine Produktion auf Halde ausgelöst, da Bauteile fehlten.

„Natürlich hat uns der bekannte Mangel an Halbleitern weiter beschäftigt, aber die Auftragslage unseres Lkw-Geschäfts ist nach wie vor hervorragend“, sagt Andreas Moch, Standortverantwortlicher für das Mercedes-Benz-Werk Mannheim. „Entsprechend haben wir auch volle Auftragsbücher.“ Gleichzeitig werde man weiter intensiv daran arbeiten, „in einem volatilen Umfeld unsere Lieferketten abzusichern“. Ähnliches ist aus Wörth zu hören.

Der Mannheimer Standort soll sukzessive zum Kompetenzzentrum für Batterietechnologien und Hochvoltsysteme ausgebaut werden. Mannheim liefert die Batteriepakete, die in Wörth im eActros verbaut werden. Der Elektrolaster wird seit Herbst 2021 in Serie produziert, zunächst noch in überschaubarer Zahl neben den Modellen mit konventionellen Antrieben. Der eActros kostet je nach Ausstattung zwischen 300 000 und 400 000 Euro – also etwa drei Mal so viel wie beispielsweise ein Modell mit Diesel-Antrieb. Dafür gibt es bestimmte staatliche Förderungen. Derzeit müssten Kunden acht bis neun Monate auf einen eActros warten, erklärt Daimler-Truck-Finanzchef Goetz auf Nachfrage.

Die Auftragslage des Lkw-Geschäfts ist hervorragend Andreas Moch, Leiter Mercedes-Benz-Werk Mannheim

Anders als die Lastwagen sind die Busse von Daimler Truck noch deutlich von den Folgen der Pandemie getroffen. „Dennoch nehmen wir leicht positive Signale unserer Kunden wahr, was sich insbesondere in unserem Europageschäft zeigt“, so Till Oberwörder, Chef von Daimler Buses, laut Mitteilung. Der Absatz im ersten Quartal lag in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Im Mannheimer Werk werden Busse für den öffentlichen Nahverkehr gebaut. Erst kürzlich hat das Unternehmen angekündigt, ab spätestens 2030 bei Stadtbussen nur noch emissionsfreie Neufahrzeuge anbieten zu wollen. Bei der Technologie hält es Daimler Buses wie die „Kollegen“ bei den Lastwagen – und fährt eine duale Strategie. Also: Sowohl batterie-elektrische als auch mit Wasserstoff angetriebene Fahrzeuge sollen angeboten werden.

Insgesamt habe Daimler Truck im ersten Jahresviertel beim Umsatz die Markterwartung übertroffen, schreibt Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs. Der Konzern setzte rund 10,6 Milliarden Euro um, das war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 17 Prozent (siehe Tabelle). Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern sowie bereinigt um Sondereffekte stieg. Unter dem Strich fiel der Gewinn von Januar bis März mit 257 Millionen Euro deutlich schmaler aus als vor einem Jahr mit 1,43 Milliarden Euro. Damals hatte sich der Hersteller einen hohen Sonderertrag gutgeschrieben. Zudem fielen in diesem Jahr Kosten von 170 Millionen Euro für den Rückzug aus dem Russlandgeschäft an. Der restliche Aufwand bis zu den zuvor angekündigten 200 Millionen Euro werde später gebucht.

Der Aktienkurs von Daimler Truck gewann am Dienstag mehr als sechs Prozent. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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