Rhein-Neckar. Der Fahrdienstanbieter Uber erweitert sein Verbreitungsgebiet und vermittelt nun auch im Kerngebiet der Rhein-Neckar-Region Taxifahrten. Dazu die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ändert sich durch den Markteinstieg von Uber?
Die Auswahl an Fahrten wird größer, weil Uber das bisherige Angebot der Taxis ergänzt. Nach Unternehmensangaben ist das Interesse groß: „Die Nachfrage nach flexibler Mobilität in der Region Rhein-Neckar ist sehr hoch. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten wir rund 400 000 Bestellversuche in und um Mannheim”, sagt Christoph Weigler, der Deutschland-Chef von Uber.
Wie funktioniert eine Fahrt mit Uber?
Nutzer müssen vorab die Uber-App herunterladen und sich registrieren. Vor einer Fahrt geben sie ihren gewünschten Ausgangs- und Zielort ein. Dann erhalten sie drei Wahlmöglichkeiten angezeigt: Bei UberX werden sie an ein professionelles Mietwagenunternehmen, bei UberTaxi an ein klassisches Taxi vermittelt. Als dritte Option wird die Nutzung eines E-Scooters oder E-Bikes des Unternehmens Lime angeboten. Nach dem Ende der Fahrt wird bargeldlos mit Kreditkarte, PayPal, Apple Pay oder Google Pay bezahlt.
Ist Uber günstiger als klassische Taxis?
Pauschal kann man das nicht sagen, aber in Stichprobensuchen war der Preis etwas günstiger als bei Taxis. Die Preise sind dynamisch gestaltet, richten sich also vor allem nach Angebot und Nachfrage, ähnlich wie bei Fluglinien oder der Bahn. „Freitag- oder Samstagabends ist der Preis höher als an einem Dienstagmittag“, sagt ein Uber-Sprecher. Ein Unterschied ist aber, dass Uber mit Festpreisen arbeitet. Es gilt der Betrag, der bei der Buchung angezeigt wird. Durch eine längere Fahrtzeit oder Stau wird es also nicht teurer. Bei UberTaxi dagegen wird der reguläre Taxitarif berechnet, den der Taxameter ermittelt.
Bietet Uber auch eigene Fahrten, etwa über Privatpersonen, an?
Nein. „Es gibt keine Uber-Autos und keine Uber-Fahrer“, sagt der Sprecher. Das Unternehmen „kooperiert ausschließlich mit lokalen, lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen, die die Beförderungsleistung durchführen“. Deren Fahrer besitzen ausnahmslos einen Personenbeförderungsschein und erfüllen sämtliche Voraussetzungen für die gewerbliche Personenbeförderung, so das Unternehmen. Alle Fahrten seien vollständig versichert. Dass also, wie zum Teil im Ausland, Privatleute ihr Auto zum Taxi umfunktionieren und im Auftrag von Uber Fahrgäste chauffieren, wird nicht passieren. Das ist in Deutschland rechtlich auch nicht möglich.
Sind die Uber-Autos ähnlich auffällig wie Taxis und damit für Interessenten gut zu erkennen?
Die Fahrzeuge tragen einen Hinweis, dass sie im Auftrag von Uber fahren. Doch das Erkennungsmerkmal ist - außer vielleicht für denjenigen, der die Fahrt gebucht hat, - kaum relevant. Denn selbst, wenn man ein Uber-Auto entdeckt, kann man es nicht einfach heranwinken wie ein Taxi. Sofern sie nach einer Fahrt keinen Folgeauftrag haben, unterliegen Uber-Autos der Rückkehrpflicht - das heißt, sie müssen zum Betriebssitz zurückkehren und dürfen nicht auf der Straße auf Kunden warten. Das unterscheidet sie von Taxis.
Wie weit fahren die Autos von Uber?
Theoretisch gibt es bei der Auswahl des Ziels keine Grenzen. Wichtig ist nur, dass der Ausgangsort im Geschäftsgebiet liegt. Laut des Uber-Sprechers können auch von Ludwigshafen und Heidelberg aus Fahrten vermittelt werden. Man müsse dann eventuell nur eine etwas längere Wartezeit einplanen. Es gibt keine Mindestdistanz, jedoch einen Mindestpreis, der bei sechs Euro liegt.
Was sagt der Taxiverband zum neuen Konkurrenten?
Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. steht Uber sehr kritisch gegenüber. „Das Problem mit Uber ist, dass sie sich nicht an die Spielregeln halten, die im Gesetz stehen. Zahlreiche Urteile zeugen davon“, sagt Geschäftsführer Michael Oppermann auf Anfrage. Darunter litten die Taxiunternehmer, „weil sie gegen Dumping-Preise nicht bestehen können“, und die Fahrer, „denn Dumping-Preise gibt es nur mit Dumping-Löhnen“.
Aber ist das zusätzliche Angebot nicht ein Vorteil für Verbraucher?
Nein, sagt Oppermann: „Die Verbraucher leiden, weil die Plattform ihre Marktmacht ausnutzt.“ Das könne man heute schon in den USA sehen und teilweise in Berlin. Dort sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Taxis um 25 Prozent eingebrochen. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Mietwagen von Uber & Co. um rund 200 Prozent gestiegen.
Welchen Ausweg sieht der Verband?
„Helfen würden effektive Kontrollen und ein klarer Schutz vor Dumping über Mindesttarife“, schlägt Oppermann vor. Städte könnten das heute schon einführen, das Bundesgesetz lasse so etwas ausdrücklich zu. Bislang gebe es diese in Deutschland aber nur in Leipzig und Lörrach. „Da muss mehr und schneller etwas passieren.“
Und wie steht Uber zu der Kritik am Geschäftsmodell?
Erwartungsgemäß anders. „Alle Fahrer der Mietwagenpartner in Mannheim sind angestellt und erhalten mindestens den Mindestlohn“, erklärt der Uber-Sprecher. Laut Uber liegt die Auslastung der Fahrzeuge mit mehr als 50 Prozent höher als bei Taxis. Möglich sei das unter anderem durch eine „intelligente Vermittlungstechnologie der App“. Mehr Fahrten ermöglichten höhere Umsätze, gleichzeitig könnten die Preise „verbraucherfreundlich“ gehalten werden. Von der höheren Auslastung würden auch Taxis profitieren, weil sich so ihre Standzeiten reduzierten. „Mit unserem Vermittlungsservice in Mannheim ergänzen wir den ÖPNV, schaffen eine komfortable und bezahlbare Alternative zum eigenen Pkw und bieten lokalen Taxi- und Mietwagenunternehmen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten“, so Weigler. Uber kritisiert auch die Rückkehrpflicht, die für Taxis nicht existiert.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-uber-startet-am-mittwoch-in-mannheim-_arid,2011117.html