Mannheim. Der Mannheimer Pharmagroßhändler Phoenix will Teile des Europageschäfts seines US-Konkurrenten McKesson kaufen – und würde damit seinen Umsatz drastisch in die Höhe schrauben. Wie Phoenix am Mittwoch mitteilte, unterzeichneten beide Unternehmen eine Vereinbarung über den Erwerb von McKesson-Geschäften in Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Portugal und Slowenien. Auch die Europazentrale von McKesson in Stuttgart geht an Phoenix. Der Verkauf müsse aber noch kartellrechtlich genehmigt werden.
Zu finanziellen Details wurde nach Angaben einer Phoenix-Sprecherin Stillschweigen vereinbart. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte eine Analystenschätzung von Evercore ISI, der zufolge Phoenix eine halbe bis eine Milliarde Dollar an McKesson zahlt. Allein Frankreich stehe für gut ein Drittel des Umsatzes von McKesson Europe. Insgesamt dürfte sich der Phoenix-Umsatz durch die Übernahmen von zuletzt rund 28 Milliarden Euro um mehr als zehn Milliarden Euro erhöhen. Damit wäre der Mannheimer Pharmagroßhändler gemessen am Umsatz nach Daimler, der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Bosch das viertgrößte Unternehmen Baden-Württembergs.
Mit dem angekündigten Zukauf stärkt Phoenix nicht nur sein Großhandelsgeschäft, sondern auch seine Rolle als Apothekenbetreiber in Europa. Zu den McKesson-Gesellschaften in Belgien, Irland und Italien gehören auch Apotheken, die dort von Unternehmen betrieben werden dürfen. Die Zahl von rund 2800 Phoenix-Apotheken in 14 europäischen Ländern dürfte sich damit auf deutlich mehr als 3000 erhöhen. „Mit dem Ausbau unserer europäischen Präsenz stellen wir die Phoenix Group noch robuster für zukünftige ökonomische und regulatorische Marktveränderungen auf“, sagte Vorstandschef Sven Seidel der Mitteilung zufolge.
Hinter McKesson Europe, das nun teilweise veräußert wird, verbirgt sich im Wesentlichen der ehemalige deutsche Pharmagroßhändler Celesio, den der US-Konzern nach zähem Ringen 2014 übernommen hatte. Celesios Wurzeln wiederum reichen zurück bis auf die 1835 in Dresden gegründete Drogerie- und Farbwarenhandlung Gehe & Co. Die Amerikaner kündigten dem Reuters-Bericht zufolge an, sie wollten auch für das restliche Geschäft in Europa – in Großbritannien, Norwegen, Österreich, Deutschland und Dänemark – „strategische Alternativen“ prüfen. Ziel sei der Komplettausstieg aus Europa.
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