Umwelt

Warum Biomüll jetzt besser sortiert werden muss

Die Regeln für Biomüll werden ab 1. Mai verschärft. Spätestens dann wird die Müllabfuhr genauer kontrollieren, ob nur das Richtige in der Tonne gelandet ist. Was heißt das für Verbraucher genau?

Von 
Hanna Gersmann
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Ab dem 1. Mai werden die Regeln für die Entsorgung von Biomüll verschärft. Verbraucher können bei falscher Mülltrennung belangt werden. © picture alliance/dpa

Berlin. Die verwelkten Tulpen? Na klar, wandern in die Biotonne! Die Eierschalen, der Kaffeefilter, der Apfelschnitz ebenso. Der im geöffneten Becher schlecht gewordene Quark auch, allerdings nur der Inhalt, nicht der Becher selbst. Plastik hat in der Biotonne nichts zu suchen. Nur: Es landet trotzdem darin, und zwar so oft, dass darum jetzt die Regeln verschärft werden. Die Müllabfuhr wird dann stärker kontrollieren, im Zweifel kann sie die Biotonne auch einfach stehen lassen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Lohnt sich der Aufwand beim Mülltrennen wirklich?

Am Anfang steht die Frage: Wird aller akribisch gesammelter Müll am Ende nicht doch nur wieder zusammengeschmissen und verbrannt? Tim Hermann ist Experte für Bioabfall im Umweltbundesamt (UBA) und sagt: „Nein, trennen lohnt sich.“ Die Müllabfuhr bringe den Biomüll in Kompostwerke, wo er zu Humus verrotte, oder zu einer Biogasanlage, wo er zunächst vergäre, so dass Biogas entstehe, aus dem Strom oder Wärme gewonnen würden. Und die Gärreste würden auch noch zu Kompost verarbeitet.

Wieso stört Plastik im Biomüll besonders?

„Aus Biomüll entstehen wertvolle Rohstoffe“, sagt Hermann. Landwirte und Gärtner nutzten den Humus, um ihre Böden zu düngen. Nur: Werde Kunststoff mit den Essensresten oder sonstigem organischen Abfall in die Biotonne geworfen, könne er oft nicht richtig aussortiert werden. Er zerreißt in Fitzel, wird noch kleiner zerrieben. So landeten am Ende Plastikschnipsel mit dem Kompost auf Acker und Beeten. Das soll jetzt gestoppt werden.

Wie ordentlich soll es beim Bioabfall werden?

Ab 1. Mai greift ein neuer Passus in der Bioabfall-Verordnung, eine Art Reinheitsformel. Dann sind im Bioabfall, den die Müllabfuhren bei den Kompostierungs- oder Vergärungsanlagen abladen, nur noch maximal drei Prozent Fremdstoffe erlaubt. Wird das nicht eingehalten, können die Betreiber der Anlagen den Abfall künftig zurückweisen.

Neben Plastik zählen zum Beispiel Glas und Metalle zu den Fremdstoffen, also auch Kronkorken und Blechdosen. Oder: Zigarettenstummel, mineralisches Katzenstreu, Babywindeln. Um die neuen Vorgaben einhalten zu können, wird die Müllabfuhr künftig schauen, was in den Biotonnen steckt, die sie abholen.

Was ist in der Biotonne auf keinen Fall in Ordnung?

„In innerstädtischen Gebieten und in großen Wohnanlagen findet sich im Biomüll häufig besonders viel, was nicht reingehört“, sagt UBA-Mann Hermann. Besser sei es überall, wo jede Tonne einem einzelnen Haushalt zuzuordnen ist wie in Siedlungen mit Einfamilienhäusern. In Ordnung ist aber auch dort nicht alles.

Hermann sagt: „Essensreste werden oft in den dünnen durchsichtigen Plastiktüten vom Gemüsestand oder der Obstabteilung im Supermarkt gesammelt, damit es nicht stinkt, und dann wird alles zusammen in die Biotonne geworfen.“ Diese Tüten seien Verpackungen zuzurechnen. Sie gehörten in den gelben Sack, extra gekaufte Müllbeutel indes in die Restmülltonne. Letzteres gelte meist auch für jene aus biologisch abbaubarem Kunststoff. Denn der werde in vielen Kompostierungsanlagen nicht schnell genug zersetzt. Wer wolle, könne den Abfall einfach in Papiertüten sammeln oder in Zeitungspapier einwickeln, in kleinen Mengen schade beides im Biomüll nicht.

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Wohin dann künftig mit der Zitronenschale?

Die Grundregel sei einfach, sagt eine Sprecherin des Verbandes kommunaler Unternehmen, zu denen viele Müllentsorger zählen. „Alles, was nicht Bio ist, gehört nicht in den Biomüll.“ Alle pflanzlichen Küchenabfälle dürften also hinein, darüber hinaus auch Gartenabfälle. Nur der Schnitt von Sträuchern oder die Äste von Bäumen seien zu einer kommunalen Annahmestelle zu bringen.

Und was heißt das für die Zitronenschale? „Biotonne“, meint die Sprecherin, „auch wenn sie gewachst ist, das ist meist nur eine sehr dünne Schicht.“ Auch das unbehandelte Holzstäbchen, das der Asia-Laden zum Sushi für zu Hause mitgeliefert habe, gehöre in die Biotonne, die Zahnbürste aus Bambus aber nicht. „Alles aus Bambus verrottet zu langsam, muss in den Restmüll, also die schwarze Tonne.“ Der Dreck aus dem Staubsaugerbeutel auch, in ihm stecken oft Kunststoffkrümel. Genaue Informationen lieferten Entsorger oder kommunale Abfallberatungsstellen auf ihren Internetseiten, sagt die Sprecherin.

Wie wird bei der Leerung kontrolliert?

Die Müllabfuhr kann die Biotonne einfach aufmachen, um sich oberflächlich einen Eindruck zu verschaffen. Andere Möglichkeit: Entsorger bringen Detektoren an den Müllwagen an, die noch vor dem Entleeren der Tonne erkennen, ob in ihr Metall liegt. „Piepst es, kann man davon ausgehen, dass insgesamt nicht sauber gesammelt wurde“, sagt UBA-Experte Hermann.

Es gebe zudem Müllfahrzeuge mit Kameras, die die geöffnete Tonne kurz vor dem Auskippen knipsten. Das Foto werde mithilfe künstlicher Intelligenz sofort ausgewertet. Kontrollen gibt es auch heute schon, künftig werden es aber sicherlich mehr.

Und wann bleibt die Tonne stehen?

Wird falsch sortiert, seien zwar Bußgelder denkbar, eher aber bekomme man zunächst eine gelbe Karte, meint Hermann. Heißt: Die Tonne wird zwar nochmal geleert, an sie wird aber ein Anhänger für eine Verwarnung gehängt. Bessere sich nichts, könne dann bei einer der nächsten Leerung eine rote Karte folgen, so der UBA-Experte. „Die Tonne bleibt samt Inhalt stehen und wird später als Restmüll abgeholt.“ Für die Extratour fielen Extrakosten an. Die müsse man selbst tragen.

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