Finanzen

Was das Börsen-Beben für Anleger bedeutet

Der schwarze Freitag an den Aktienmärkten beunruhigt viele Menschen. Doch wer langfristig investiert, muss nicht verzweifeln.

Von 
Wolfgang Mulke
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Auch der deutsche Leitindex Dax hat nach dem US-Zollpaket kräftig eingebüßt. © Arne Dedert/dpa

Berlin. Nach den drastischen US-Zollerhöhungen für alle Länder dieser Welt hat der Aktienhandel am Freitag erneut mit drastischen Kursverlusten reagiert – manche Beobachter sprachen sogar schon von einem schwarzen Freitag an den Börsen. Überall rund um den Globus fallen die Kurse – in Australien, Asien, Europa und den USA. Die Furcht vor einer weltweiten Rezession geht um. Bereits am Vortag rauschten die Kurse an der Wall Street in New York prozentual so stark nach unten wie zuletzt während der Corona-Pandemie. Anleger schauen entsprechend mit Schrecken auf ihre Depots.

Die angedrohten Zölle auf US-Importe haben nach Ansicht fast aller Ökonomen für alle Beteiligten Nachteile. Verbraucher in den USA müssen sich zum Beispiel auf stark steigende Preise für alle Konsumgüter einstellen, wenn Unternehmen die durch Zölle steigenden Kosten an die Verbraucher weitergeben. Das trifft insbesondere auch US-Unternehmen wie Apple, die viele ihrer Produkte im Ausland – insbesondere Asien – herstellen lassen, wo die Zölle künftig ganz besonders hoch sein werden. Wenn sich die Konsumenten iPhones oder Mac-Computer nicht mehr leisten können, leidet die Apple-Bilanz darunter deutlich.

Der aktuelle Kurseinbruch ist womöglich auch Zeichen einer notwendigen Korrektur

Dieser Zusammenhang verdeutlicht die Gründe für die Reaktion an den Börsen. Sinken die Gewinnaussichten der Unternehmen, verlieren ihre Aktien an Wert. So erklärt sich auch die Abwärtsfahrt bei den großen Aktienindizes. Dazu kommt, dass die Kurse zuvor ein ungewöhnlich hohes Niveau erreicht hatten. 2023 legte zum Beispiel der Index MSCI World um 20 Prozent zu, und stieg im vergangenen Jahr noch einmal um 27 Prozent. Insofern ist der aktuelle Kurseinbruch womöglich auch Zeichen einer notwendigen Korrektur. Der MSCI World ist deshalb besonders interessant, weil auch viele Anleger in Deutschland auf börsengehandelte Fonds (ETF) setzen, die den Index nachbilden. Viele stehen nun vor der Frage, ob sie aus dem Aktienmarkt aussteigen oder eher abwarten sollten.

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Raus, rein oder drinnenbleiben? Darauf lässt sich keine universelle Antwort für jeden finden. Das ist individuell verschieden. Der Kölner Vermögensverwalter David Bienbeck rät zur Gelassenheit. „Alle Korrekturen sind irgendwann vorbei“, erläutert er. Danach würden die Höchststände meist nach wenigen Monaten wieder erreicht. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt ist, wird allerdings von vielen Faktoren abhängen, etwa ob der Handelskrieg anhält und die Wirtschaft in eine Rezession treibt.

„Wir empfehlen weltweite Aktienanlagen nach wie vor“

Die Stiftung Warentest ist hinsichtlich der ETF zwar auch grundsätzlich zuversichtlich, unterscheidet jedoch unter verschiedenen Typen von Anlegern. „Es ist klar, dass es nach Superjahren mal nicht so gut läuft“, beruhigt die Aktienexpertin der Stiftung, Karin Baur. „Wir empfehlen weltweite Aktienanlagen nach wie vor.“ Sie verweist auch auf die Entwicklung der deutschen Aktien. Das Börsenbarometer Dax mit den 40 größten deutschen Börsenunternehmen hat zwar ebenfalls kräftig eingebüßt, liegt aber immer noch rund vier Prozent höher als zu Jahresbeginn.

Für Anleger, die unsicher sind oder gar von großen Verlustängsten geplagt werden, hat Baur einen Rat: „Sie sollten ihr Depot so mischen, dass sie ruhig schlafen können.“ Eine Strategie dafür kann in einem geringeren Anteil an Aktien im Portfolio liegen. Statt wie so oft üblich, die Hälfte des Geldes in Aktien und die andere in sicheren Zinsanlagen unterzubringen, kann der Zinsanteil erhöht werden. Infrage kommen Tages- oder Festgeldanlagen, die allerdings nur geringe Zinserträge abwerfen. Das ist der Preis der Sicherheit.

Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten

Alternativ dazu kommen Geldmarktfonds infrage. Diese investieren in Staatsanleihen, setzen auf Anleihen mit kurzer Laufzeit und können jederzeit ge- oder verkauft werden. Auch Sparpläne sind möglich. Staatsanleihen sind zwar eine recht sichere Sache. Doch sollten Sparer darauf achten, dass sie in Euro notiert sind. Anleihen aus anderen Staaten oder den USA bringen zwar zunächst mehr Zinsen ein. Doch besteht das Risiko, dass ein fallender US-Dollar den Vorteil mehr als auffrisst. Geldmarktfonds auf US-Anleihen seien etwas für Spekulanten, warnt Baur.

Während es an den Aktienbörsen abwärts geht, eilt der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten – bislang höchstens von kleineren Gewinnmitnahmen unterbrochen. Fast 3200 US-Dollar kostete eine Unze, also gut 31 Gramm, in der Spitze. Gold gilt in unsicheren Krisenzeiten als sicherer Hafen. Ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, ist aber nicht gesagt. „Gold ist schon teuer“, so Baur. Allerdings bringe es auch eine langfristige Stabilität in ein Portfolio. Von Goldsparplänen rät die Expertin ab. Eine Einmalanlage sei besser. Ohnehin ist das Edelmetall eher als Beimischung zu anderen Geldanlagen geeignet.

Korrespondent

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