Berlin. An synthetischen Kraftstoffen scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite können sie dazu beitragen, die noch lange genutzten Autos mit Verbrennungsmotoren klimafreundlich zu fahren. Auf der anderen Seite ist der Energieaufwand für ihre Herstellung viel höher als der für Fahrten mit E-Mobilen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was genau sind E-Fuels eigentlich?
Das „E“ steht für die Elektrizität, die für die Produktion von künstlichem Benzin, Diesel oder Kerosin benötigt wird. „Fuels“ sind Kraftstoffe.
Wie werden die Kraftstoffe hergestellt?
Mit Hilfe von Strom wird aus Wasser und Kohlendioxid, dem Klimagas CO2, ein synthetischer Kraftstoff erzeugt. Der Strom wird für ein Elektrolyseverfahren benötigt, das Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Das CO2 wiederum wird zum Beispiel aus der normalen Umgebungsluft gewonnen, wo es im Übermaß vorhanden ist. Mittels Syntheseverfahren wird aus Wasserstoff und CO2 ein Brennstoff. Dies kann sowohl Benzin als auch Diesel oder Kerosin sein.
Warum sind sie ein Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel?
Der Autoverkehr setzt noch viel zu viel CO2 frei. Daran wird auch der Einzug der Elektromobilität nur langsam etwas ändern. Denn weltweit sind noch geschätzt eine Milliarde Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs, die erst nach und nach durch Elektroautos ersetzt werden können. E-Fuels sind in Hinblick auf den Klimaschutz saubere Kraftstoffe. Der benötigte Strom stammt aus erneuerbaren Energien, etwa Wind- oder Sonnenkraft. Der Sprit wird im Motor zwar auch verbrannt. Doch dabei wird nur das CO2 ausgestoßen, dass der Luft für die Produktion entnommen wurde. Auf diese Weise sind sie klimaneutral.
Wie effizient wird die Energie genutzt?
Da der Strom nur über Umwege für den Antrieb von Fahrzeugen genutzt wird, geht ein großer Teil der Energie verloren. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) geht von einem Wirkungsgrad zwischen zehn und 15 Prozent aus. Bei reiner Elektromobilität liegt die Effizienz dagegen bei 80 Prozent und mehr. Eine Windkraftanlage mit einer Leitung von drei Megawatt kann laut VDE 1600 Fahrzeuge mit Elektromotor versorgen, aber nur 250 Fahrzeuge mit E-Fuels.
Wo können E-Fuels eingesetzt werden und wo werden sie schon eingesetzt?
Grundsätzlich können alle Verbrennungsmotoren auch mit E-Fuels umgehen. Synthetische Kraftstoffe können auch herkömmlichem Benzin oder Diesel beigemischt werden. Der Einsatz von E-Fuels vor allem in zwei Bereichen interessant. Sie könnten zu einem klimafreundlichen Luftverkehr beitragen. Denn für Flugzeuge kommen rein elektrische Antriebe vorerst nicht in Frage, weil die dafür benötigten Batterien zu schwer sind. Auch in der Schifffahrt werden E-Fuels zum Hoffnungsträger, weil damit die schweren Schiffsdiesel klimaneutral angetrieben werden können.
Warum gibt es dann Streit um E-Fuels?
Hinter dem Streit stehen zwei grundsätzlich verschiedene Positionen. Auf der einen Seite stehen die Anhänger der reinen Elektromobilität. Sie wollen keine Konkurrenz zwischen beiden Antrieben und Verbrenner möglichst bis 2035 bei Neuzulassungen aus dem Verkehr verbannen. Als Argument dient unter anderem der hohe Energiebedarf für die Produktion. Außerdem stoßen die Motoren beim Verbrennen weiterhin andere Schadstoffe wie Stickoxide oder Rußpartikel aus. Die Befürworter der E-Fuels, etwa aus der Automobilindustrie, verweisen auf die hohe Zahl der noch in Verkehr befindlichen Verbrenner und wollen eine technologieoffene Fortentwicklung der Antriebstechnik.
Was kosten synthetische Kraftstoffe?
Für einen Liter des synthetischen Benzins müssten Autofahrer heute fünf bis sechs Euro hinlegen. So teuer ist der Sprit auch deshalb, weil er nur in geringen Mengen hergestellt wird. Die Industrie ist jedoch überzeugt, dass E-Fuels bei einer Massenproduktion sehr viel billiger wären. Ein Preis von unter zwei Euro wird für möglich erachtet. Die Wirtschaftsinitiative E-Fuels-Alliance ist noch optimistischer. Sie rechnet 2025 mit einer Preisspanne zwischen 1,66 und 1,99 Euro pro Liter, zehn Jahre später nur noch mit Preisen zwischen 91 Cent und 1,61 Euro.
Wie viel Kraftstoff verbrauchen Autos heute und wie viel E-Fuels könnten produziert werden?
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt sich in dieser Frage eine beträchtliche Diskrepanz. Allein die Autoflotte der privaten Haushalte in Deutschland verbraucht rund 35 Milliarden Liter Benzin oder Diesel im Jahr. Von auch nur annähernd hohen Produktionszahlen sind die Hersteller von E-Fuels weit entfernt, bisher gibt es keine industrielle Massenproduktion. Das Pilotprojekt von Porsche in Chile soll 130 000 Liter Kunstsprit erzeugen. Die Pläne sehen für die Zukunft eine Produktion von 55 Millionen Litern vor. Es wären also noch beträchtliche Investitionen in die Massenproduktion von synthetischen Kraftstoffen nötig.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/wirtschaft_artikel,-wirtschaft-was-koennen-e-fuels-wirklich-_arid,2048077.html