Berlin. Jahrzehntelang gearbeitet, Kinder großgezogen, Angehörige gepflegt – und doch bleibt die Zahl auf der Renteninformation ernüchternd: etwas mehr als 1300 Euro brutto. Das sind 415 Euro weniger monatliche Rente als Männer, wie aus dem Rentenatlas 2024 der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht. Kein Wunder, dass fast zwei Drittel der Frauen fürchten, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein. Das hat der Geldratgeber Finanztip in einer aktuellen Umfrage herausgefunden.
Vor allem Frauen sollten sich nicht ausschließlich auf die gesetzliche Rente verlassen. Ihre Erwerbsbiografien sind oft geprägt von beruflichen Pausen, mehr Teilzeitbeschäftigung der Familie wegen und einem Gehalt, das im Schnitt 16 Prozent unter dem der Männer liegt. Weniger Einkommen bedeutet weniger Rente – und damit weniger Absicherung im Alter. Das muss aber nicht sein: Mit einer frühzeitigen Vorsorge wächst die Wahrscheinlichkeit, dass im Alter genug Geld da ist. Der erste Schritt – die eigene Rentenlücke kennen.
Was ist die Rentenlücke?
Die Rentenlücke, auch Versorgungslücke genannt, zeigt, wie viel Geld im Alter fehlt, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Um die Rentenlücke zu ermitteln, braucht es nicht viel. Lediglich ein paar Annahmen und die Antworten auf folgende Fragen: Wie hoch soll meine Wunschrente sein? Wie hoch wird meine gesetzliche Rente voraussichtlich ausfallen? Habe ich Inflation und Rentensteigerung berücksichtigt? Die Rentenlücke bleibt ein Näherungswert, da sich Umstände, Einnahmen und Ausgaben ändern können. Trotzdem ist sie eine wichtige Grundlage für die private Altersvorsorge.
Rentenlücke berechnen – so geht’s
Eine Beispielrechnung: Cleo ist 30 Jahre alt und verdient 50.000 Euro brutto im Jahr. Im Alter möchte sie wenigstens 80 Prozent ihres aktuellen Nettogehalts haben. Damit ihre Wunschrente im Rentenalter auch die entsprechende Kaufkraft hat, berücksichtigt Cleo noch eine Inflation von zwei Prozent. Der Inflationsrechner von Finanztip zeigt ihr: Sie hätte später gern etwa 4510 Euro monatlich.
Als Nächstes schaut Cleo in ihre Renteninformation, die sie jährlich von der Deutschen Rentenversicherung erhält. Danach kann sie in 37 Jahren mit einer Rente von gut 3350 Euro monatlich rechnen – Rentenerhöhungen bereits eingerechnet. Abzüglich der Abgaben bleiben Cleo rund 2800 Euro netto.
Nun berechnet Cleo ihre Rentenlücke: 4510 Euro minus 2800 Euro ist gleich 1710 Euro. Cleo fehlen demnach monatlich 1710 Euro, um ihren Lebensstandard im Alter zu halten. Wie viel aber nun beiseitelegen, um die Rentenlücke zu schließen? Finanztip empfiehlt, 15 Prozent vom Netto monatlich zu investieren. Im Fall von Cleo bedeutet das, dass sie von ihren 2710 Euro netto rund 410 Euro monatlich zurücklegt.
Die Realität ist jedoch eine andere: Wenn Frauen Geld zurücklegen können, dann oft nur kleine Beträge. Laut einer Finanztip-Umfrage spart jede vierte Frau weniger als 100 Euro im Monat, 30 Prozent keinen einzigen Cent.
ETFs – der Booster für die Altersvorsorge
Wie also Geld anlegen, um langfristig auch mit kleinen Summen hohe Renditen zu erzielen? Mit dem Renditebooster für die Altersvorsorge: Aktien-ETFs, die die Weltwirtschaft abdecken. ETFs sind börsengehandelte Fonds, die einen Aktienindex, wie etwa den MSCI World, nachbilden. Ein breit gestreuter ETF enthält Wertpapiere aus verschiedenen Ländern und Branchen. Schwächelt eine Branche, gleichen die anderen das aus.
Doch nicht nur Diversifikation ist wichtig, sondern auch Zeit. Anlegende sollten mindestens 15 Jahre und mehr mitbringen. Nur wer langfristig in einen ETF investiert, sitzt etwaige Schwankungen am Markt aus. Wer etwa in den vergangenen Jahrzehnten für beliebige 15 Jahre in den MSCI World investiert hat, machte keinen Verlust – unabhängig vom Einstiegszeitpunkt.
Wann reichen 15 Prozent vom Netto nicht aus?
Viele 30-Jährige sind mit einer Sparrate von 15 Prozent auf einem guten Weg, um ihre Rentenlücke zu schließen. Trotzdem ist die Daumenregel nicht für alle ideal. Denn auch Alter, Einkommen, Ersparnisse und der Zeitpunkt des Sparbeginns spielen eine wichtige Rolle. Würde Cleo beispielsweise fünf Jahre später loslegen, müsste sie knapp 20 Prozent investieren, statt der 15 Prozent von ihrem Netto.
Damit Anlegende genau abschätzen können, ob 15 Prozent reichen oder wie sich ihr Erspartes auf die Sparquote auswirkt, hat Finanztip über 900 Musterfälle analysiert und verständlich in einem kostenlosen E-Paper aufbereitet unter finanztip.de/e-paper-altersvorsorge/.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Deutschlands führender Geldratgeber ist Teil der gemeinnützigen Finanztip Stiftung.
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