Tierseuche

Tierseuche: Die Afrikanische Schweinepest wütet in Südhessen

Nach ersten vereinzelten Fällen im Kreis Groß-Gerau breitete sich die für den Menschen ungefährliche Krankheit rasend schnell an die Bergstraße aus.

Von 
Jörg Keller
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Ein rund sechs Monate altes Wildschwein. © picture alliance/dpa

Bergstraße. Die ersten Vorkommnisse rund um die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Südhessen waren im Sommer noch ein paar Kilometer von der Bergsträßer Kreisgrenze entfernt. Am 26. Juni berichtete der BA von sechs bestätigten ASP-Fällen bei Wildschweinen südlich von Rüsselsheim im Landkreis Groß-Gerau.

Ende Juli war es dann soweit: Erstmals wurde im Kreis Bergstraße ein totes Wildschwein positiv auf ASP getestet

Schon damals wurden auch im Kreis Bergstraße die ersten Vorkehrungen getroffen. Jäger wurden aufgerufen, Proben von sogenannten Indikatorwildschweinen zu entnehmen und bei der zuständigen Veterinärbehörde abzugeben. Die Bürger wurden schon im Sommer dazu angehalten, weggeworfene Speisereste immer in verschlossenen Müllbehältern zu entsorgen, da Wildschweine infiziertes Fleisch oder auch Wurst fressen könnten.

Die Ausbreitung der für Menschen gesundheitlich ungefährlichen Tierseuche ließ sich dennoch nicht aufhalten. „Die Afrikanische Schweinepest kommt der Bergstraße immer näher“, titelte diese Zeitung am 9. Juli. Auch Teile des Kreises gehörten da schon zur sogenannten Restriktionszone, in der besondere Auflagen zum Schutz gegen die ASP gelten, etwa eine Leinenpflicht für Hunde. Im Wald ist das Verlassen der Wege – etwa auch zum Pilzesammeln – zudem verboten. Anfang Juli wurde bereits das kleine Wildgehege im Jägersburger Wald für den Publikumsverkehr geschlossen.

Um die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest einzudämmen, sollen Wildschweine nicht aufgescheucht werden. Schon im Juli wurden im Kreis Bergstraße Zäune gezogen (u.r.). Im Wildpark Jägersburg (u.l.) mussten im November 24 Wildschweine getötet werden. © Thomas Neu/Jörg Keller/DPA

Ende Juli war es dann soweit: Bei Einhausen wurde erstmals auch im Kreis Bergstraße ein totes Wildschwein positiv auf ASP getestet. Das leblose Tier war einem ansässigen Landwirt am Rande eines Feldes aufgefallen, als er dieses mit einer Drohne absuchen ließ, um die aufgrund der ASP-Restriktionen notwendige Genehmigung für die anstehende Ernte einzuholen.

Nur wenige Tage später wurde im Kreis Bergstraße damit begonnen, einen Elektrozaun zu bauen. So wurden am 30. Juli beispielsweise entlang des rund 3,5 Kilometer langen Fahrradwegs an der Nibelungenbahn zwischen Einhausen und Riedrode weiße Kunststoffzaunpfosten eingeschlagen. Alle vier Meter einer. Noch am gleichen Nachmittag wurden dazwischen in vier Reihen leitfähige Schnüre gespannt und unter Strom gesetzt. Eine Spannung von 7000 Volt soll Wildschweine daran hindern, Richtung Süden zu wandern und damit die in den Kreis Bergstraße vorgedrungene Afrikanische Schweinepest (ASP) zu verbreiten.

Die im Sommer gebaute Zaunanlage führte von Langwaden entlang der A 67 bis nach Lorsch, von dort neben der Nibelungenbahn bis Rosengarten und entlang des Rheins in nördliche Richtung bis kurz vor Gernsheim. Weitere Zäune wurden bei Lorsch entlang der A 67 bis hinter die Rastanlage Lorsch, von Wehrzollhaus entlang des Rheins und Altrheins Richtung Lampertheim und von der A 67 in Höhe Hüttenfeld entlang der L 3110 über Neuschloß bis Lampertheim aufgestellt.

Auch in anderen Bereichen macht sich die Tierseuche bemerkbar

Eines der Ziele war, die Verbreitung der Schweinepest Richtung Süden entlang der von Lorsch nach Worms führenden B 47 aufzuhalten. Später im Jahr zeigte sich, dass das nicht geklappt hat. Auch im benachbarten Baden-Württemberg traten die ersten Fälle auf.

Die Tierseuche hat Auswirkungen auf den Alltag vieler Menschen im Kreis Bergstraße. Vor allem sind natürlich die Landwirte betroffen, die strenge Auflagen zu erfüllen haben. Für Schweinehalter in der Kernzone ist es kaum noch möglich, ihre Tiere zu transportieren, zu verkaufen oder schlachten zu lassen.

Ein Schild zur Afrikanischen Schweinepest an der Bergstraße.

© Walter Koepff

Doch auch in anderen Bereichen macht sich die Tierseuche bemerkbar. So sorgte das Veterinäramt beispielsweise kurzfristig für die Sperrung eines Teils der Laufstrecke beim Lorscher Triathlon, weil dort ein Tierkadaver gefunden worden war. Daher liefen die Sportler erstmals am Lorscher Schwimmbad vorbei um das Stadion des SC Olympia herum. Die Stadt Bensheim schloss Ende August bis auf Weiteres die Grillplätze am Wambolder Sand und am Blauen Türmchen.

Die Jagd in den Restriktionszonen wurde erst einmal eingestellt, um die Tiere nicht aufzuschrecken. Die Jäger selbst übernehmen jedoch wichtige Aufgaben zur Seuchenbekämpfung, etwa bei der Kadaverbergung. Gleichzeitig wird bei Land und Kreis überlegt, wie man mit sogenannten Saufängen ganze Wildschweinrotten fangen und töten kann.

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Felix Wolf
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Im Spätherbst spitzte sich die Lage im Kreis Bergstraße dann zu. Bei einer koordinierten Suchaktion Mitte November wurden an einem einzigen Tag 27 Wildschweinkadaver gefunden. Insgesamt rund 150 positive ASP-Fälle bei Wildschweinen waren zu diesem Zeitpunkt im Kreis Bergstraße registriert worden, informierte im Anschluss der zuständige Dezernent im Landratsamt, Matthias Schimpf. Schwerpunkt des Seuchengeschehens war und ist der Bereich Einhausen, Lorsch, Riedrode und Jägersburger Wald.

Dort spielte sich am 9. November ein Drama ab: In den kleinen der Gemeinde Einhausen gehörenden Wildpark am Wasserwerk Jägersburg war trotz weitreichender Schutzvorkehrungen mit doppeltem Zaun die Schweinepest vorgedrungen. Alle 24 dort lebenden Wildschweine mussten getötet werden. Nach Angaben des Kreises stellte sich im Nachgang heraus, dass 21 davon bereits mit der Seuche infiziert waren.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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