Wohnen

Auch Barack Obama vertraut auf TV-Lift-System aus Worms

Das Weiße Haus, der Buckingham Palast und das Hotel Burj al Arab hat Sascha Rissel schon beliefert. Der Wormser lässt Fernseher verschwinden - in Decken, Schränken und im Boden

Von 
Bernhard Zinke
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Hat ganz offenbar vieles richtig gemacht: der Wormser Unternehmer Sascha Rissel, der seine Flatlifts weltweit bis ins Weiße Haus in Washington verkauft. © Bernhard Zinke

Worms. Die gut 2,5 Meter breite Klappe im Boden öffnet sich. Dann fährt langsam ein riesiger Flachbild-Fernseher mit einer Bildschirm-Diagonale von gut drei Metern nach oben. „Das ist unser Prunkstück“, sagt Sascha Rissel. Es sei die ideale Lösung beispielsweise für Menschen, die sich ihre Aussicht durchs Panoramafenster im Wohnzimmer nicht beeinträchtigen lassen wollen. Auf Wunsch schwenkt der Fernseher auch um 180 Grad, wenn seine Besitzer draußen sitzen und trotzdem fernsehen wollen.

Das ist natürlich die absolute Luxusvariante. Rissel hat allerdings auch jede Menge andere, weniger aufwendige Lösungen für Otto Normalverbraucher parat. Der 48-jährige Wormser ist Inhaber der Firma Flatlift. Und seine Profession ist es, Flachbildschirme aller Art in Möbeln, Decken und Böden verschwinden zu lassen, wenn sie nicht benötigt werden.

Arabischen Öl-Magnaten mögen die Bildschirm-Systeme aus Worms

Die Referenzliste ist beeindruckend. Flatlift hat Bildschirm-Systeme in einem Konferenzraum des Weißen Hauses in Washington D.C. eingebaut, im Buckingham Palace und im britischen Parlament in London. Die TV-Lift-Systeme aus Worms sind im Hotel Burj al Arab in Dubai installiert, in den deutschen Kempinski Hotels, auf diversen Jachten von Blohm & Voss sowie verschiedenen arabischen Öl-Magnaten und in Kreuzfahrtschiffen der Meyer Werft.

Aber auch in unzähligen Privathäusern hat Rissel TV-Geräte verschwinden lassen, die bei Bedarf wieder hinter Bildern auftauchen, aus der Decke oder aus Schrankelementen herausfahren. Seit zwei Jahren nutzt auch Ex-US-Präsident Barack Obama in seiner Villa im kalifornischen Santa Monica ein TV-Lift-System von Sascha Rissel.

Der Schneeballeffekt hat gewirkt

Auf die Idee kam der clevere Wormser vor rund 20 Jahren, weil er und seine Partnerin damals ganz unterschiedliche Fernsehinteressen hatten. Er guckte im Wohnzimmer, sie im Schlafzimmer. Rissel wollte aber auf Dauer keinen Bildschirm im Schlafzimmer haben. Also ersann er die Lösung: Eine Kassette an der Decke, in der der Fernseher per Liftsystem verschwand.

Lift-Systeme für Fernseher und Flachbildschirme

  • Der Wormser Unternehmer Sascha Rissel hat Lift-Systeme für Flachbildschirme selbst entwickelt.
  • Damit verschwinden die Fernseher mit Hilfe von entsprechenden Hebesystemen in der Decke, in Möbeln, hinter Gemälden oder – entsprechend aufwendig – auch im Boden.
  • Der Unternehmer ist nach eigenen Angaben Marktführer und einziger Anbieter solcher Systeme, bei dem Endkunden auch direkt kaufen können.
  • Das Unternehmen beschäftigt acht Vollzeit-Mitarbeiter und fünf Teilzeitkräfte. Für Montagearbeiten weltweit werden Freelancer angeheuert. 

Das machte schnell die Runde im Freundeskreis und auch darüber hinaus. Der Schneeballeffekt tat sein Übriges, als Rissel das Internet für seine Zwecke nutzte. Er programmierte eine Webseite mit seinem Produkt. „Das ging direkt steil. Google hat mir geholfen. Die Homepage war und ist mein virtueller Messestand“, sagt er. Heute blickt er auf mehr als 25 000 Projekte zurück. Er hat während der 19 Jahre rund 50 000 Liftsysteme verkauft, allesamt selbst entwickelt und am Unternehmenssitz in einem Wormser Gewerbegebiet gefertigt.

Mit der Größe der Bildschirme sind zugleich auch seine Lifte gewachsen. „Früher hatten die Fernseher eine Diagonale von 32 oder 42 Zoll. Heute sind die Geräte 100 Zoll oder noch größer“. Für den Empfangsraum der Sparkasse in Innsbruck beispielsweise hat er ein Liftsystem für einen 165-Zoll-Bildschirm entwickelt. Tagsüber ist der Bildschirm unten, abends fährt er hoch, um bei Veranstaltungen Präsentationen zeigen zu können.

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Walter Serif
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Mit seinem Produkt ist Rissel einer der Marktführer weltweit. Es gibt Mitbewerber in England, den USA und natürlich China. Aber die anderen haben keinen Direktvertrieb. Bei Flatlift können Kunden dagegen direkt kaufen und mit ein wenig handwerklichem Geschick ihr Liftsystem selber installieren. Allerdings hat der Wormser ebenfalls Vertriebspartner, Schreiner oder Fachleute, die sich mit dem Einbau von Unterhaltungselektronik auskennen und die die Abwicklung vor Ort erledigen.

Gleichwohl weiß Rissel, dass er ein erklärungsbedürftiges Produkt anbietet. „Aber wir holen die Kunden über die Beratung ab und erledigen das Projektmanagement vom Anfang bis zum Ende“, sagt der Firmenchef. Das zahlt sich am Ende auch aus. Die Reklamationsquote liegt bei unter einem Prozent. In der überwiegenden Zahl der Fälle handle es sich um Frachtschäden, drei Prozent seien Anwenderfehler, zwei Prozent ein Elektronik-Problem.

Vor 19 Jahren keine Ahnung

Und wer sind denn nun die Kunden von Flatlift? „Das sind Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, die allerdings Wert auf eine gewisse Ästhetik im Wohnbereich legen“, erläutert Rissel. Sie hätten dann beispielsweise lieber ein Kunstwerk an der Wand als einen schwarzen rechteckigen Rahmen, der nur ab und zu zum Leben erweckt wird. Rissels Technik sorgt dann dafür, dass die Kunst nach oben oder zur Seite schwingt und dann den Blick auf den Fernseher freigibt.

Dabei hatte Rissel von 19 Jahren keine Ahnung, wohin die Reise gehen würde. Der gelernte Gas-Wasser-Installateur machte sein Fachabi in der Carl-Benz-Schule in Mannheim in der Fachrichtung Maschinenbau. Außerdem interessierte er sich für Architektur und Kunst, entwickelte also selbst einen Sinn für Ästhetik. Irgendwann stellte sich dann die Frage, ob er sich nicht als Unternehmer selbstständig machen sollte. Ein mutiger Schritt, war doch zu diesem Zeitpunkt ein Kind unterwegs, ein eigenes Haus musste abbezahlt werden. „Im Rückblick habe ich vieles richtig gemacht - und aus den Fehlern konstruktiv gelernt.“ Von Patentrecht beispielsweise hatte er zu Beginn seiner Unternehmer-Karriere überhaupt keine Ahnung. Das habe er sich dann eben draufgeschafft. „Als Unternehmer musst du dich sowieso permanent selbst hinterfragen? Ist dein Produkt noch zeitgemäß? Musst du irgendwo nachbessern? Wie sind die Entwicklungen auf deinem Markt?“

Die Entwicklungen spielten ihm nicht zuletzt durch Corona in die Karten. Für Video-Konferenzen braucht es Bildschirme. Und so stattete er in der Schweiz mehrere Banken mit Lift-Systemen aus.

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