Kunst

Ausstellung im Schwetzinger Palais Hirsch für Heinz Friedrich

Heinz Friedrich kommt im Februar 1924 in Schwetzingen zur Welt. Dort wird auch 100 Jahre später an sein Werk gedacht. Warum er nie von der figurativen Kunst abwich und was es mit "Die Wilden" auf sich hat

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In „Spargelernte“ verlieh Heinz Friedrich seiner Liebe für die Landschaftsmalerei Ausdruck. Es entstand im Jahr 1991. © Helmut Orpel

Figurative Kunst galt in der jungen Bundesrepublik als unmodern. Im Gegensatz zum östlichen Teil des damals gespaltenen Landes, der DDR, dominierten im Westen die abstrakten Bilder. Auch dem 1924 in Schwetzingen geborenen Heinz Friedrich war der Einstieg in den Künstlerberuf nach dem Krieg aufgrund dieser Disposition nicht leichtgefallen. Trotzdem ging er den einmal eingeschlagenen figurativen Weg unbeirrt weiter. So erlangte er mit seiner sehr authentisch wirkenden Kunst eine Wertschätzung, die über seinen Tod hinaus Bestand hat.

Heinz Friedrichs 100. Geburtstag ist Anlass für die Ausstellung im Schwetzinger Palais Hirsch 

Heinz Friedrich hatte nach der Volksschule, wie es damals hieß, eine Maurerlehre absolviert und war 1942 zum Militär eingezogen worden. Dabei hatte er insofern Glück im Unglück, weil er in Italien interniert war und bereits 1945 wieder zurückkommen konnte. Genau wie sein langjähriger Wegbegleiter, Erich Schuh, der jetzt aus Anlass von Friedrichs 100. Geburtstag im Schwetzinger Palais Hirsch eine große Retrospektive organisiert, zu berichten weiß. Diese Ausstellung wurde begleitet von einer kleineren, in Friedrichs Schwetzinger Stammlokal, dem „Blauen Loch“. Diese ist jedoch bereits beendet.

Friedrichs Zeichentalent war schon in früher Jugend aufgefallen. Bis ins hohe Alter war der Zeichenblock sein ständiger Begleiter. Auch als Karikaturist hatte er sich einen Namen gemacht und seine Karikaturen zu aktuellen Themen bei unterschiedlichen Tageszeitungen in der Region veröffentlicht.

Darüber hinaus war er als Bühnenbildner tätig. So hatte er - wie der Schwetzinger Stadthistoriker, Andreas Moosbrugger, mit seiner umfangreichen Sammlung belegen kann - im Stadttheater Baden-Baden das Bühnenbild zu Eugéne Ionescos Drama „Die Nashörner“ geschaffen und darüber hinaus viele Kulissen für das Heidelberger Stadttheater gestaltet. Nicht unerwähnt sollen in diesem Zusammenhang die großen Wandbilder bleiben, wie zum Beispiel das großformatige Wandgemälde „Korkernte“, das er 1964 für die VR-Bank in der Mannheimer Augustaanlage geschaffen hat.

Neben Zeichnungen und der Malerei, Bühnenbildern und Wandgemälden, gibt es ein umfangreiches grafisches Werk, das Holz- und Linolschnitt umfasst. In diesem Zusammenhang erwähnenswert sind auch die grafischen Mappenwerke über die regionalen Highlights, wie zum Beispiel den Schwetzinger Schlossgarten. Was das Genre angeht, war Heinz Friedrich ein Freund des schönen Augenblicks. Er liebte die Landschaft, den Akt, das Stillleben.

Heinz Friedrich wurde als Porträtmaler hochgeschätzt

Als Porträtmaler war er hochgeschätzt und zahlreiche Zeitgenossen aus seiner Umgebung können sich glücklich schätzen, von ihm porträtiert worden zu sein. Reisebilder sind ein weiteres Genre, das bei Friedrich zu einer erstaunlichen Blüte heranreifte. So verbrachte er einige Jahre in der Republik Südafrika und ließ sich von den dortigen Eindrücken inspirieren. Später unternahm er zusammen mit seiner Frau Helga viele Fernreisen. Von Bali gibt es in der Schwetzinger Ausstellung einige beeindruckende Porträts von Menschen, denen er dort begegnet ist.

Dieser Erfolg war ihm, wie schon aus der eingangs erwähnten Biografie hervorgeht, nicht in die Wiege gelegt. Heimgekehrt aus Italien begann er mit dem Studium an der Kunstakademie Stuttgart. Dort hatte damals Willi Baumeister, einer der bedeutendsten abstrakten Maler jener Zeit, großen Einfluss. Vielleicht war dieser Einfluss 1948 auch der Grund für seinen Wechsel nach Karlsruhe, wo er offensichtlich auf mehr Verständnis stieß.

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An der Kunstakademie Karlsruhe war Wilhelm Schnarrenberger sein Lehrer. Schnarrenberger war ein Maler der Neuen Sachlichkeit, also einer figurativen, an der Realität orientierten Kunstrichtung, mit der sich Friedrich offenbar besser identifizieren konnte. Der Realismus ist der rote Faden, der sich durch sein ganzes Lebenswerk zieht. Allerdings ist Friedrichs Kolorit schon in den 1950er-Jahren sehr viel leuchtender und duftiger als das seines Karlsruher Lehrers. In diesem Zusammenhang verweist Schuh auf Hans Purrmann (1880-1966), vor dessen oft in mediterranem Kolorit gemalten Bildern Friedrich eine große Hochachtung gehabt habe.

Die leuchtenden Farben dieses, in Speyer geborenen Malers verweisen auf Henri Matisse. In dessen Atelier und an dessen Schule in Paris hatte Purrmann bis zum Kriegsausbruch 1914 studiert und auch gelehrt. Bei diesem Pionier der modernen Malerei stand die frei schwingende Farbe im Zentrum, weswegen Kritiker jener Zeit den Stil von Matisse „Fauvismus“ nannten. Die deutsche Bezeichnung dafür lautet „Die Wilden“. Als einen solchen sah sich Friedrich auch noch in seinen späten Jahren, wie Erich Schuh lächelnd erzählt.

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