Weihnachtsrätsel Teil 8

Bohemien mit „blasphemischer Schamlosigkeit“

Ein Künstler, der 1925 in Mannheim nicht die Anerkennung erhielt, die er erwartete, prägte dennoch die Kunstwelt. Seine Werke, einst provokant, sind heute in renommierten Museen zu finden.

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Ein bisschen sauer soll dieser Mann gewesen sein. Damals. 1925. Zur epochalen Mannheimer Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ soll er vier seiner wertvollen Gemälde geschickt haben – doch nur drei wurden vom damaligen Kunsthallendirektor Gustav Friedrich Hartlaub auserwählt und am Ende am Friedrichsplatz gezeigt. Für die schillernde Künstlerpersönlichkeit und den engen Freund von George Grosz war das offenbar ein Affront, zumal der gesuchte Künstler, 1894 in Aachen geboren, als eleganter Bohemien mit großer Ausstrahlung gegolten und als innovativer Vorreiter neuer Bildwelten sicherlich auch einige Diva-Qualitäten vorzuweisen hatte.

Dies also ist die Geschichte eines Künstlers, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige Bedeutung erlangte. Die Kunstkritik lobte seine technische Perfektion, obwohl sie seine Werke mitunter auch als ganz schön provokant empfand. So stellten Experten zum einen zwar eine „blasphemische Schamlosigkeit der Gesinnung“ fest, eine „Liebe zu handwerklicher Vollkommenheit“ jedoch zum anderen.

Bereits in den Kriegsjahren entwickelte er eine Bildsprache, die durch Realismus und Detailtreue beeindruckte. Heute gilt er als einer, der dem Magischen Realismus genauso den Weg bereitet hat wie der Neuen Sachlichkeit.

Er war für die damalige Zeit sehr umzugslustig. In den Jahren des Umbruchs nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er in Berlin zum Umkreis der kulturrevolutionären Erneuerer um die Zeitschrift „Die Neue Jugend“, „Dada“ und „Novembergruppe“, wie eine Kunsthistorikerin schreibt. In München wiederum schloss er sich mit Gleichgesinnten zusammen und plante sogar den Bau einer gemeinsamen Villa. In seiner Kölner Zeit 1928 bis 1932 gehörte der Gesuchte zum Kreis um die Kölner Progressiven und gründete zusammen mit Heinrich Hoerle, Franz Wilhelm Seiwert, Ahlers-Hestermann und Ludwig Ronig die Gruppe 32. Ein Aufenthalt in Spanien dazwischen prägte seine Werke nachhaltig. Heute sind sie in renommierten Museen weltweit zu finden, darunter in München, Hannover, Antibes und anderen. Trotz der Verluste haben einige „entartete“ Gemälde die Kriegswirren überstanden, wurden von Sammlern und Museen bewahrt. 1970 in Haut-de-Cagnes verstorben, gilt sein Spätwerk als Oase der Ruhe in einer unruhigen Welt. Im Rätsel suchen wir seinen Nachnamen.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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