Eppelheim. Wie Artefakte einer untergegangenen Ethnie wirken die Stelen im lichtdurchfluteten Atelierraum der Künstlerin Dao Droste. Schlanke, hoch aufragende Bronzeplastiken, die farbig patiniert sind, begrüßen den Betrachter in Gestalt einer stillen Prozession. Die fremdartig wirkenden Farbmuster auf dem Metall bilden einen starken Kontrast zum goldbraunen Grundton der Bronze. Ästhetisch verschmelzen in den an sich dreidimensionalen Arbeiten von Dao Droste die Gattungen Malerei und Plastik, somit die zweite mit der dritten Dimension.
Dao Drostes Werke nehmen Bezug aufeinander
Neben diesen schlanken Bronzesilhouetten befinden sich Terrakotten, die wie Fragmente ehemaliger Heiligtümer wirken. Wie bei den Bronzen ist auch hier die Oberfläche durch die Glasur malerisch gestaltet, sodass auch in diesen Formen Malerei und Skulptur ineinander übergehen. Stelen und Fragmente liegen bei dieser Anordnung nicht planlos nebeneinander, sondern werden bewusst zueinander in Beziehung gesetzt.
Darüber hinaus nehmen die einzelnen Elemente der Installationen auf den sie umgebenden Raum Bezug. An den Wänden hängen Bilder, Malereien, Bildhauerzeichnungen. Diese können als malerische Variationen der räumlichen Situation gedeutet werden, die durch die Installation entsteht.
Bei ihren Arbeiten vermeidet Dao Droste den zentralperspektivischen Aufbau, der für die westliche Kunst so fundamental ist. Sie haben weder Fluchtpunkte noch suggerieren sie Räumlichkeit. Die Figuration ist hier geometrisch abstrakt, deutlich durch Linien umrissen, jedoch nicht umgrenzt. Die Übergänge zwischen Figur und Bildraum sind fließend und können in manchen ihrer Werke als komplimentierendes Wechselspiel zwischen Positiv- und Negativformen gedeutet werden.
Im Werk erkennbar bleiben auch die Spuren der Bearbeitung. Ritzungen mit dem Pinselstiel oder Übermalungen werden bewusst stehengelassen, um so das Prozesshafte dieser Malerei zu betonen.
Dao Droste ist mit ihrer Kunst und Vorträgen "in der ganzen Welt zu Hause"
Dao Droste lebt und arbeitet schon seit vielen Jahren in Eppelheim, fühlt sich aber in der ganzen Welt zu Hause. Dies zeigen nicht zuletzt die zahlreichen internationalen Ausstellungen, die Lehraufträge für Bildhauerei an der Akademie Schloss Rotenfels (Gaggenau) und die Beteiligung an internationalen Symposien wie dem One-World-Award in Modena (Italien).
Ihre biografischen Wurzeln befinden sich in Südostasien, genauer gesagt in Vietnam. Noch während des Vietnamkrieges kam sie nach Deutschland und studierte hier Chemie. In diesem Fach hat sie auch promoviert. Das fundierte Wissen um chemische Reaktionen und deren Resultate kam ihrer Kunst zugute, denn sowohl bei der Keramikglasur als auch bei der Patinierung der Bronzen bis hin zu der Feinheit verlangt ein profundes Wissen und langjährige Erfahrung.
Die Eppelheimer Künstlerin las schon früh Literatur von Lao-Tse
Aber Kunst wäre nur Handwerk, käme nicht noch ein geistiger Faktor hinzu, der bei Dao Droste besonders durch ihre Herkunft begründet ist. Der spirituelle Kosmos Asiens hat ihr Fühlen, Denken und Handeln nachhaltig geprägt. Das war zum einen der Daoismus, der lehrt, dass der Weg das Ziel sei.
Das Buch „Tao Te King“ von Lao-Tse hat sie schon als Teenager studiert. „Aber ein bisschen Konfuzianismus ist bei mir auch dabei“, fügt die Künstlerin lächelnd hinzu. Denn, so ihre Auffassung, man würde ja sonst die Realität aus den Augen verlieren.
Weitere Informationen unter www.daodroste.de.
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