Jahresausstellung

Sich an satten Farben berauschen: Dao Droste öffnet ihr Atelier in Eppelheim

Die Künstlerin Dao Droste aus Eppelheim lädt nach längerer Pause wieder in ihr Atelier in der Wasserturmstraße ein. Wir haben uns bei ihrer Jahresausstellung, die noch bis 9. Dezember geöffnet ist, umgeschaut.

Von 
Andreas Wühler
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Künstlerin Dao Droste freute sich sehr über den großartigen Zuspruch ihrer Vernissage im November. © Sabine Geschwill

Eppelheim. Passender war wohl selten der Titel einer Ausstellung gewählt. „Rückkehr zur Einfachheit“ nennt die Eppelheimer Künstlerin Dao Droste ihre mittlerweile 31. Jahresausstellung, die noch bis 9. Dezember in ihrer Atelier-Galerie in der Wasserturmstraße 56 zu erleben ist. Es ist eine Rückkehr in vielerlei Hinsicht. Die Künstlerin wendet ihren Blick zurück in ihre Heimat Vietnam, auf deren Farbenpracht und ihre Kindheit, für die zahlreichen Besucher, die am Eröffnungswochenende zur Ausstellung kamen, war es die Rückkehr einer liebgewordenen Tradition. Schon 30 Mal lud Dao Droste zur Jahresausstellung in ihr Atelier ein - bis zur 31. Ausstellung sollten sechs Jahre ins Land gehen. Jahre, die nicht nur, aber überwiegend der Corona-Pandemie geschuldet sind.

Doch die mageren Jahre gingen am vergangenen Samstag zu Ende – es war eine Heimkehr für die Besucher, die Kunst und Dao Droste. Gewohnt herzlich begrüßte die Künstlerin jeden Besucher mit einem Wort, einem Lächeln und ließ ansonsten ihre Bilder und Skulpturen sprechen. Und die Gäste waren dankbar, in die Ausstellungsräume zurückkehren zu dürfen – für viele gehört die Ausstellung zum Jahresausklang einfach dazu.

Wohin man auch blickt: Überall sieht man in der Ausstellung faszinierende Kunst, wie zum Beispiel hier die Köpfe aus Bronze auf der Fensterbank der Atelier-Galerie. © Sabine Geschwill

Wie schnell ersichtlich wird – Dao Droste hatte die Jahre ohne Kunstbetrieb genutzt, ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Zupass kam ihr ein Aufenthalt in Österreich, wo sie als Stipendiatin eine Woche in einem Atelier an der Donau verbrachte. Das Atelier mit seinen bodentiefen Fenstern lag direkt am Fluss - eine tägliche Inspiration. Das Wasser, die Farben, all das rief Erinnerungen an ihre Kindheit in Vietnam wach, ein Land, das sie mit 19 Jahren verließ. Eine glückliche Zeit, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Zeitung, „auch wenn wir nichts hatten“. Womit sie die materiellen Güter meint und die Fähigkeit von Kindern beschreibt, sich selbst und ihrer Fantasie genüge zu sein. Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein, umreißt sie ihr Credo und kann es mit einem Blick auf die Welt nicht fassen warum sich die Menschen das Leben so schwermachen. Dabei ist es doch aller Ziel, glücklich zu sein.

Jahresausstelung von Dao Droste in Eppelheim: Schutz der Umwelt verschrieben

Womit sie die Rückkehr zur Einfachheit wörtlich meint, denn Dao Droste ist nicht nur bekennende Taoistin, sondern hat sich aus diesem Glauben heraus auch dem Schutz der Umwelt verschrieben. Als Beispiel sei nur die von ihr geschaffene Statue für den „One World Award“ genannt, der in den 1990er Jahren vom Naturkost-Unternehmen Rapunzel ins Leben gerufen wurde und zu dessen Preisträgern sie mittlerweile selbst zählt.

Hans und Sabine Robker waren begeistert von der Ausstellung. © Sabine Geschwill

Es waren wohl diese zwei Gedankengänge, die ihren Niederschlag in der neuen Ausstellung fanden. Zu wissen, dass für den Schutz der Umwelt ein Umdenken nötig ist, weg vom Überfluss, hin zur Einfachheit, und die von den Wellen der Donau geweckten Erinnerungen an ihre Kindheit, aus der sie noch weiß, wie einfach es sein kann, glücklich zu sein. Wobei, die Verbindung nach Vietnam, wo sie in Saigon mit elf Geschwistern aufwuchs, riss nie ab, Besuche sind die Regel und die Erinnerung lebt ihn ihr. Doch die Farben waren verblasst. Nun von den Farben der Donau neu beseelt. Was ihren Bildern, die in satten Rottönen funkeln, anzumerken ist. Das Rot erinnert sie an den Hibiskus ihrer Kindheit. Auch der Ginkgo hat wieder in ihre figurale Welt Einzug gehalten.

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Mit 19 Jahren verließ sie ihre Heimat. In Deutschland studierte sie Chemie, promovierte, übt den Beruf jedoch nicht aus, sondern wand sich der Bildhauerei und der Malerei zu. Seit 1983 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig, 1987 eröffnete sich ihr Atelier in der Wasserturmstraße und mittlerweile ist sie national und international als Malerin, Bildhauerin und Installationskünstlerin gefragt. Dieser naturwissenschaftliche Hintergrund zeigte sich in ihren frühen Werken, die sich meist in abstrakter Form zurücknehmen, ihre Farbigkeit nicht ausleben. Wie auch viele Gemälde aus dieser Zeit keinen Titel haben, in ihrer Anonymität viel Raum für Deutung lassen.

Jahresausstelung von Dao Droste in Eppelheim: Titel als Fremdenführer

Davon will die „Rückkehr zur Einfachheit“ nichts wissen, sie nennt Namen, geizt nicht mit Farbe und nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in die Fantasie. Was natürlich auch früher schon der Fall war, doch der Titel eines Bildes wirkte quasi wie ein Fremdenführer, gibt die Richtung vor. Der „Kampf um Wunderblume“ lässt vor dem inneren Auge die Farben in Stellung gehen und der „Fischwagen“ wird zum abenteuerlichen Gefährt, das die Künstlerin selbst „ganz witzig“ findet. Was auch einen großen Teil ihrer Arbeit ausmacht - aus dem Bauch heraus Gefühle auf die Leinwand zu bringen und sich erstaunt das Ergebnis zu betrachten. Nicht immer lenkt das Bewusstsein den Pinsel.

Sehr schön in der Ausstellung ist, dass Dao Droste auch Werke aus früheren Epochen zeigt. Da hängen Bilder aus dem Zyklus Mayahana, von der Jahrtausendwende, neben der „Artenvielfalt“ oder dem Zyklus „homo et natura“. Besonders augenfällig ist dies auf der Seitenwand in ihrem Atelier, wo nebeneinander fünf Bilder hängen, die in einem Zeitraum von rund 20 Jahren entstanden sind. Die Farben wenden sich immer mehr dem Licht zu, schwarz und weiß weichen bunten, warmen, erdigen Tönen und die Abstraktion wird weniger streng, auch wenn die skizzierten Figuren weiterhin als Modell, als Gefäß für viele verschiedene Menschen stehen können.

Dao Droste inmitten ihrer Kunstwerke. © Sabine Geschwill

Dazwischen ihre überlebensgroßen Skulpturen voller ehrfurchtsgebietender Strenge – Home et Natur sind der überlebensgroße, figurale Widerstreit zwischen der Natur und dem Anspruchsdenken der Menschen. Eher versöhnend die Figur Mutter Erde, die im Eingangsbereich der Ausstellung die Besucher erwartet, flankiert von den Ton-Köpfen der Installation „diesseits, jenseits“.

Das perfekte Entree in eine sehenswerte Ausstellung, die das Schaffen der Künstlerin reflektierend auf den Punkt bringt, die mit ihrer Vielfalt überrascht und die immer wieder mit Überraschungen aufwartet, bei der fast jedes Bild zur Erzählung wird, die Skulpturen, allen voran das Modell der Großplastik „Bewegung“ zeigen, dass Dao Droste noch lang e in selbiger bleiben wird.

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