Mannheim. Zwei Künstlerinnen mit Atelier im Alten Güteramt laden befreundete Kolleginnen und Kollegen ein, die Idee von „Two decks_up and down“ weiterzuführen, nämlich Mannheimer Kunst mit anderen Einflüssen zu mischen, was allen guttut. Wer die Tür öffnet, tritt auf eine schöne und originelle Teppichinstallation von Inessa Siebert, die bislang ganz andere Arbeiten zeigte. Die Absolventin der FKAM (Freie Kunstakademie Mannheim) zeigte zuletzt in Port25 ihre Fotogramme, aber auch Spiegelgemälde im Kunstverein Viernheim. Hier im Alten Güteramt wartet sie mit einer weiteren Installation auf, die aus einem schwarzen Vorhang und dem Sound eines Stückes von Laurie Anderson besteht. Die Musikerin fragt in den kleinen Raum hinein nach Freiheit und Gleichheit .
Weiter geht’s mit einer Wand- und Deckenarbeit von Magnus von Stetten, der an der HBK Braunschweig studierte, heute in Köln lebt, auch schon an der FKAM unterrichtete und derzeit zudem in der Mondrian-Ausstellung zu sehen ist. Seine modulare Arbeit zieht sich kunterbunt aus Dachlattenstücken über die Wand und hinterlässt quasi vollautomatisch eine Rahmung der abgeschupperten Fläche dahinter. Sehr originell für konkrete Kunst, wie immer erschließt sich dieses Werk erst bei näherer Betrachtung vollends.
Vom Fahrradschlauch zum Papier
Fritzi Haußmann, Trägerin des Pfalzpreises 2021, ebenfalls Studium an der FKAM, geht hier und heute mit ihren Reifenobjekten neue Wege. Schon vielfach ausgestellt und bewundert wurde, was sie aus Fahrradschläuchen baut, gar zeichnet. Hier verbindet sie die runden und weichen Schläuche mit den eckigen Kanten einer Türfüllung samt Tür. Das sieht dann so aus, als würden die Gummiartefakte aus einem zu engen Raum in die Freiheit quellen.
Jutta Steudle, Absolventin der Kunstakademie Karlsruhe, hat auch für diesen Ort neue Arbeiten geschaffen: Ganz und gar erstaunlich wirkt ihr Werk „noch“, das vollkommen irrwitzig als Vorhang vor einer Tür beginnt und als Fetzen am Boden endet. Dass die Künstlerin mit bemaltem Papier arbeitet, entdecken die interessierten Betrachter spät, aber auch dass sich Jutta Steudle hier auf heftige Farbspiele mit Boden und Wand einlässt!
Objekte aus Knete
Ganz anders wieder Henrik Jacob aus Berlin, Absolvent der Hochschule für Künste Bremen, der vielfältige Kontakte zur Kunst in der Region hat, und ebenfalls an der FKAM unterrichtete. Sein Metier ist Knete, sprich das bei Kindern beliebte Material, das er aber zu wirklich großen und imposanten Stücken formt, wie etwa einer Bar. Hier ist er aber eher kleinformatig unterwegs, sein Plattenspieler, der sogar läuft, ist absolut verblüffend. Aber ganz neu ist seine Arbeit der Vermessung: Im Obergeschoss des Alten Güteramts hat er eine „Gütervermessungsstelle“ eingerichtet. Objekte aller Art wurden sorgfältig vermessen und ihre Dimensionen mit Schlagschnur und Pigmenten auf die Wand aufgetragen. Absurd und großartig wie die ganze Ausstellung!
Güterhallenstr. 18a, Di 16 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr, Finissage am 29.Okt., 11 bis 16 Uhr.
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