„Der Tod wird kommen“, das neue Werk des preisgekrönten Autorenfilmers Christoph Hochhäusler, feiert beim Internationalen Filmfestival Mannnheim-Heidelberg (IFFMH) Deutschlandpremiere. Der Regisseur und sein Team sprechen nach der Vorführung im Mannheimer Stadthaus über die deutsch-luxemburgisch-belgische Produktion, die ihre Weltpremiere im August bei den Filmfestspielen von Locarno hatte.
Wird hier, in seinen Figuren, eine überkommene Form von Männlichkeit zu Grabe getragen? Er glaube ja, sagt Regisseur Christoph Hochhäusler. „Das ist schon eine Art von .long Goodbye’ für diesen Typus Mann“, meint er im Nachgespräch zur Deutschlandpremiere. Lange sei Männlichkeit „sehr stark destruktiv geprägt“ gewesen, und „ein ganz großer Teil dieses Missvergnügens, das ich gerade an der Welt empfinde, hat mit diesen Männern zu tun“, fügt er beim „Question & Answer“ im Mannheimer Stadthaus hinzu, an dem auch seine langjährige Produzentin Bettina Brokemper (die 2021 mit einer IFFMH-Hommage geehrt wurde), Hauptdarstellerin Sophie Verbeeck sowie Autor Ulrich Peltzer teilnehmen, der zusammen mit dem Regisseur das Drehbuch schrieb.
„Der Tod wird kommen“ - „La mort viendra“ - ist ein Thriller in Tradition des französischen Gangsterfilms, zumindest vordergründig. Zugleich sei dies „ist eine Art von Liebesdienst gegenüber einem Genre, das auch nicht so bleiben kann, wie es war“, so Hochhäusler. „Und das ich aber in der alten Form liebe.“ Wie es uns mit vielen Dingen so gehe: Wir wissen, sie müssen sich verändern, auch wenn sie gleichzeitig eine eigene Schönheit besitzen.
Zum Inhalt des in französischer Sprache gedrehten Films: Ein Kurier, der für den alternden Brüsseler Gangsterboss Charles Mahr (Louis-Do de Lencquesaing) Geld in einem Gemälde schmuggelt, wird erst an die Polizei verraten und dann, nachdem er auf Kaution entlassen wurde, ermordet. Mahr betraut Auftragskillerin Tez (charismatisch: Sophie Verbeeck) herauszufinden, wer dahinter steckt. Bald findet Tez sich in einem undurchsichtigen Netz aus Macht- und Nachfolgekampf wieder, in die auch der schmierige Ganove Patric de Boer (Marc Limpach) und dessen teuflische Advokatin Julie Despontes (Hilde Van Mieghem) verstrickt sind.
Gangsterdämmerung und zukunftsweisende Frauenfiguren
Tatsächlich fühlt sich der Film weniger als Thriller, denn als Abgesang auf einen untergehenden Archetypus an - auf den alten weißen Verbrecher. Eine Gangsterdämmerung, die mit einer verzwickten „Whodunit“-Tätersuche verquickt ist. „La mort viendra“ schreitet über weite Strecke mit ruhigem Tempo und Temperament zur (Blut-)Tat. Erst in der zweiten Hälfte eskaliert die Gewalt und es gibt auch eine rasante Um-Leben-und-Tod-Actionszene in einem verlassenen alten Gebäude.
Prägnant sind aber vor allem die Genre- und Erwartungsbrüche, die Nebenschauplätze und Abschweifungen, vor allem auch: die in die Zukunft weisenden Frauenfiguren. Zugleich besticht dieses Sittengemälde einer moribunden Unterwelt mit seiner in dunkle, ausbleichende Farbtöne gesetzten Szenografie. Regulärer Kinostart ist im Mai 2025. mav
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